Dienstag, 27. Mai 2014
Wochenrückblick: Der Sommer bringt Blumen und neue Indie-Schnittmuster
Eine nette warme Woche war das: Der kaputte Kaugummiautomat bei uns um die Ecke ist wieder bepflanzt worden, ich schaute mir eine Vorführung der Gesellschaft für historischen Tanz an und nähte an einem Kleid, das intern den Namen "das Miami Vice-Kleid" bekommen hat. Der Stoff ist für meine Verhältnisse sehr, sehr bunt und sehr gemustert und die Farben der Blumen - blasses und kräftiges Lachsrosa und Pink - würde ich niemals als größere Farbfläche tragen. Aber im Sommer bei Sonnenschein und hohen Temperaturen geht für mich plötzlich vieles, das zu einer anderen Zeit und bei anderem Wetter unmöglich wäre. Ich hoffe gemeinsam mit dem Kleid entwickelt sich nicht noch ein Drang zu blondierten Föhnfrisuren und zu Cocktails mit Blue Curaçao, das wäre verhängnisvoll!
Die Blumengebinde fotografierte ich bei der Eröffnung eines türkischen Supermarkts in Büronähe - kennt ihr solche Gestecke, gibt es die auch außerhalb Berlins? Mir fielen diese repräsentativen Blumengrüße nämlich erstmals hier in der Stadt auf. Die Sträuße mit riesigen Manschetten aus Krepppapier oder Glitzerfolie sind auf Ständer aus Holzlatten montiert, auf den bedruckten Bändern stehen Firmennamen - von Lieferanten, von Geschäftspartnern, von den Handwerksfirmen, die am Ausbau des Geschäfts beteiligt waren. Bei dieser Eröffnung sind etwa 20 Blumengrüße abgegeben worden, außerdem hängen dort etwa 500 Luftballons - ein Muss bei jeder Ladenerögffnung in Neukölln.
Die Handarbeitslinks der Woche sind dieses Mal sehr zahlreich. Entweder treten Handarbeitsthemen und neue Schnittmuster immer in Rudeln auf, oder ich nehme in manchen Wochen mehr und anderes wahr.
Bei Bluegingerdoll Patterns gibt es ganz neu einen Schnitt für einen Bleistiftrock mit drei Varianten und für eine tolle Jacke mit Schalkragen und weit schwingendem Rückenteil: Betsy und Ava. Das seltsame Timing - eine Jacke im Frühsommer? - erklärt sich durch den Standort der Designerin: Bluegingerdoll Patterns kommen aus Melbourne.
Wo die für mich neue Firma Seamsterpatterns ihren Sitz hat, konnte ich nicht herausfinden, aber bei pdf-Schnittmustern ist das ja auch nicht so wichtig. Neu im Programm haben sie den Rock Honeydew, ein anfängertaugliches Schnittmuster für einen knielangen Bahnenrock, der auf der Rückseite stärker ausgestellt ist als vorne - einfach, aber effektvoll.
Aber auch bei uns gibt es coole Indie-Schnittmusterdesignerinnen. So! Patterns von Stefanie Kroth fiel mir beim Me-made-Mittwoch im Blog von Nadelschnegge auf. Mir gefällt die sachliche Präsentation und das moderne Design - das sieht nahc guten Basisschnittmustern aus.
Der britische Guardian schreibt auf seiner Webseite sehr regelmäßig über DIY und vor allem über die Nähwelle, die Großbritannnien seit der ersten Staffel des Great British Sewing Bee erfasst hat (eine Zeitlang gabs sogar eine Nähkolumne in der Onlineausgabe). Und dieses Jahr berichteten sie sogar über den internationalen Me-made-May, das Vorbild für unseren Me-made-Mittwoch: Meet the bloggers who sew their own wardrobe.
Reparieren und Recyceln sind außerdem das Monatsthema einer Serie im Guardian, denn beides ist derzeit schick: nicht nur aus Notwendigkeit bei gesunkenen Einkommen, sondern auch weil Lieblingspullover einem wie gute Freunde ans Herz wachsen: The rise of mending.
Rubriken
Berlin,
Nähen,
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13 Kommentare:
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Der Kaugummiautomat ist spitze.
AntwortenLöschenMiami Vice ist mutig, aber toll. (Curacao muss nicht sein - aber wie wär's mit Don Johnson?)
Und super-supertoll sind die Tipps jenseits von Aenne B. - vielen Dank dafür!
Herzliche Grüße aus HansensGasse
Alexandra
Och, den Rock kann ich mir hervorragend mit einer schwarzen Bluse vorstellen! Ich finde den Stoff toll und hätte jetzt gar nicht gleich die Assoziation zu Föhnfrisur und Blue Curacao gehabt, musste aber sehr lachen... :) Solche Gestecke habe ich noch nie gesehen, stelle sie mir aber sehr beeindruckend vor, wenn noch so viele Luftballons dazukommen! Ist doch absolut angemessen und viel sympathischer als ein kühler Sekt-Empfang mit Rollrasen vor dem Geschäft. Danke auch wieder für die vielen Handarbeitslinks!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nastjusha
Der Stoff ist toll und in Berlin kann man doch alles tragen. Hier im kleinen Städtchen wäre dieser Stoff als Rock das absolute NoGo. Sicherlich würden die Menschen tuschelnd stehenbleiben in der kleinen Fußgägnerzone...Kaugummiautomat super, ich erinnere mich an damals, als ich zehn Pfennig reingeworfen habe wegen eines Ringeleins, das zusammen mit Kaugummi rauskam....tztztz...Sehr schöne Bilder wecken Sehnsucht nach der großen Stadt B. LG von Cosmee
AntwortenLöschenWitzig, der Kaugummiautomat :o)
AntwortenLöschenThe sewing Bee hatte ich neulich im Netz gefunden und bin direkt hängen geblieben ....wäre ein wunderbares Format auch hier in Deutschland.
LiebenGruß von Sandra
Der "rise of mending"-Artikel ist ja interessant. Vielleicht geht es in Deutschland nicht gesamtgesellschaftlich so richtig los, weil uns die economic crisis fehlt? Die meisten Näherinnen im Internet nähen ja eigentlich nicht, um Geld zu sparen, sondern aus den anderen im Artikel genannten Gründen. Und make do an mend spielt kaum eine Rolle, da frage ich mich schon länger, warum eigentlich.
AntwortenLöschenDas könnte natürlich sein. Es wäre mal interessant zu erfahren, ob es z. B. in Spanien ähnliche Tendenzen gibt.
LöschenBei dem Stoff habe ich aber auch gleich gestutzt und war gespannt, was da kommt.ich habe auch schon öfters sinniert über sonne/wärmeem und Farbe in der Bekleidung.Die wärmesten gebiete, denen sie sonne Frabe cshnekt, kleiden sich meist auch volflarbig und im Norden wird oft viel dezenteres geliebt.vielleicht prägt uns das Klima für solches Empfinden viel mehr, als wir denken?
AntwortenLöschenAlso diese Blumengebinde habe ich noch nie gesehen.Sichtbarer kann man wohl Blumen kaum zeigen.Im esrten Augenblick habe ich an etwas ganz anderes gedacht, sorry.
Schön, dass sich jemand jeden Sommer des Automaten annimmt! ich würd glatt ein Danke-Schild draufstellen.
flinke Grüße
Die Blumen erinnern auf den ersten Blick an Beerdigungsgestecke, nicht wahr?
LöschenÜber den Zusammenhang von Farben und Breitengrad hatte ich mich mal mit D. aus der Quiltgruppe unterhalten, deren Schwester in Japan lebt. Beim Besuch dort fielen ihr die ganz besonders leuchtenden Farben der Kleidung auf, und sie meinte auch, dass das in dem Licht dort aber ganz anders wirkt als bei uns. Auch gedämpfte Farben würden dort ganz anders wirken, es gibt ja in Japan die so genannten "Taupe-Quilts", Quilts aus lauter grauen, grau-blauen, grau-braunen, grau-rosa Stoffen, lauter Nicht-Farben, ziemlich Ton in Ton. D. meinte, in Japan bei dem starken Licht sähen diese Stoffe großartig aus und nahm sich einige mit - in Berlin unter dem sehr oft trüben Berliner Himmel wars dann ein einziges trübes Grau-in-Grau.
So habe ich das mit den japanischen Farben noch nicht empfunden, aber eigentlich liegt Japan nicht so krass südlich!? Zum Stoffmarkt gab es einen Stand mit japanischen Stoffen, die waren alle einfach nur schön, egal ob wie dunkel sie waren.
LöschenAber auch die Umgebung in der wir Farben wahnehmen, prägt das Farbempfinden.
Ich bin ja auch positiv geprägt von Miami Vice... :-) Der Rock wird Dir sicher sehr gut stehen, zumal ich annehme, dass Du dazu etwas Gedeckteres tragen wirst. Danke für den Link mit "Mending". Von dem einen "Flicker" hatte ich schon mal gelesen und mich inspirieren lassen, auch sichtbar zu flicken - für meinen Mann, der eher sportlich/lässig herumläuft habe ich das schon praktiziert und mag den Effekt sehr.
AntwortenLöschenHehe, es wird ja ein Kleid! Es gibt also nicht mehr viele Möglichkeiten, etwas Gedecktes dazu zu tragen. Na, mal sehen, was ihr dann dazu sagt. Es schrammt hart an einer Verkleidung für eine ABBA-Party vorbei.
LöschenKein Problem, ich bin auch sehr positiv ABBA-geprägt! Und ich denke an Deine schicke schwarze Strickjacke, zur Not... ;-)
LöschenBei eine Rundreise durch Kappadokien/Türkei in diesem Frühjahr erzählte uns unsere Reiseleiterin, dass es Brauch bei türkischen Hochzeiten sei, solche riesigen Blumengesteck auf Holzgerüsten mit großen Schleifen zu verschenken. Das Brautpaar bekommt also solche Gestecke mit bedruckten Schleifen, auf denen sich gerne auch Werbung befindet, zur Hochzeit geschenkt. Es gäbe inzwischen aber immer mehr Brautpaare, die im Vorfeld verkünden würden, dass sie auf solche Gestecke gerne verzichten möchten, denn es handelt sich allein bei der Herstellung dieser Holzgerüste um eine Verschwendung von Ressourcen. Soweit unsere Reiseleiterin!
AntwortenLöschenLG Andrea