Leinen auf Leinen
Immer noch im Beutelrausch. Die Häkelornamente von hier und ein violettes Teil von hier wurden mal wieder zu einer Einkaufstasche.
Der selbstgezeichnete Schnitt bekommt durch vier Abnäher am Boden etwas mehr Raum, zugleich ist er sehr einfach zu nähen und macht doch ein bißchen was her.
Die Häkelrosetten bestehen aus "Sari-naturell Leinenmischzwirn" aus dem VEB Vereinigte Baumwollspinnereien, Betrieb Glauchau, den ich aus einem im Februar ertauschten Karton Handarbeitsgarn habe. Das ist ein interessantes Garn - ungebleicht, etwas spröde und widerspenstig, mit einem eigenen Kopf. Die Garnstruktur, obwohl kein reines Leinen, erinnert noch ein wenig an die Pflanze, aus der sie hervorgegangen ist. Es war daher gar keine Frage, dass die Rosetten unbedingt auf einen gröberen, leicht unregelmäßigen dunkelbraunen Leinenstoff aufgenäht werden mussten.
Auch wenn Leinen, wie man es heute kaufen kann, wohl in den meisten Fällen in riesigen Fabriken verarbeitet wird und nur noch wenig mit seinen bäuerlichen Grundlagen zu tun hat, eine Ahnung davon, was es einst bedeutete, Flachs zu säen, zu ernten und zu verarbeiten, wie viele Arbeitsgänge dazu nötig sind, die ganze Tradition, die hängt für mich unausgesprochen immer noch an dieser Faser, dadurch erhält sie für mich einen Wert. Das ist glaube ich auch der Grund für mein Unbehagen gegenüber Fleece und anderen sogenannten "Funktionsstoffen", die in einer Chemiefabrik scheinbar einfach so, ohne Erde, Wasser, Licht aus einer Maschine plumpsen. Da ist keine Bedeutung dahinter, kein kultureller Kontext, nur ein Stoff, der wärmt, aber nicht schmückt, praktisch und ökonomisch.
Über Bauernleinen schrieb Griselda hier einen interessanten Beitrag, in dem sie auch einige ihrer Schätze zeigte. Und schaut euch mal die Leinenkissen von Anette an: Ganz viele verschiedene Webarten und verschiedene Töne ungebleichten Leinens zu einem Kissen vereint.
Samstag, 19. September 2009
11 Kommentare:
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erst letzte woche war ich zum jahrfest im bauernhofmuseum....
AntwortenLöschendort war dieses jahr ganz speziell flachs ein thema!
und deine tasche...
wunderschöne kombination !
Schön. Die Tasche. Die Häkelblumen. Schade, dass ich z.Zt. nicht nach Berlin komme - habe ja meine Tante dort - deine vielen Tipps interessieren mich auch. Und das Häkeln klappt perfekt.
AntwortenLöschenDank noch mal für dein Stoffangebot. Leider hat mir meine Tochter - nachdem ich schon 3 schöne lila Stoffe gefunden und gekauft habe - offenbart dass sie doch keine lila Decke will.
lg monika
Oh, die schönen Ornamente in Sari-naturell sehen für mich gleich ein bißchen orientalisch aus, und nun weiß ich auch alles über Bauernleinen. Für Kunstfaser könnte ich mir aber auch einen kulturellen Kontext denken, nur eben anders gelagert. Vor kurzem habe ich Viskose gegoogelt und festgestellt, daß es Kunstfasern schon seit hundert Jahren gibt, Nylon schon seit den dreißiger Jahren. Diese Stoffe hätten sicher auch viel zu erzählen.
AntwortenLöschenDer Link zum Bauernleinen ist echt interessant - als Du neulich den Lila Stoff gezeigt hast, habe ich überlegt, was Du wohl daraus nähst. Die Kombination mit Braun ist sehr schön geworden. Das Lila strahlt richtig oben aus der Öffnung raus. Zu den Häkelblumen sag ich lieber nix - bin immer noch bei ganz einfachen granny-squares....
AntwortenLöschenSuschna, genau genommen hast du ja recht - es gibt ja nix ohne Kontext, und ich kann mir gut vorstellen, dass Funktionsstoffe für viele Leute gerade deshalb attraktiv sind, weil sie durch und durch modern sind - ein chemisches Produkt, eine Erfindung von Ingenieuren, losgelöst von der ganzen Erdenschwere. Wer zu Mond fliegt, der zieht dabei Funktionsstoffe an (und sahen nicht schon die Uniformen in der ersten Staffel von Raumschiff Enterprise so aus wie das, was man heutzutage zum Joggen anzieht?).
AntwortenLöschenAber alte Chemiefasern sind ein gutes Stichwort, ich habe da noch eine alte Textilzeitschrift, da werden Fasern erwähnt, die gibt es heute gar nicht mehr.
Beautiful bag!
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenja mit solchen Häkeleien kann man allerhand aufhübschen, ich habe mein Häkelzeugs auch überall mit, es ergeben sich oft ein paar Minuten in denen es sich auszahlt es auszupacken.
Danke für Deinen lieben Besuch bei mir.
liebe Grüße aus Wien
Betty
Klasse ist vor allem das lila Innendrin-
AntwortenLöschendas ist so optimistisch, irgendwie.
Aber zu deiner Anmerkung zum Raumschiff Enterprise muss ich noch was zufügen: Die "Guten" im Raumschiff Enterprise oder den Stargatefolgen sind tatsächlich immer sehr funktional gekleidet.
Aber die Schurken in diesen Filmen schauen immer so aus, als hätten sich die Kostümbildener in einem historischen Fundus bedient.
Das fällt mir erst jetz so richtig auf.
Und ich will da gar nicht interpretieren. :)
Es gibt nicht besseres als ein altes, schon ganz dünn gewordenes Gläsertuch zum abtrocknen der Gläser. Anders als Baumwolle, die kürzere Fasern hat, kann eine Leinengewebe unglaublich dünn werden ehe es zerreißt, eben weil der Flachs so lange Fasern hat. Davon, unter anderem, bin ich bei Leinen immer begeistert.Ich habe im Nachlass meiner Mutter, sie hat auch nicht weggeworfen, ziemlich Mengen alten Leinen vorgefunden. Ich etwas schon verarbeitet aber anderseits nicht mal alles gesichtet.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Teresa
Ui, traumhaft schön! Ich finde Leinen immer wieder herrlich!
AntwortenLöschenGrüße von
Mara Zeitspieler
Griselda, stimmt, das ist mir bisher noch gar nicht so bewusst geworden. Anscheinend muss man als Weltraumschurke nicht so auf das Praktische achten.
AntwortenLöschenTeresa, so altes geerbtes Leinen ist wirklich ein Schatz - wenn die Stücke noch intakt sind, könnte ich da gar nicht reinschneiden. Ich habe noch ein altes Laken aus Leinen, da habe ich schon überlegt es zu besticken und als Tischdecke zu verwenden, dann bleibt es ganz.
viele Grüße, Lucy