Dienstag, 11. Oktober 2011
Original und Fälschung
Auch hier: alles nur geklaut! Suschna hatte ihr Täschchen nach Suzuko Koseki gestern schon gezeigt, hier ist nun meine Umsetzung mit Patchwork auf beiden Seiten (in der Anleitung aus Patchwork Style ist die Rückseite einfarbig).
Absichtsvoll unabsichtlich, scheinbar einmal locker in die Restekiste gegriffen, intuitiv zusammengenäht und ganz selbstverständlich schön, so wirken in meinen Augen die Patchworksachen aus diesem Buch. Suschna ist mit dieser Art des nur scheinbar ungeplanten Patchwork ja schon länger am Experimentieren, wie die Norddeutsche sagt. Als sie mir das Koseki-Buch in der japanischen Ausgabe beim Quilttreffen zeigte, konnte ich nicht anders, als nach Hause zu eilen und mir das (sehr günstige) englische zu bestellen, damit wir beide die winzige Tasche von Seite 37, "blue party bag" heißt sie in meiner Ausgabe, nachnähen konnten. (Dass die Stoffzusammenstellungen nicht von jedem so begeistert aufgenommen werden, wie von uns, sieht man an der Bemerkung einer Rezensentin bei amazon: "Die Farben sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber man kann ja anderen Stoff nehmen.")
Suschnas Analyseergebnis, was das Geheimnis der Stoffzusammenstellung betrifft, hätte ich nicht so herausarbeiten und formulieren können, aber ich kann es bestätigen und habe es bei der Tasche intuitiv angewendet: Nur einen unruhig gemusterten floralen Stoff auf jeder Seite, unterschiedliche Strukturen, gröber gewebtes dunkelbraunes Leinen und Satin (der mittelblaue Streifen, den Glanz sieht man auf den Bildern leider nicht), und der gelbe Stoff mit den weißen Tupfen ist tatsächlich buttergelb, nicht goldgelb.
Suschna ist es ja gelungen aus ihrem anscheinend unerschöpflichen Fundus Stoffe herbeizuzaubern, die dem Original ungeheuer ähneln. Ich kam, trotz großer Vorräte, damit nicht weiter und versuchte stattdessen, den Geist der Kosekischen Stoffzusammenstellung durch ausdauerndes Buchbetrachten aufzusaugen und auf meine Stoffsammlung anzuwenden. Die Anleitung ist in dieser Hinsicht übrigens überhaupt nicht erhellend: "Fabric scraps for patchwork (prints, satin, solid color; the colors and patterns are up to you.)"
Die Grundform der Tasche, die ich hier ja schon gezeigt hatte, schneidet man aus Wattierung zu und näht die Stoffstreifen direkt darauf. Anschließend wird das Stück mit Zickzackstich an den Nähten und mit parallelen Stepplinien gequiltet, wo und wieviel überlässt die Anleitung der eigenen Wahl. Die Quilterei ergibt eine ganz wunderbare Struktur und verwandelt das Patchwork noch einmal erheblich. Den Henkel, bei mir eine Stricklieselschnur (laut Anleitung nimmt man einen fertigen, ganz dünnen Lederhenkel, den es sicher nur in Japan zu kaufen gibt), finde ich im Verhältnis zur Tasche etwas zu dick, da wäre etwas dünneres besser gewesen, z. B. aus dem Häkelgarn, das ich für die selbstgehäkelte Bogenborte verwendete. Als Verschluss ist im Original ein winziger Magnetknopf vorgesehen - gibt es wahrscheinlich auch nur in Japan, ich habe zwei kleine Druckknöpfe genommen.
Übrigens ist die Sache mit der Stoffkombination auch dann nicht leicht, wenn man Suzuko Koseki selbst ist. Auf Seite 13 zu einem rot-schwarz-weiß-grau gepatchten Kissenbezug schreibt sie: "It took me a long time to figure out the proper balance of solids, stripes and prints, but once I found the right composition, I was able to sew up the final piece in no time at all."
17 Kommentare:
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Sehr hübsches Täschchen.
AntwortenLöschenMit dem kleinen Magnetknopf hätte ich dir aushelfen können, falls Du noch ein Projekt vor Augen hast und welche brauchst, gib mir Bescheid, dann bringe ich welche zum Bloggertreffen mit.
Viele Grüße
Julia
ein wunderschönes Täschchen!!! mir gefällt deine und auch Suschnas Farbzusammenstellung sehr gut.
AntwortenLöschendas Buch hab ich auch...so tolle Sachen und ich hab zu wenig Zeit :-)
schöne Grüsse, andrea
Die Tasche ist sehr gut gelungen - tolle Stoffauswahl! Wenn ich mit meinen Renovierunsarbeiten endlich mal fertig bin, dann werd ich nuuuuuuuuur noch soooooooo tolle Sachen machen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Antje
Wow, schickes Täschchen und beeindruckendes Projekt!
AntwortenLöschenDanke für deinen Schrägband-Hinweis!
Klasse!
AntwortenLöschenDie Tasche ist echt der Hit.
Ich bewundere alle, die den "Mut" haben die verschiedensten Stoffe zu kombinieren. Vielleicht komme ich da auch irgendwann mal hin.
Toll!
LG Evelyn
Wie das immer so ist, finde ich deine Versionen nun natürlich besser als meine, weil freier und frischer. Die ZickZacknähte habe ich irgendwie verpasst, obwohl ich ja auch ewig auf das Bild geschaut habe. Und die Hell-Dunkel Abwechslung war mir auch nicht aufgefallen. Ich nehme mal an, dass du die Bogenborte hinterher angenäht hast, oder konntest du es schaffen, sie wie vorgesehen mit in die Naht einzuarbeiten?
AntwortenLöschenScheint ja doch ganz gut zu sein, das Buch auf englisch zu haben, wenn dort auch Anmerkungen zu den Entstehungsprozessen sind. Ich finde es nach wie vor erstaunlich, wie besonders all die Zusammenstellungen sind. Ich hab schon das Gefühl, dass ich durch das Kopieren etwas gelernt habe. Vielen Dank für die Aktion!
Ich finde Euer beider Beiträge wunderbar (auch die Täschchen, selbstredend), so ein bisschen Philosophie des Nähens und des Stofflichen überhaupt, sozusagen. Ein schönes Projekt!
AntwortenLöschenDie Häkelborte liegt zwischen den Schnitteilen - ich habe eine Reihe Stäbchen gehäkelt und darauf eine Reihe ganz einfache Luftmaschenbögen. Ich bringe die Tasche am Sonntag mit, und auch noch einmal das Buch.
AntwortenLöschenEs hat jedenfalls sehr großen Spaß gemacht, und eine der größeren Taschen möchte ich auch noch nähen, dafür habe ich schon Stoffe im Auge.
viele Grüße!
Ich bin begeistert. Ich finde Eure Taschen einfach zauberhaft. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, solche Stoffe zu kombinieren. Man muss dann eben doch auch mal nach links und rechts schauen, danke und LG
AntwortenLöschenAylin
Die Täschchen sind beide zauberhaft und in keinem Fall würde ich von Fälschung sprechen sondern von Interpretation!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Teresa
Kopie geht an Suschna
ganz toll,vor allem der schwarzgundige blümchenstoff.meine freundin ulli fand die erklärungen von frau koseki zur stoffauswahl in dem buch playful patchwork sehr hilfreich.allerdings brauchst du ja wohl keine erklärungen mehr,das ist ja wohl schon ziemlich nah dran.l.g.
AntwortenLöschenIch finde, dass beide Taschen die "Vorgaben" von Koseki sehr schön aufgreifen. Mir gefällt dieses Buch ja auch ausgesprochen gut. An eine Umsetzung habe ich mich aber noch nicht getraut, eben weil die Farb- und Stoffwahl so speziell, für das Ergebniss aber sicher recht entscheidend ist.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße,
Malou
Schön ist die Tasche geworden - ich mag das Buch auch sehr.
AntwortenLöschenIhr Buchbesitzerinnen, näht doch auch mal etwas daraus! Es muss ja nicht diese winzige Tasche sein. Ich möchte die große Einkaufstasche von Seite 53 als nächstes nähen - da finde ich das Farbkonzept aber relativ leicht ersichtlich: Leinen und weißgrundige großgemusterte Stoffe mit viel Moosgrün. Und die typischen Schriftstoffe - sowas habe ich natürlich nicht.
AntwortenLöschenInteressant übrigens, dass in "Playful patchwork" auch ein paar Tipps zur Stoffwahl stehen, in "Patchwork Style" finde man nämlich fast nichts dazu - in den Anleitungen steht immer nur "Colors and patterns are up to you".
Die "Fälschung" ist dir sehr gut gelungen!
AntwortenLöschenLG
Lena
Perfekt gelungen, sieht klasse aus.
AntwortenLöschenGLG
Jeannette
Eure Taschen sind einfach nur beeindruckend. Auch wenn es "geklaut" ist, muss man es erstmal so schön hinbekommen.
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