Sonntag, 25. März 2012

Stoffmanipulation, Tasche zwei: schwarze Löcher


Nach Tasche 1 mit Applikation und „umgekehrter“ Applikation interessierte mich, was man mit Löchern bzw. deren Füllungen noch anstellen kann. Oder muss ein Loch gar kein Loch sein, um wie ein Loch wahrgenommen zu werden? In meiner Materialtüte steckt auch ein fadenscheiniger Rock aus schwarzem Wollkrepp (dieser). Der Stoff ist schön schwarz und sehr matt und lichtschluckend.

Der zweiten Tasche brachte ich damit Pseudo-Löcher bei: in Wirklichkeit handelt es sich um Applikationen, also um aufgenähte Stoffstücke.



Diese Lochimitationen sind einfach Kreise aus dem Kreppstoff, mit Sticktwist und großen Handstichen aufgenäht. In diese Richtung möchte ich weitermachen: So einen kunstvoll geflickten Jeansrock, wie ihn annekata gemacht hat, hätte ich auch gern.




Auf der anderen Seite überstickte ich die Kreppkreise am Rand ganz dicht mit Stickgarn. Das erinnert auch an Löcher - oder an Schusswunden, wie Suschna meinte?

Bei ihr laufen auch die Fäden dieser Aktion zusammen: Stoffmanipulation im März.

Wenn ich die anderen, bunten Beiträge betrachte, bin ich nicht mehr sicher, ob ich mein geplantes Farbschema - nur weiße Stoffe mit schwarz, rot und grau - wirklich die ganze Zeit durchhalten möchte. Allerdings ist der zweite Faktor, der mich am Loslegen hindert (der erste ist, wie Suschna gerade schrieb, die Angst, teures, besonderes oder unwiederbringliches Material zu zerstören), also der zweite hinderliche Faktor ist der Zwang, auswählen zu müssen. Nehme ich diesen Stoff oder einen anderen? Passt das blaue oder das rote besser dazu? Nehme ich dies - oder wäre jenes doch besser gewesen? Eine vordefinierte Tüte mit Material erleichtert mir das Leben...




16 Kommentare:

  1. Mir gefällt Deine Interpretation und vor allem, dass Du Dich vorher mit Deinem Materialpaket festgelegt hast.
    Ich freue mich auf 9 weitere Taschen...
    Lass uns das Bunte machen, und Du machst weiter schöne Taschen.

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  2. Hi,
    ich finde es sehr interessant zu sehen, dass bei manchen Ausführungen also nicht gleich erkennbar ist, um welche Art der Applikation es sich handelt - vorn drauf oder hinten drunter.
    Die dicht umstickten "Einschusslöcher" finde ich jedoch weniger attraktiv - wahrscheinlich genau wegen dieser Assoziation.
    Ich finde, wenn du durch deine Arbeit am Thema herausfindest, dass Weg und Ziel korrigiert werden müssen, solltest du das tun. Überdenken ist doch nicht nur möglich sondern wünschenswert, oder? Und: War hier nicht irgendwo von Spass die Rede...
    LG
    Siebensachen

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  3. "Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist. Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt. Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut....." Kurt Tucholsky (1931) http://www.textlog.de/tucholsky-psychologie-1931.html
    Ich bin ja auch "obsessed" mit Loechern und stopfen und finde das Thema endlos faszinierend. Die optische Taeuschung ist wirklich verblueffend! Die "Sashiko-inspierten Loecher finde ich sehr schoen. Die umstickten "Einschussloecher" finde ich phenomenal, gerade weil sie so einen starke Assoziation hervorrufen. Erinnern mich ein bischen an Erin Endicott's bestickte Leinenkleider. Ich bin gespannt, ob du entscheidest, die Farben beizubehalten und das der Kreativitaet zutraeglich ist, oder ob du mehr Farbe integrierst.

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    1. Tolles Zitat, Danke! Seit der ersten Tasche finde ich ja übrigens, dass man ein Wort braucht für das, was da einmal war, wo später das Loch ist - den Teil des Nicht-Lochs, der dann vom Loch abgelöst wird.

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    2. Das ist jetzt völlig off-topic, oder naja, fast: ich fand es immer faszinierend, dass man in den USA auch die Donut-Holes käuflich erwerben kann, also das ausgestochene vom Donut, welches dann als Loch bezeichnet wird obwohl es ja genau das Gegenteil ist, sozusagen ;)

      Beide Seiten der Tasche gefallen mir gut, die leicht überstickten "gefüllten" Nicht-Löcher ;) vielleicht ein bisschen mehr, da der Kontrast weniger harsch ist (was aber natürlich umgekehrt ja ein beabsichtigter Effekt der dichteren Umstickerei ist).

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    3. @ Kathrin
      Warum wundert es mich nicht, daß genau dieses Zitat, das in meiner Werkstatt an der Wand hängt von Dir hier zitiert wird?!

      @ Lucy
      Die Beschränkung auf die wenigen Farben macht natürlich eine Vergleichbarkeit der Effekte leichter. Und das ist schon wirklich interessant, wie sich da Dinge nach oben oder unten schieben und Tricks mit den Augen anstellen... Aber der Spaßfaktor soll entscheiden!

      Tolle Sachen macht ihr! Gruß, Bele

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  4. schöne spielerische idee und umsetzung. nach den kommentaren sollte die tasche in "philosophisches gepäck" umbenannt werden;)
    sonntaggrüße von birgit

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  5. Total spannend,was du da gezaubert hast.
    LG, lealu

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  6. Finde ich faszinierend wie du mit verschiedenen Sticktechniken so jeweils eine andere Optik erzeugst.
    Bin gerade am Ausprobieren, nach dem Alabama Chanin Buch, ich glaube du hattest es mal vorgestellt. Das Kleid daraus ist genäht und ich versuche mich gerade daran es zu besticken;). Es macht Spass und Frust, vielleicht sollte ich die Photos im Buch mehr als Idee und nicht als Vorlage zu sehen?!
    liebe Grüße
    Susanne

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    1. Ja, bei Alabama Chanin gibt es wohl eine ganze Truppe geübter Handnäherinnen, die die Entwürfe umsetzen, das sollte man sich nicht 1:1 zum Vorbild nehmen. Aber auch mit nur ein bißchen Stickerei sieht es sicher gut aus, ich bin gespannt. (Das Buch hatte Kathrin/annekata vorgestellt)

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  7. Ein Grundproblem solcher Gemeinschaftsaktionen ist, dass man anfängt, sich zu vergleichen. Als ich heute morgen zum Beispiel annekatas Teetasse sah dachte ich: Ach, ich hätte doch besser etwas in diese Richtung machen sollen. Bei Griselda zog es mich dann wieder in ihre Richtung, usf. Bisher finde ich es gerade gut, dass die gezeigten Dinge so unterschiedlich sind. Andererseits sollte man natürlich nicht mit aller Macht an einem Plan festhalten, der einem zu mühevoll wird. Nun hast du ja erst angefangen. Wenn ich mir überlege, wieviel in dem Buch noch kommt - da kann die Beschränkung auf die Farben wirklich ruhig bleiben, so groß sind die Gestaltungsmöglichkeiten.
    Solche Taschen sind ja auch immer gut für das Verstauen von Dingen, die man oft hervorholen muss. In dieser Durchschuss-Tasche könnte man z.B. seine Steuerunterlagen oder anderen lästigen Papierkram aufbewahren.

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    1. Richtig, "nicht vergleichen" ist doch eigentlich mein Mantra! Und bislang hat es auch Spaß gemacht. Außerdem ist die Einschränkung der Wahlmöglichkeiten wirklich entlastend für mich.

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  8. ich glaube ich fange an zu leiden, wenn ich bedenke, dass auch dieses schönes Stückchen Stoff als Beutel spazieren geht. irgendwie habe ich so das Gefühl, dass es einen anderen Platz bekommen muß.Ich weiß ja, schöne Beutel sehe ich viel zu selten, aber ich komme um das gefühl-zu schade- nicht drumherum. Die Tasche noch als ungleicher Zwilling in negativ ist bestimmt auch toll.
    Ich habe mal so ein uraltes Hemd gesehen mit so ganz liebevoll gestopften Löchern, du hast es genauso hinbekommen.
    Sehr inspirierend.
    herrlich gestopfte Grüße, Karen

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    1. Ja, das stimmt. Statt Steuerunterlagen vielleicht doch lieber die 12 Beutel in einer Ausstellung?

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    2. Ja, das stimmt. Statt Steuerunterlagen vielleicht doch lieber die 12 Beutel in einer Ausstellung?

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  9. Deine Beschränkung auf wenige Stilmittel hat auch sein Gutes, du kannst dann am Ende des Jahres die gesamten Taschen in einer Reihe an die Wand hängen und hast ein Gesamtkunstwerk.
    Das ist wie das Nähen verschiedener Blöcke für einen Quilt, zum Schluss geben die kunstvollen Einzelteile im besten Fall ein geschlossenes Bild.

    Du kannst ja zusätzlich immer noch andere Ideen und Materialien einbringen, so zwischendurch. Wie du es ja immer schon machst.
    Oder du entwickelst deine Ansätze der Taschen weiter und platzierst einen Steifschuss auf der Seitennaht eines Shirts. :)

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