Mittwoch, 27. Juli 2016
MeMadeMittwoch - Sonderedition: Koffer packen. Ein einfach genähtes Oberteil aus Viskosejersey
Der letzte Me made Mittwoch vor der Sommerpause ist traditionell der Urlaubsgarderobe gewidmet. Ich habe mangels Urlaub im Moment keinen gut gefüllten Koffer vorzuweisen, aber ich habe das Problem der kurzärmeligen, luftigen Oberteile zumindest teilweise gelöst. Einen guten Schnitt für kurzärmelige Webstoffoberteile suche ich noch, aber meinen Restbestand an Viskosejerseys werde ich zu Nummer 125 aus Burdastyle 8/2016, ein T-Shirt mit überschnittenen Schultern und einer Art angeschnittener Schluppe verarbeiten.
Vor ein paar Jahren waren solche Jerseys omnipräsent auf dem Markt, ich hatte einige gekauft, und erst später gemerkt, dass ich Viskosejerseys nicht besonders gerne anziehe: Wenn es wirklich warm ist, finde ich sie zu warm, dicht und schwer, in der kälteren Jahreshälfte sind sie für meinen Geschmack zu dünn und substanzlos.
Zu dem Schnitt aus der Augustburda passen die flutschigen, fließenden Jerseys aber sehr gut und das Oberteil ist auch noch sehr schnell genäht - man könnte ohne weiteres noch drei bis fünf Stück in der Nacht vor der Abreise runterrattern.
Das Säumen der angeschnittenen Bänder und des vorderen Ausschnitts ist die größte Herausforderung. Mit der Zwillingsnadel traktiere ich mein Nerven nicht mehr (ich sage nur: kilometerlange Probenähte und beim eigentlichen Saum funktioniert dann nichts...), eine Coverlock habe ich nicht, abgesehen davon, dass gecoverte Säume an der Stelle möglicherweise sowieso zu knubbelig wären. Ich mache also etwas vollkommen Verbotenes: Ich klebe die Säume vor, bevor ich sie mit Elastikstich nähe.
Ich verwende einen ganz normalen Klebestift aus dem Bürobedarf - die meisten Marken sind bei 30° oder im kalten Wasser auswaschbar. Die Nahtzugabe schneide ich erstmal nicht zurück, es näht sich besser, wenn das Füßchen über doppelten Stoff gleitet. Stattdessen klebe ich die Nahtzugabe fest, der Rand wird dadurch stabilisiert und dehnt sich beim Nähen nicht aus.
Die Säume nähe ich in etwa 5 mm Breite fest, mit einem schmalen Elastikstich, der wie ein Blitz aussieht. Ein schmal eingestellter Zickzackstich geht genauso gut. Anschließend schneide ich die Nahtzugabe bis an die Stiche zurück - dazu muss man das Geklebte stellenweise wieder abpulen. Das Oberteil ziehe ich dann mit dem Kleber im Saum auch gleich an. Der Saum ist etwas härter als der Rest, das stört beim Tragen nicht und wäscht sich dann nach und nach heraus. Die fertig genähten Oberteile können von der Maschine also gleich in den Koffer wandern.
Bei dem sehr dehnbaren Viskosejersey empfiehlt es sich auch, die Schulternähte und den hinteren Halsausschnitt mit einem eingenhten Band oder einem Streifen Einlage zu stabilisieren. Ich hatte im hinteren Ausschnitt zuerst keine Verstärkung und habe dann in das fertige Oberteil noch einen Streifen Einlage hineinoperiert, weil der relative schwere Knoten vorne das ganze Oberteil nach vorne zieht und der Auschnitt beim Tragen ausleierte - schulterfrei ist der Schnitt ja nicht gedacht. Das T-Shirt hat trotzdem eine gewisse Tendenz zur Formlosigkeit, aber für ein lockeres Sommeroberteil finde ich das in Ordnung.
Ergänzt: Der Schnitt funktioniert auch mit dünnem Webstoff, sagt die Burda-Community, siehe hier und hier.
Die Bilder entstanden am Wochenende in Königswusterhausen - zum Jerseyoberteil trage ich einen (verknitterten) Leinen-Baumwoll-Rock (Nr. 106, Burdastyle 5/2012, genäht 2013).
Später werde ich mal schauen, ob ich in den Urlaubskoffern des MeMadeMittwochs heute doch noch einen Schnitt für Webstoffoberteile finde.
Schnittdetails kurzgefasst:
Schnitt: 125 aus Burdastyle 8/2016
Material: dünner Viskosejersey
Größe 38, unterhalb der Brustlinie etwas enger genäht, Bund unten weggelassen
Schulternähte mit eingenähtem Band verstärkt, hinteren Halsausschnitt mit einem schmalen Streifen Bügeleinlage stabilisiert
26 Kommentare:
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Ah. Du hast es auch schon genäht. Das Shirt ist schön. Und kleben, auf die Idee muss man erst mal kommen.
AntwortenLöschenJa. Und covern ums Eck könnte vielleicht meine Maschine aber ich nicht.
Den Rock finde ich auch sehr schön.
Lg Monika
Ein wirklich schöner shirtschnitt, mit der schluppe was besonderes. LG anja
AntwortenLöschenSpannender Schnitt, danke für die Vorstellung. Es eignet sich aber wohl nur ein Stoff bei dem Vorder- und Rückseite identisch sind, sonst schaut die Schuppe merkwürdig aus - klassich bedruckte Jerseys fallen eher aus. Deinen Rock finde ich ganz zauberhaft, so ein Modell wollte ich auch immer nochmal nähen. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenJetzt habe ich gleich mal bei Burda geschaut. Ich denke den Schnitt sollte man unbedingt mal aus Webstoff probieren, dann ist auch die Schluppe leichter. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenP.S. Bei Jersey hefte ich Säume mit 5 mm Stichlänge und geringer Fadenspannung vor. Geht eventuell schneller als Kleben.
Ach, ich vergaß: Bei Burdastyle.de im Forum hat schon jemand das Shirt aus dünnem Webstoff gezeigt, das geht also.
LöschenFabelhaft! Eine sehr schöne Kombi und obwohl ich sonst etwas kritisch auf so geknotete Sachen schaue, gefällt mir das Shirt sehr (an dir)!
AntwortenLöschenDas mit dem Klebestift muss ich mir merken, gute Idee!
Liebe Grüße,
Luise
Viele lieben Dank für deinen ausfürlichen Post. Wegen dieses Shirtschnittes habe ich die Burda gekauft,wurde aber durch das Titelmodell abgelenkt. Der Trick mit dem Klebestift ist notiert. LG Carola
AntwortenLöschenMit dem Shirt hab ich auch schon geliebäugelt. Deine Version finde ich sehr schön! Den Blitzstich benutze ich auch immer, wenn ich für mich Viskosejerseys vernähe.
AntwortenLöschenLG Dana
Schick geworden bei Dir!
AntwortenLöschenNicht nur Schulterfrei, bei mir war das Shirt gleich Busen-Frei ... wie findest Du die Passform? Meins war definitiv zu groß, ausgewählt eigentlich nach Maßtabelle, ich hätte aber lieber die (1 bis 2 Nr kleinere) Kaufgröße nehmen sollen.
Einen schönen Sommer wünscht Dir Tily
Ja, da stimme ich dir zu - der Schnitt ziemlich groß. Ich nähe bei Burda allerdings meistens 1 Nummer kleiner, als mir laut Tabelle passen sollte, außer bei richtig engen Röcken. Beim ersten Anprobieren dachte ich auch: Huch, das ist jetzt aber ein weiter Ausschnitt - aber mit dem stabilisierten Rückenausschnitt und festem Knoten geht es. Das nächste wird ein bißchen kleiner.
LöschenKlebestift? Echt jetzt? Das MUSS ich mir merken! Fluche ich doch gerade an so einem flutschigen Stoff rum - das wäre ja mal DIE Lösung....
AntwortenLöschenDanke für den Tipp!
Gruß
uta
Gefällt mir auch gut! Und in den Rock (der ist auch total toll) gesteckt überhaupt nicht formlos. Klebestift ist nicht verboten, sondern einfach eine gute Idee.....
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Sabine
Du siehst toll aus!!! ... und Danke für die Verarbeitungstipps. Werde ich mir für nach dem Urlaub merken. Solche Schnell-Näh-Tops sind toll, ich habe auch eines welches ich jetzt insgesamt sechs! Male genäht habe. Tops hat man ohnehin nie zuviel.
AntwortenLöschenviele Grüße!
Das letzte Foto sieht besonders hübsch aus!!!
Welchen Schnitt hast du denn sechs Mal genäht? Ich bin ja immer noch auf der Suche nach einem Serienschnitt für Webstoff.
LöschenDas Shirt ist super. Könnte mir auch gut vorstellen mit den Streifen zu spielen und die eine Schulter im entgegengesetzten Fadenlauf zuzuschneiden. Bei Burda mache ich auch immer 1 - 2 Nummern kleiner. Erst recht bei Teilen die an den Models eh schon oversize aussehen.
AntwortenLöschenLG
Martina
Habe eben ein Flutschjerseykleid mit Pritt-unterstützung gesäumt - klappt super. Danke für den Tip!
LöschenLG
Martina
Gerne! Und deine Idee mit den Streifen merke ich mir mal - einen gestreiften Viskosejersey habe ich noch auf Lager.
LöschenSehr schöne Variante von Streifenshirt. Viscosejersey ist bei mir ganz weit hinten auf der Lieblingsstoffliste. Wasserfallshirt ist das einzige was mir dazu einfällt. Ansonsten brauch ich den auch nicht unter der Nähmaschine.
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Ahhh du warst im Schlosspark! Das Shirt steht dir ganz ausgezeichnet :) Der Schnitt sieht toll aus.
AntwortenLöschenJa, genau. Das Schloss wird ja leider gerade renoviert.
LöschenKleben? Frevel! (Aber ich glaube, dass ganz viele ProfessionistInnen auch häufig zu Tricks greifen, an die Normalsterbliche oder -nähende gar nicht denken.) Also ist kleben definitiv besser, als mit diesen dünnen Stoffklebestreifen zu arbeiten, bei denen hauptsächlich die Nadel klebrig wird.
AntwortenLöschenSo einfach sieht das Shirt mit der Raffung und dem Knoten gar nicht aus, und in der Kombination zaubert es Dir das eine tolle Sanduhr-Figur, finde ich. Sommerliche Grüße! Gabi
Danke! Es gibt ja auch (teure) Spezial-Klebestifte für Stoff, zum Beispiel von Clover, und ich habe den Verdacht, dass das einfach nur anders verpackte Büro-Klebestifte sind...
LöschenIm Heft fand ich den Schnitt echt doof, aber bei Dir gefällt er mir richtig gut! Ich habe immer Streifchen Soluvlies untergelegt, aber Kleben ist defitiv die bessere Variante, danke, dass Du den Tipp nochmal gibst (Deinen Post mit den Tipps und Tricks hab ich mir seinerzeit leider nicht markiert), irgenwie habe ich den nicht immer auf dem Schirm.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Stefanie
Ja, die Webstoffvarianten in der Burda Community habe ich auch schon interessiert begutachtet, aber deine Version aus Viskosejersey finde ich ja sehr hübsch; gefällt mir gut, wenn das Shirt so weich fällt. Viskosejersey ist eh mein bevorzugter Jersey, : ); mal sehen, ob ich mir auch noch eines nähe...
AntwortenLöschenLG von Susanne
Wenn du Viskosejersey magst, ist das dein Schnitt.
LöschenSehr hübsches Top, ich mag diese Knoten-Details sehr. :-)
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