Mittwoch, 12. November 2008

Mehr Licht!



Erinnert sich noch jemand an die Lavalampen, die um das Jahr 2000 herum allgegenwärtig waren? Die herumwabernde Leuchtmasse verbreitete zwar eine gewisse Helligkeit, aber nie so viel, dass von einer echten Lichtquelle gesprochen werden konnte. Vielmehr war die Lavalampe die moderne Entsprechung zum Kaminfeuer: flackernd und heimelig. Daran fühlte ich mich am Samstag auch beim Modewochenende Neukölln erinnert, das ich ja schon mal erwähnt hatte.

Der Veranstaltungsort, ein gründerzeitliches Postgebäude an der Karl-Marx-Straße, bot eine überraschend grandios-großstädtische Kulisse für die Designerstände: eine von Rolltreppen flankierte breite Treppe führt in den ehemaligen Hauptschalterraum der Post, der in den späten siebziger Jahren gestaltet worden war. Rundherum bilden Stützpfeiler aus Sichtbeton kleine, indirekt beleuchtete Nischen, die sich vortrefflich für eine Kleiderstange eignen. In der Mitte des Raumes hatten die Veranstalter weiße lederbezogene Sitzwürfel verteilt, ein DJ spielte sphärische Klänge, dazu blaues Schummerlicht, da konnte man mit Blick auf die Raumschiff-Orion-würdige Wabendecke schon mal kurz wegnicken.
So schön und entspannend die Atmosphäre auch war, zumindest an den Ständen hätte ich mir eine kräftige, unbarmherzige Messebeleuchtung gewünscht.



Ob es Zufall war, dass die meisten Labels vor allem Jerseysachen gezeigt haben? Ein paar Ideen habe ich für mich mitgenommen - zum Beispiel habe ich schwarze Jerseykleider und T-Shirts mit außen liegenden Nähten gesehen, bei denen in der Naht noch ein flauschiger Wollfaden mitgefasst war. Ein schwarzer Raglanpullover mit Ärmeln aus einem gewirkten Stoff im Zickzackmuster erinnerte mich daran, dass ich so einen ähnlichen Stoff auch noch irgendwo habe. Könnte das endlich die Idee zum Stoff sein?
Besonders angetan hatten es mir aber die Sachen von Magdalena Schaffrin: Sie hat vor allem schöne, hochwertige Wollstoffe in gedämpften Farben verarbeitet, zum Beispiel zu Jacken, die an Blazer erinnern, aber bei weitem nicht so klassisch-spießig sind. Einen schlicht geschnittenen Karomantel in grau-blau-schwarz gab es auch. Also, wenn ich irgendwann einmal so weit sein sollte, dass ich mir Sachen in dieser Qualität selbst nähen kann, dann wäre ich sehr zufrieden mit mir.

Bei Miriam habe ich gelesen, dass die Veranstaltung nächstes Jahr wiederholt werden soll - aber immer gerne doch! Aber dann macht bitte richtig Licht! In Miriams Blog kann man übrigens auch einen kleinen Film von der Modenschau ihres Labels no mimikri sehen.

Denise S. Puri, Porträt eines Freundes, 2007

Threading Trends Berlin

...die zweite Veranstaltung im gleichen Gebäude kann man noch bis Samstag jeweils von 15. bis 20.00 Uhr anschauen. Die Textilkunstausstellung ist im Erdgeschoss, in der ehemaligen Paketausgabe aufgebaut. Die Räume sind naturgemäß nicht so ganz ideal, weil mit den ganzen alten Heizungsrohren, Kabeln, wechselnden Bodenbelägen, unterschiedlichen Fenstern ganz schön ablenkend - in einem vornehmlich weißen Galerieraum kann man sich ganz anders auf Kunstwerke einlassen. Der Ansatz der Ausstellungsmacher ist ein ganz anderer als zum Beispiel bei der Textile Art Berlin. Während dort vor allem das Handwerk im Vordergrund steht, geht es bei den Threading Trends eindeutig um die Botschaft. Die Objekte gehen daher eher in Richtung Mixed Media, reine Textilarbeiten wie der Wandbehang vom Foto sind eher selten.

Und, wenn man ohnehin gerade in Neukölln ist, kann man im Anschluss noch in den Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Straße 141. Dort läuft noch bis zum 11. Januar eine Verkaufsausstellung von Produkten, die von genossenschaftlich organisierten Firmen aus ganz Europa hergestellt werden. Hier gibt es einen kleinen Überblick, was einen da so erwartet, ein paar der Firmen werden auch in der Ausstellung näher vorgestellt. In der spanischen Kaschmirweberei Teixidors wird bisweilen bei der Arbeit gesungen!

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