Beim Nähen gilt: viele Wege führen zum Ziel, und Tricks und Kniffe kann man nie genug kennen. Daher die "Nähgeheimnisse", in denen ich anhand meiner laufenden Nähprojekte solche Tricks dokumentiere, die nicht unbedingt in jedem Nähbuch stehen, die für mich aber hilfreich, einleuchtend, Zeit sparend oder sonstwie nützlich sind - und ich hoffe für euch auch.
Man muss ja nicht gleich eine ausgewachsene Beleg-Phobie an den Tag legen wie die Hausmaus, um Belege problematisch zu finden (Übrigens die hausmaus'sche Anleitung für den Halsausschnitt bei Jerseyteilen mit "falscher" Paspel ist ein sehr nützliches Nähgeheimnis, denn bei Jersey ist ein normaler Beleg wirklich eine blöde Idee, auch wenn Frau Burda das immer nicht einsehen will.) Der Abschluss am Hals- bzw. Armausschnitt ist schön sauber, aber ansonsten hängt der Beleg innen unmotiviert herum und hat eine offene Kante, die man bei Blusen oder Kleidern bestenfalls mit der Overlock versäubern kann. Und ohne Overlock? Da bleibt nur der Zickzackstich, und nichts schreit so sehr "selbstgeschneidert!" wie so eine Zickzackversäuberung, aus der der Stoff dann trotzdem herausfranst...
Die Lösung:
Die Belege gleich mit der Bügeleinlage verstürzen, die man sowieso braucht - sie haben dann einen perfekten sauberen Abschluss und sind gleichzeitig verstärkt. Dieser so einfache wie absolut geniale Trick stammt aus dem Threads magazine vom Anfang des Jahres und tauchte dann auch in einigen US-Nähblogs auf - für mich eine Erleuchtung, ab jetzt verarbeite ich das nur noch so.
Wir brauchen bzw. haben:
Schnittmuster für den/die Beleg(e)
Oberstoff
aufbügelbare Einlage
Bügeleisen
Nähgarn und Nähmaschine
1. Belege und Einlage zuschneiden
Schnitteile für die Belege wie üblich aus Stoff und aus Einlage zuschneiden, mit der üblichen Nahtzugabe. Belegteile (z. B. Vorderteilbelege und Halsbeleg) zusammennähen, falls das nötig ist - einmal aus Stoff, einmal aus Einlage. Die Nähte bei dem Einlageteil nicht ausbügeln - das ergäbe eine Klebekatastrophe -, nur glattstreichen.
2. Belege und Einlage zusammensteppen
Belegteile und Einlagenteile rechts auf rechts aufeinander stecken - die Klebstoffseite der Einlage zeigt nach außen, die nicht-klebende Seite der Einlage und die rechte Stoffseite liegen aufeinander. Entlang der äußeren Belegkante (also der Kante, die später nicht an das Kleidungsstück genäht wird) zusammensteppen.
3. Umschlagen und bügeln
Einlage nach innen wenden, feststecken, bei Rundungen eventuell die Nahtzugabe einschneiden und die Einlage vorsichtig von der verstürzten Kante ausgehend festbügeln. Auf dem Bild sieht man den gesteckten Zustand - vorne erkennt man die verstürzte Kante mit den eingeschlossenen Nahtzugaben von Stoff und Einlage. Das bügelt sich alles wunderbar fest. Bei sehr widerspenstigem Stoff kann man ganz vorsichtig mit der Spitze des Bügeleisens die Naht etwas flachbügeln vor dem Umschlagen - aber nur auf dem Stoff!
4. Fertig
Der Beleg hat eine schicke Außenkante und ist gleichzeitig verstärkt – kann das Leben besser sein? Und: der Trick funktioniert natürlich genauso gut mit Einlage, die nicht aufgebügelt wird.
Samstag, 23. Juli 2011
Nähgeheimnisse: Belege versäubern
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31 Kommentare:
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Tausend Dank für dieses Nähgeheimnis! Sonst sind mir Belege nämlich immer ein Graus, weil ich Gezickzackeltes nicht so schön finde und mir für Schrägbandversäuberung oft der Nerv fehlt.
AntwortenLöschenDanke nachmal, Uli
Das ist ein echtes Nähgeheimnis, tolle Idee! Danke für's Teilen und die tolle Anleitung, hast du super verständlich erklärt! Schönes Wochenende! Hella
AntwortenLöschenDas ist ein super Tipp. Muss ich unbedingt beim nächsten Stück ausprobieren. Vielen Dank!
AntwortenLöschenViele Grüße
Julia
PS: Zickzack-Versäuberung brrrrr....
Wieder was gelernt! Danke für die Bilder und die gut verständliche Anleitung, die das Nacharbeiten einfach machen. Liebe Grüße!
AntwortenLöschenVielen Dank für den Tipp! Der Grund für die Anschaffung einer Ovi waren u.a. Belege.
AntwortenLöschenBeste Grüsse Doris
Oh, super! Das kannte ich noch gar nicht! In der Tat gefällt mir auch die Ovinaht am Beleg nicht so gut, das ist wirklich eine schöne Alternative, danke.
AntwortenLöschenGenial, vielen Dank!
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Sabine
Kannte ich auch noch nicht. Bisher habe ich immer die Nahtzugabe umgelegt und abgesteppt. So ist es sauberer. Danke!
AntwortenLöschenLiebe Lucy,
AntwortenLöschengenial und für das gestrige Nähproblem nur zwei Stunden zu spät!
Nach längerer Jacken-Nähabstinenz war mir nicht klar, ob das Vlieseline für den Beleg mit oder ohne Nahzugabe erforderlich ist - entschied mich für mit und Versäuberung wie von Suschna erwähnt.
Danke für den Tipp, es wird wohl bald noch Gelegenheit geben, ihn zu realisieren!
Liebe Grüsse LY
Das ist wirklich ein prima Tipp! Danke :)
AntwortenLöschenDa komme ich doch wieder ins Nachdenken, ob die CD mit allen Threads seit 1985 nicht doch eine lohnende Anschaffung wäre...Der Verlag bietet die gerade an...
Liebe Grüße aus dem RegenNorden
DANKE und lieben Gruß von Friederike
AntwortenLöschenToller Tip, danke, werde ich mal ausprobieren
AntwortenLöschenAnnemie
liebe lucy,
AntwortenLöschendu machst das hier so gekonnt, dass ich beim durchblättern des letzten "fräulein"-magazins und deren nähanleitung gleich an dich und deine nähkünste denken musste. der schnitt stammt diesmal von bernhard willhelm und sieht ganz interessant aus. da es das fräulein leider nicht hinbekommen hat, den schnitt umzusetzen/umsetzen zu lassen, bin ich verdammt neugierig, wie das gute stück wohl aussehen könnte. vielleicht wäre das ja was für dich;-)!!
hier bekommst du eine ungefähre vorstellung vom schnitt: http://www.lesmads.de/fotos/1310571658_68887_magazinewatch_fraeulein_nr_3_05
...alles beste, anne
Danke für den Link, Anne! Über das sogenannte "Schnittmuster" in Fräulein hatte ich mich schon geärgert, als ich das allererste Heft in der Hand hatte - da war es ein Kleidchen mit Blockstreifen und das ganze auch nicht mehr als eine nette Illustration. Das Schnittschema hier sieht immerhin so aus, als könnte das Kleid von der Schnittzeichnung herauskommen - hm, das reizt mich jetzt schon - ich verspreche erstmal nichts, vorsichtshalber.
AntwortenLöschenDas liest sich praktikabel - beim nächsten Beleg werde ich daran denken.
AntwortenLöschenDanke!
Greets,
Liese
Das ist ja eine geniale Idee! Ich habe mit Belegen genau das von dir beschriebene Problem und finde dass selbst mit der Overlock versäuberte Belege irgendwie selbstgebastelt aussehen. Diese Geheimtechnik werde ich definitiv bei meinem nächsten Projekt ausprobieren - auch wenn ich an meiner Beleg-Phobie dringend mal etwas tun muss ;-)
AntwortenLöschenDanke für die tolle Anleitung und liebe Grüsse!
Genial. Eine tolle Anleitung. Danke !!! Ich hatte mal einen Stoffbeleg genäht, aber das sieht wirklich furchtbar aus. Da ist die Idee mit Bügeleinlage zu arbeiten, total genial.
AntwortenLöschenWelche Einlage nimmt man am besten dafür?
Liebe Grüße
Denise
Ich nehme die Sorte, mit der ich den Beleg ohnehin verstärken würde, also meistens nichts wirklich Steifes. Vlieseline H180 z. B., oder es gibt noch so eine dünne Sorte mit Fäden in Längsrichtung zur Verstärkung (G785?).
Löschenviele Grüße! Lucy
H410 hat die Fäden im Fadenlauf - so viel Stabilität brauchen Belege aber in der Regel nicht. Die G785 geht aber auch, ist ziemlich dünn und dehnbar, also für Jersey perfekt geeignet. Ich nehme meistens H200 für Webstoffe.
LöschenGreets,
Liese
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenSupertipp!
AntwortenLöschenWarum kommt man da nicht selbst drauf?
Praktikabler Tipp - danke! creatina hat diesen Tipp heute noch einmal beim MMM verlinkt. Ich finde es klasse, was man alles so nebenbei lernen kann... Irgendwann trau ich mich auch mal an kompliziertere Kleidung ran.
AntwortenLöschenLG, petra
Coole Sache
AntwortenLöschenach wie schön,ich hatte immer ein gestörtes Verhältnis zu den Belegen.Das funktioniert bei Baumwollstoff schon mal wunderbar.Danke dass Du dieses Nähgeheimnis geteilt hast.Mit Jersey werde ich es auch noch ausprobieren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Iris
Ein wunderbarer Tipp! Vielen Dank!
AntwortenLöschenLG Mel
Vielen Dank für die schöne Anleitung, die hab ich heute direkt mal angewendet und mir gefällt das Ergebis richtig, richtig gut. Wenn du mal schaun magst: http://edithks.blogspot.de/2016/05/kimono-tee-goes-kleid.html
AntwortenLöschenViele liebe Grüße
Edith
vielen herzlichen dank. ich mühe mich soeben mit belegen eines burda-schnittmusters ab und konnte kaum glauben, dass sie das ernst meinen mit der versäuberten kante die sichtbar bleibt...
AntwortenLöschenTolle Idee!!! Vielen Dank für die Anleitung. Der Link zu der hausmaus'sche Anleitung für den Halsausschnitt bei Jerseyteilen mit "falscher" Paspel funktioniert leider nicht mehr und ich bin jetzt sooooo neugierig. Magst du nochmal erzählen, was das war?
AntwortenLöschenGLG Nomilinchen
Das Hausmausblog gibt es schon länger nicht mehr - und ich kann mich leider nicht mehr dran erinnern, wie das mit dem Halsausschnitt war. Auf Pinterest findet man auch nur noch Bilder aus der Hausmausanleitung, und die Anleitung ist weg. Tut mir Leid!
LöschenTrotzdem...
LöschenDanke!!!
Ein kleiner aber sehr feiner Trick. Dankeschön - und alles so unterhaltsam geschrieben :-) LG. Ingrid
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