Montag, 12. Juli 2010
Wieviel Neues braucht der Mensch?
Das war es dann mal wieder mit dem Versuch "mal was anderes" zu nähen oder zu tragen. Volumige Schnitte kommen ja von Zeit zu Zeit immer wieder, und obwohl mir die ganze Richtung vom Konzept her gut gefällt, stelle ich meistens dann doch fest, dass körpernähere Schnitte an mir besser aussehen. Ist das eine Frage des Alters, ist meine modische Sozialisation so weit abgeschlossen, dass ich neue Formen nur noch theoretisch gut finden kann? Weil ein bestimmtes Körperbild eingelernt ist, und das Neue zu sehr davon abweicht? Ist das nun der viel beschworene "eigene Stil", oder ist es schon Erstarrung?
Das Oberteil ist der Schnitt 114 aus Burda 8/2009, genäht aus dunkelblauem Interlock vom Maybachmarkt. Die interessante Fältelung im Vorderteil wird von einem schmaleren Futter in Form gehalten, ich habe das Futter hier auch aus Jersey zugeschnitten und konnte mir daher den eigentlich vorgesehenen Reißverschluss sparen.
Hier auf dem Bild ist es schon etwas stärker tailliert als vorgesehen - das kann aber besonders in der Seitenansicht auch nicht viel an dem unvorteilhaften Eindruck ändern. Wobei die modischen Raffungen und Falten an dünnen Berlinmittemädchen mit breiten Schultern und wenig Oberweite durchaus gut aussehen, die tragen dann Leggings oder sehr kurze Röcke dazu, und alles ist gut.
In hingegen fühle mich etwas unförmig, ja konturlos, und ehe ich Obelix' trotzig-beleidigten Ausspruch "Ich bin nicht dick, ich bin nur dick angezogen!" umändere in "... ich trage nur ein sackartiges, aber gerade deswegen total modisches Oberteil!" ändere ich lieber das Shirt.
Schnitt: 114 aus Burda 8/2209
Material: Interlock
17 Kommentare:
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Hast du da aufblasbare Pushps drin?
AntwortenLöschenIch habe mich amüsiert über deine Worte, aber auch ein ganz klein wenig über das untere Photo, ich hoffe, du nimmst mir das nicht krumm.
Liebe Grüsse von Allerleirauh, die in den letzten Jahren ihren Stil doch sehr verändert hat
Also, dick siehst du damit nicht aus, aber nach sehr viel Oberweite. Muss ja nicht schlecht sein.
AntwortenLöschenDu könntest natürlich versuchen, die etwas beuligen Falten festzunähen (keine Ahnung, wie), damit sie nicht so nach oben abstehen. Oder runterbügeln.
Ich denke, die Hüfte/Taille ist sogar eher zu schmal und deswegen schlägt es Querfalten? (Achtung Laienmeinung)
Eigentlich bin ich kein Gürtelfan, aber hier könnte ich mir gut einen Gürtel auf dem Oberteil vorstellen. Aber das muss man selbst mögen.
Aber wie gesagt, dick sieht anders aus. Unförmig ist auch anders. Mir wäre es auf der Straße sicher nicht negativ aufgefallen. Ob dir das jetzt hilft?
Ach, das kenne ich. Ich glaube, bei sehr, sehr wenig Oberweite geht das. Und sonst nicht :-)
AntwortenLöschenAber tröste dich: Du bist nicht allein!
Liebe Grüße, Juli
Ich finde es keinesfalls schlimm. Ich denke auch, die Taille/Hüfte müssten weiter geschnitten sein, damit das Shirt nicht "aufstupft" (?), sondern fällt. Und man ist meistens gut beraten mit der Faustregel "oben weit, unten eng" und umgekehrt (sonst entweder walle-walle-weit oder Mittemädchenknackig-eng). Ich finde die Farbe ganz toll; lässt sich da nicht was retten? Liebe Grüße!
AntwortenLöschengrins......;-)))
AntwortenLöschenvielleicht liegts ja an deinem jerseyinnenbeleg...ich habe solch ähnliche erfahrungen gemacht, vielleicht solltest du einen andren innenbelegsstoff aussuchen ?
jersey bringt manchmal doch sehr viel spannung auf, vorallem wenn nicht alles niet und nagelfest sitzt.....?
aber das shirt ist eindeutig auf dem oktoberfest tragbar... da werden die bayrischen herren zustimmend nicken und sagen :
Jao mei ! die hatt aber en holz vor der hütten !!!
und das kann ( betonung auf kann )
ja auch ein kompliment sein...............
herzliche grüße
stella
ja wenn man sich nicht wohl fühlt dann fühlt man sich glaub nicht wohl. Obwohl ich finde das Oberteil schön ausser oben ist es mir ein wenig zu viel faltig das macht ein wenig wuchtig.Aber vielleicht kann man das ja noch ändern. Noch nicht aufgeben!
AntwortenLöschengrüessli hanna
Als ich heute deine Photos sah, dachte ich du hast Bilder von mir gemacht *gg*,
AntwortenLöschengenauso geht es mir immer wieder wenn ich mich an solche T-Shirt`s wage. Frustriert schmeiß ich sie dann in eine Ecke, oder nähe sie ganz um , und denke soooo viel Busen hab ich doch gar nicht.
Genauso geht es mir aber mit vorne geknoteten.
aber immer wieder denke ich , jetzt probier ich was anderes.
Ich bin froh, dass es acuh anderen so geht. Obwohl das jetzt kein Trost für dich ist.
Liebe Grüße und mach trotzdem weiter so
Doro
Hehe, ja, das ist ein Oberbrust- und Unterbrust-Pushup, das heißt ich weiß in dem Ding eigentlich gar nicht mehr, wo sich welches Körperteil befindet.
AntwortenLöschenDer Stoff ist wahrscheinlich Teil des Problems, aus fließendem Viskosejersey würde es vermutlich besser aussehen, dieser Jersey ist ziemlich dick. Im Heft hatten sie das Teil allerdings aus Viskosesamt genäht, das fällt ja auch nicht gerade schmal.
Inzwischen habe ich das Innenfutter rausgetrennt, der Rest ähnelt dann einem Wasserfallausschnitt, und das sieht schon mal ganz anders aus. Es gibt also noch Hoffnung, den Stoff finde ich nämlich auch sehr schön.
So gelegte Falten sind schön, aber es stimmt- sie stauchen bei nicht fließendem Stoff auf.
AntwortenLöschenAn ganz schmalen Wesen ist das schön, aber an denen schaut ja fast alles gut aus.
("Berlinmittemädels" - das ist wieder wunderbar ...)
Hake die Shilouette einfach ab, schließlich hast du deine obenweit/unteneng-Phase schon in den 80ern hinter dich gebracht, oder?
Ich habe gerade ein paar Kleider mit am Ausschnitt gelegten Falten genäht, aber die sind allesamt schon über der Taille wieder am Körper.
So funktioniert das ganz gut und der Pusheffekt bleibt da wo er hingehört :)
...aber schöner Rock! :-)
AntwortenLöschenDas hast du hervorragend formuliert: deine obigen Fragen habe ich mir auch schon gestellt...
AntwortenLöschenZur Praxis: ich fürchte, bei etwas mehr Oberweite muss man vorsichtig mit Falten ab Ausschnitt umgehen, diese Erfahrung hab ich auch schon gemacht. Seitdem gibt's die bei mir nur noch entweder in homöopathischer Dosis, aus sehr leichtem Stoff oder zugesteppt/glattgebügelt. Schade um den schönen Jersey (tolle Farbe!), aber immerhein bist du jetzt um eine Erfahrung reicher (blöder Trost, ich weiss...)
Liebe Grüsse und weiterhin Mut zu Neuem!
berry
Ja, oben weit - unten eng ist einfach nichts für mich. Wobei ich in den 80ern auch nicht von der Leggingswelle erfasst wurde (aber Karottenjeans, natürlich. Und in die Pullover von damals würde ich heute immer noch locker reinpassen). Ich glaube mir fehlt eine Kleidungs-Rebellionsphase: Seit 10 Jahren trage ich mehr oder weniger das gleiche, und es sieht so aus, als würde sich das die nächsten paar Jahre auch nicht ändern. Und das finde ich selbst sehr oft höchst langweilig.
AntwortenLöschenGerade wurden in einer Zeitschrift lauter hippe Künsterlinnen/Designerinnen vorgestellt, die trugen alle, wirklich alle, Oberteile mit solchen Raffungen vorn am Ausschnitt. Ist das dann jeweils deren eigener Stil? Aber du hast schon recht, man muss aufpassen, dass man nicht komplett stehen bleibt in seiner modischen Sozialisation. Mir gefällt auch schon seit vielen Jahren grundsätzlich immer das gleiche, aber trotzdem ändert sich ein bisschen was (z.B. habe ich meine Haare wachsen lassen und tragen nun manchmal kleine Zopfschnecken wie aus einem Heimatfilm. So eine Haartracht hätte ich vor ein paar Jahren noch weit von mir gewiesen. Und in ein paar Jahren wird es mir wahrscheinlich peinlich sein. ) Tja, im großen und ganzen hoffe ich, dass ich irgendwie immer die Kurve kriegen werde zwischen Erstarrung und Unterwerfung.
AntwortenLöschenDiese Gruppen-Stile sind auch eine sehr interessante Sache! Mir fällt das immer auf, Wenn ich von Kreuzberg nach Mitte (also nördliche Mitte, z. B. Auguststraße) komme, oder nach Charlottenburg - es gibt solche "typischen" Bekleidungsstile, ja sogar gewisse Stadtteilstile (weil sich dort ähnliche Leute ballen). Da wird dann scheinbar Originelles, Modisches, Alternatives ganz banal, weil es jeder zweite trägt.
AntwortenLöschenJa, mit dem typischen Charlottenburger Stil kenne ich mich aus, da weiß ich gar nicht mehr, wie nicht banal sein. Die Zopfschnecken sind im übrigen schon wieder ab. In der (mir bevorstehenden) französischen Provinz hätte man das ironische Element einer solchen Haartracht sicher auch nicht erkannt. Originalität ist da gar nicht angesagt (in Frankreich insgesamt glaube ich nicht, aber das ist ein weites Feld).
AntwortenLöschenIch habe deine Seite vor einer Weile bei Google gefunden und lese seit dem hin und wieder deine Blogs. (übrigens: sehr schön und interessant geschrieben).
AntwortenLöschenBei dem Shirt hast du schon mal gut daran getan, das Futter wieder rauszutrennen. Es macht den Anschein als ob dies extra aufgetragen hat. Ein Tipp von mir: Mach den Ausschnitt größer, denn dann kannst du auch die Falten weiterhin tragen. Die Seitennähte kannst du dann sicher körperbetonter ausformen. Aber wie bereits in anderen Kommentaren erwähnt sollte die Hüfte nicht enger werden.
Ich habe eine ähnliche Oberweite wie du und steh auf verspielte Dinge wie Rüschen und Falten aber auch mir steht nicht alles wie es vom Laufsteg oder der Warenhaus-Kleiderstange purzelt.
Aber ein Shirt, ähnlich wie deines mit wesentlich tieferen Ausschnitt passte super.
Die Falten arbeiten dann wie Brustabnäher (halten die Mehrweite ein) und du kannst sofort unter dem Busen den Schnitt wieder enger nähen.
Hoffe da war was brauchbares dabei und kommt nicht zu altklug daher ;-)
Viel Spaß noch.
Ja, sowas ähnliches hatte ich zwischenzeitlich gemacht - ohne Futter ergibt sich eine Art lockerer Wasserfallausschnitt, das sah ganz ok aus. Das Teil liegt aber trotzdem wieder auf dem "Ändern"-Stapel, denn ich hab gemerkt, dass ich trotzdem unaufhörlich daran herumzupfe, weil der Ausschnitt natürlich nicht immer so dekorativ fällt, wie er soll, dazu ist der Stoff etwas zu dick. Ich glaub jetzt wird es ein ganz schlichtes kurzärmeliges Teil ohne irgendwelche Faltenwürfe, muss mich nur zum Trennen überwinden...
AntwortenLöschenUnd Danke, dass dir das Blog gefällt, Kommentare und Vorschläge sind immer willkommen :-)