Freitag, 12. August 2011
Quilten (fast) ohne Internet II: Die Zickzackdecke (rail fence)
Vor einigen Wochen hatte ich aus meiner Quiltbiographie ja schon die Sonnenschein- Decke gezeigt, die damals ganz ohne die Inspirationsquelle Internet entstand.
Die Zickzackdecke hier nähte ich ungefähr ein Jahr später, also etwa 2004, und sie ist bis jetzt mein letzter Quilt. Fertiger Quilt, genauer gesagt, denn drei angefangene Decken in unterschiedlichen Stadien habe ich auch noch...
Das Muster - rail fence - war eigentlich gar nicht das, was ich nähen wollte. Irgendwann Ende der Neunziger hatte ich auf Besuch bei meinen Eltern in einer Wohnzeitschrift ein Foto von einem Quilt gesehen. Quilten war damals noch nicht sehr populär, und so war die Decke auf dem Bild ein eher unwichtiges Accessoire - dekorativ über eine Sofalehne drapiert, weiter nichts. Es war vermutlich ein alter Quilt, schwarz-bunt, aus schmalen Streifen, schwarze und farbige abwechselnd, und die Musterblöcke so angeordnet, dass sich ein übergeordnetes Muster ergab. Damals machte ich sogar eine kleine Skizze des Layouts, aber beides, Skizze und Zeitschrift, waren natürlich längst verschwunden, als ich viel später für den Sommerurlaub ein neues Quiltprojekt suchte.
Der rail fence-Block – drei Streifen, schwarz, mittel, hell, die zusammen ein Quadrat ergeben - war dann eine Notlösung. Mit noch so viel Versuchen mit Stift und Karopapier brachte ich das Quiltlayout aus meiner Erinnerung nicht mehr zusammen. Im Internet suchte ich damals auch schon - erfolglos. Ein Streifenmuster wiederzufinden, von dem man nicht weiß, wie es heißt, ja ob es überhaupt mehr als ein Mal genäht wurde (vielleicht war der alte Quilt auf dem Foto ja der eigene, einmalige Entwurf der Quilterin und wurde nie kopiert), das ist damals wie heute ein unmögliches Unterfangen.
In die Ferienwohnung nahm ich damals einen Stapel schwarzer Stoffreste mit, meistens Leinen, und bunte Schnipsel aus meiner Restetüte, alles was sich eignete: alte Bettwäsche, alte Ikeastoffe, Reste von den vorigen Quilts, Kleiderstoffreste, gemustert und ungemustert. Nach zwei Wochen kam ich mit mit einem Quadratmeter Patchwork, etwa der Hälfte der Endgröße zurück. Für den Rand musste ich dann noch etwas schwarzen Stoff nachkaufen.
Es ist ja nicht so, dass ich nun gar keine anderen Probleme hätte - aber ab und zu denke ich immer noch darüber nach, wie dieser Quilt vom Foto, mit dem diese Decke anfing, eigentlich wirklich aussah und überlege, ob ich wohl zufällig noch einmal ein Bild davon finde. Vielleicht würde ich die Decke gar nicht wiedererkennen? Möglicherweise wäre ich schwer enttäuscht, würde mir heute jemand das Foto von damals zeigen? Wer weiß das schon.
Technisches: Decke etwa 1,35 x 2,05, dünnes Vlies, Rückseite dunkelblau gefärbtes Flanellbettlaken. Streifen ca. 7,5 x 2,5cm.
ein paar rail fence-Quilts im Netz: Ein ganz neuer Quilt mit weißen Streifen von Red pepper quilts, eine andere Anordnung hier bei Creative Energy sewing ergibt auch Zickzacklinien, interessant ist auch diese Variation von Trapofonia mit breiten und schmalen Streifen. Sehr häufig wird der dominate Streifen in die Mitte der Blöcke gesetzt - das ergibt dann eine Art Flechtmuster so wie hier von arianescrafts.
13 Kommentare:
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Toll! Nach der Sonnenscheindecke war ich schon ganz gespannt auf die weiteren Schätze. Der Quilt ist wunderschön und gefällt mir im Vergleich (wenn, man vergleichen darf) zu den anderen, die das Thema auch umgesetzt haben, am besten.
AntwortenLöschenIch habe (früher) immer gerne Blockhaus (log cabin?)genäht, das ist nicht so anspruchsvoll.
Viele Grüße
Julia
Toll! (Den hast Du aber nicht mit der Hand genäht, oder)
AntwortenLöschenIch finde interessant, wie das Muster jeweils ganz unterschiedlich wirkt, man mal eher die schwarzen Streifen wahrnimmt, dann eher das große Ganzue oder aber die einzelen farbigen Elemente im Vordergund stehen. Man kann immer wieder was neues entdecken. Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile.
Schönes Wochenende!
Melleni
Vielen Dank, eine schöne anschauliche Geschichte, macht wirklich Lust auf Nachnähen, auch mit den Bildern der anderen Quilterinnen.
AntwortenLöschenBekommst Du nicht auch wieder Lust?
der Quilt ist wunderschön...ist der komplett handgenäht? Oder war die Nähmaschine mit im Urlaub?
AntwortenLöschenSei lieb gegrüßt
anja
*umkipp*
AntwortenLöschenwenn ich diese quilts sehe, denke ich immer: wow, diese viele arbeit. und wie um himmels willen bekommt man dieses muster hin?
AntwortenLöschenbeim genaueren hinschauen bin ich dann immer überrascht, was aus diesen einzelnen blöcken diese viele verschiedenen muster entstehen.
wunderbar
liebe grüße
monika
Also wenn du das in der Ferienwohnung angefangen hast- dann ist das wohl echt handgenäht.
AntwortenLöschenErzähl mal, wie kommt man auf die Idee, gerade Nähte mit der Hand zu nähen? Das verstehe ich ja bei Applikationen, dem Handquilten oder bei Drapierungen- aber sich die einfachsten Nähte so zeitintensiv zu machen?
Aber das Resultat spricht für sich- der Quilt ist zeitlos schön.
Die Chance bei Inspirationen im Vorbeigehen ist wirklich die eigene Interpretation- du hast das ja neulich schon mit der "stillen Post" so plastisch beschrieben. Nun ist es deine ganz eigene Sache.
(Und handgenäht- ich fasse das immer noch nicht....)
griselda-
die sich heute irgendwie nicht einloggen kann
Ich habe die Decke ja schon live gesehen und befühlt und ich muss sagen: Die Handnäherei, auch der geraden Nähte, gibt viel mehr Plastizität. Die Decke lebt mehr (auch die andere, die Lucy letztes Mal gezeigt hat), das ist nicht nur Einbildung. Ich würde ja auch gern einmal eine machen, die so aussieht, als sei sie schon hundert Jahre alt. Aber ich fürchte, dass geht nur mit Handnähen. Ich habe auch schon überlegt, ob man vielleicht bei der Nähmaschine ganz große Stiche einstellen sollte, um den plastischen Effekt zu erzielen. Aber am Ende ich es vielleicht doch sie ein Aura-Ding, wer weiss.
AntwortenLöschenJa, die Decke ist tatsächlich handgenäht - aber das ist wirklich nicht so irre, wie es sich anhört. Ich vergleiche dsas gerne mit dem Stricken: wie viele Maschen strickt man wohl für eine Pullover ab? Das ist ja eigentlich auch eine ganz mechanische, um nicht zu sagen öde Tätigkeit. Und Handnähen hat zumindest auf mich den gleichen meditativen Effekt wie das Stricken. Dazu kommt: die Struktur wird mit Handnähten wirklich anders. Ich hatte schon ausprobiert, so eine Decke aus dem Urlaub zuhause mit Maschinennähten weiterzunähen, aber das geht einfach nicht, der Unterschied ist riesig. Die nächste Decke, die ich noch zeigen will, werde ich mal im Vergleich mit etwas Maschinengenähten fotografieren, dann bekommt man vielleicht einen Eindruck.
AntwortenLöschenwow....ich bewundere deine geduld! toll geworden!
AntwortenLöschenLG
Großartig!
AntwortenLöschenIch durfte die Decke auch schon in "echt" anfassen - wunderbar - durch die unterschiedlichen Stoffe gibt es eine angenehme Schwere und es sind viele unterschiedliche Oberflächen zu tasten. Ich kann den meditativen Effekt vom Hand Nähen bestätigen. Dazu kommt das Fühlen der Stoffebeim Nähen, das mag ich sehr. Ich finde die Handgenähten Quilts oft lebendiger. Maschinen genähte Quilts kann man mehr Leben einhauchen durch das Verwenden unterschiedlicher Materialien. Wobei ich Maschinen genähte und gequiltete Decken auch schätzen gelernt habe - es kommt ein wenig darauf an, wofür der jeweilige Quilt verwendet werden soll.
AntwortenLöschenMeinen Respekt!!
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