Sonntag, 1. August 2010

Einstieg in die Schnittkonstruktion: Schnittmuster entwerfen, Schritt für Schritt


Kennt ihr diese Versuche, ein bestimmtes Wunschkleidungsstück zu erzeugen, bei denen man die Ärmel von Schnittmuster X an die Rumpfteile von Schnittmuster Y bastelt und dazu einen Kragen entwickelt, der so ähnlich ist wie bei Schnittmuster Z, das ganze aus Probestoff zuammennäht, verzweifelt, sich durch diverse Passformänderungen kämpft und sich denkt, dass ein passender Grundschnitt als Ausgangspunkt die ganze Sache sicher etwas vereinfacht hätte? Dass die meisten von uns diese Arbeitsweise gar nicht erst ausprobieren, hat vermutlich auch damit zu tun, dass Bücher über Schnittkonstruktion teuer bis sehr teuer sind.


Ein preiswertes Buch, das eine ersten Einstieg in die Konstruktion von Schnitten vermittelt, ist mir gerade im Bücherbogen in die Hände gefallen: Patternmaking in fashion/ Schnittmuster entwerfen von Lucia Mors de Castro.

Das Buch ist englisch-französisch-deutsch betextet und erklärt ohne viel Drumherumreden mit vielen Grafiken und Fotos das Maßnehmen, das Konstruieren eines Rockgrundschnittes, eines Oberteils und eines Ärmels. Zu jedem Grundschnitt werden noch zwei Abwandlungen detailliert gezeigt, die zugleich grundlegende Verfahren wie das Umwandeln von Abnähern und das Einfügen von Falten anwenden. Die Schnittkonstruktion beruht laut Vorwort auf Erfahrungen mit dem System von Müller & Sohn, das durch Ausprobieren, Austausch im Kollegenkreis und Erfahrungen mit anderen Schnittsystemen erweitert wurde.


Aus dem Rockgrundschnitt werden so ein Rock mit schrägen Falten im Vorderteil und ein Ballonrock mit runder Passe und Taschen an den Seiten (siehe Foto oben), Oberteilschnitt und Rock gemeinsam lassen sich in ein Halterneckkleid mit Glockenrock und in ein eiförmiges Kleid ohne Taillenabnäher umwandeln, aus Oberteil und Ärmel entstehen eine schlichte Lederjacke mit betonten Schultern und eine Tweedjacke mit Raglanärmeln und Volantkragen (siehe Foto unten).


Mir gefällt die schnörkellose, übersichtliche Herangehensweise des Buches, die Schnittkonstruktion nach den eigenen Maßen als eine absolut lösbare Aufgabe erscheinen lässt.
Nähkenntnisse und Erfahrung beim Anpassen von Fertigschnitten sind auf jeden Fall von Vorteil, denn die Autorin verzichtet vollständig auf Anleitungen, wie die erstellten Schnitte denn zu nähen sind. Auch das Anpassen des Grundschnittes an die eigenen Figurbesonderheiten durch ein Probeteil und Abstecken am Körper wird zwar vorausgesetzt, aber nicht erklärt. Hier könnten also gerade die Selbermacherinnen, die auch bei fertigen Schnittmustern mit unlösbaren Passformproblemen hadern, an Grenzen stoßen. Patternmaking in fashion/ Schnittmuster entwerfen ist daher eher dazu geeignet auszuprobieren, ob Schnittkonstruktion einem überhaupt Spaß macht und ob sich die Anschaffung der mehr als zehnmal so teuren Standardwerke lohnen würde. Aber das ist für ein Buch für knapp 10 Euro schon ziemlich viel.

4 Kommentare:

  1. Vor ein paar Monaten war ich auf der Suche nach so einem Buch.
    Ich habe bei einer ortsansässigen Designerin einen Schnittkostruktions
    Kurs belegt. Aber an 4 Samstagen kannst Du einfach die ganze Thematik nicht behalten bzw. bei einigem ist man unsicher.
    Durch Kurs und Buch traue ich mir nun viel mehr Änderungen zu und es macht sehr viel Spaß.
    Liebe Grüße
    ursel

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  2. Klingt auf jeden Fall nach einem tollen (bezahlbaren) Einstieg in die Materie! Vielen Dank für den Tipp! Bin gespannt, wenn das erste selbstkonstruierte Kleidungsstück gepostet wird ;-)

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  3. Die Textilausstellung habe ich natürlich verpasst, aber das Buch bzw der Bücherbogen ist ja zum Glück auch nach Ferienende noch da und kann begutachtet werden. Freu mich schon drauf!

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  4. Witzig: da bin ich zum ersten Mal bei dir zu Besuch und sehe als erstes ein Buch, das auch bei mir im Schrank steht - da haben wir wohl noch mehr gemeinsam als Burdawellen ;-)

    Habe dir im übrigen auf deinen lieben Kommentar geantwortet und hoffentlich "sehe" ich dich noch einmal wieder.

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