Donnerstag, 29. Mai 2014
Ein Wort wird geboren (und Nahtzugabe war in der Zeitung)
Vor gut zwei Wochen überraschte mich Teresa mit einem Kommentar: im Rondo, dem Magazin der österreichischen Tageszeitung Der Standard sei in der Ausgabe vom 9. Mai mein Blog zitiert worden, aber das wisse ich sicher längst. Ich wusste von gar nichts, aber Dank Martina, einer hilfreichen Leserin, fand sich der Artikel zwei Tage später online, und Teresa war so nett, mir außerdem die Zeitung samt Supplement zuzuschicken.
Im Artikel von Oliver Zelt geht es in erster Linie um die Geschichte des Schnittmusters und um den neuen Schub, den das Selbernähen durch die Vernetzung über Blogs und Foren und durch die Sendung The Great British Sewing Bee erhalten hat. Mir gefällt gut, dass unser Hobby nicht wie so oft als belächelnswerte Beschäftigung für verschrobene Nostalgiker dargestellt wird. Auch dass der Artikel als erster langer Text in der Magazinbeilage, zwischen Werbung für Parfüms, Luxusuhren und Designermöbeln erscheint, behagt mir mehr als die Platzierung im Vermischten zwischen Mann-beißt-Hund-Geschichten, die Tageszeitungen häufig für DIY-Themen wählen.
Abgesehen davon, dass es natürlich schmeichelt, wenn das eigene Blog als empfehlenswert herausgehoben wird, begeisterte mich aber eines ganz besonders: der Autor verwendet ganz selbstverständlich das Wort "Nähnerd" - und die verantwortliche Redakteurin oder der Redakteur strich es nicht heraus, ja setzte es nicht einmal in Anführungszeichen. Wahrscheinlich können nur Linguisten diese Begeisterung so richtig nachvollziehen, aber: wann ist man schon mal dabei, wenn ein neues Wort entsteht und sich im Sprachgebrauch etabliert? Das ist ungefähr so aufregend wie eine neuentdeckte Art, ein neuer Stern oder eine neue Erfindung.
Falls dieses Wort - eine Neuschöpfung von Sinje, Nähnerd der ersten Stunde und derzeit leider ohne Nähblog - eines Tages im Duden auftauchen sollte, können wir sagen: wir sind dabei gewesen, wie es entstand, wir benutzten in unseren Blogs und bei Twitter, wir erlebten, wie es den Sprung in ein Printmedium schaffte. Ich denke, als nächste Ziele sollten wir uns das Feuilleton der FAZ oder der ZEIT vornehmen, im Fernsehen vielleicht Aspekte oder die Kulturzeit. Und danach die Wörterbücher.
Aber im Ernst: ich freue mich, dass dieses Wort, das den Anspruch und das Selbstverständnis von uns SelbermacherInnen als coole SpezialistInnen und TüftlerInnen mit digitaler Vernetzung herausstellt, auf diese Weise auf dem Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch ist. Ohne Anführungszeichen.
24 Kommentare:
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Sehr schön geschrieben! Ich freue mich mit dir.
AntwortenLöschenDie FAZ oder die ZEIT kriegen wir auch noch. ;-)
Liebe Grüße von Heike
Finde auch, dass hast Du sehr gut aufbereitet und schon kurios, jetzt im Standard beschrieben worden zu sein. Freut mich sehr.
AntwortenLöschenViele liebe Grüße
und weiter frohes Treiben mit Stoffen und so...
schurrmurr
KLASSE! Wirklich mal ein toller Artikel, wir kriegen sie alle.......
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Sabine
Den Artikel fand ich ganz interessant und das Du zitiert und empfohlen wurdest wundert mich nicht. Dein Blog ist/hat ganz große Klasse! Gratuliere!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Yvonne
Was für ein schöner, respektvoller, guter Text. Er trifft den Ton sehr gut, beschreibt die Entwicklung sehr treffend und unaufgeregt, ohne in diesen Hype-Modus zu verfallen. Gefällt mir! Schade, dass er den MMM nicht gefunden/erwähnt hat!
AntwortenLöschenDanke für den Post und herzlichen Glückwunsch für die prominente Erwähnung!
Toll! Einfach toll. Und es geht um die Welt, wie wir heute gehört haben.
AntwortenLöschenDas ist toll alles! Ganz besonders auch wieder Dein so schön und treffend formuliertes Posting zur Wortneuschöpfung.
AntwortenLöschenViele Grüße
Barbara
Hach! Toll gemacht, liebe Lucy, liebe Sina und liebe Nähnerdgemeinde! Also ich bin jetzt auch mal ein bisschen baff und begeistert gleichzeitig. Schön. Und wie gesagt, endlich mal nicht in der Hausfrauennische/Heimchenzone, ohne Pathos, und wie Melleni sagte, ohne Hype. Puh.
AntwortenLöschenEs bewegt sich was! Und Nähnerd ist einfach genau der richtige Begriff zur richtigen Zeit. :)
Ich geh mich jetzt mal freuen.
LG frifris
Liebe Lucy, wie schön - der Artikel in der Zeitung un deiner hier (wie immer)! Der Autor hätte dir ruhig mal bescheid geben können, sonst hättest du es vielleicht nicht erfahren. Zum Glück gibt es überall aufmerksame Nähnerds!
AntwortenLöschenIch habe den Zeitungs- und deinen Blogartikel auf Facebook gepostet.
Liebe Grüße,
Ina
Danke fürs Teilen, Ina!
LöschenHoch die Tassen!!!
AntwortenLöschenviele Grüsse!
Der Text ist das Gelungenste, was ich seit Langem in gedruckter Form zu dem Thema gelesen habe. Toll! Und ich bin zwar keine Linguistin, aber trotzdem über alle Maßen begeistert über die fast schon selbstverständliche Verwendung des Wortes Nähnerd.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Sinje
Und du kannst ganz besonders stolz sein, denn das ist DEIN Wort, du hast es erfunden!
LöschenDas Nahtzugabe in der Zeitung ist, ist schon toll.
AntwortenLöschenDie Wort-Geburt ist super.
Aber das tollste ist - wie unaufgeregt Sie über diesen Erfolg berichten. Kompliment und herzliche Grüße
Alexandra
Hach, da geht doch des Nähnerds Herz auf! Wir sind cool! ;-) Weiter so, Mädels.
AntwortenLöschenNoch einen schönen Feiertag. LG GriseldaK
Freut mich sehr !
AntwortenLöschenLG von Susanne
Ja wirklich ein sehr gut geschriebener Artikel und du bist zu Recht darin erwähnt. Übrigens hatte die Zeit kürzlich im Wirtschaftsteil einen Artikel über die DIY-Szene, hier: http://www.zeit.de/2014/21/heimwerker-diy-do-it-yourself. Der Nähnerd kam darin allerdings nicht vor; das Nähen war auch nicht der Schwerpunkt des Artikels.
AntwortenLöschenLG
Siebensachen
Danke für den Link!
LöschenWunderbar! Und herzliche Glückwünsche zur verdienten Erwähnung!
AntwortenLöschenEin dreifaches Nähnerd galore! (und auch hier ohne Anführungsstriche, das wär ja sonst inkonsequent!)
Herzlichen Dank für diese schönen Worte - ich freue mich mit Dir!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse vom Wullechneuel
Wenn die Frau Nahtzugabe einen Artikel im Blog schreibt lese ich das lieber als die meisten Sachen in der Zeitung. Echt jetzt!
AntwortenLöschenDu schreibst unterhaltsam und fundiert, das macht dir so schnell keine nach.
Deshalb: Applaus!
Oh toll! Gestern dachte ich noch beim Guardian-Artikel, wie schade, dass es diese Ernsthaftigkeit und Beachtung der Blogger auf deutsch nicht gibt :-) Vielen Dank!
AntwortenLöschenDer Artikel ist toll geschrieben und ich war ein klein bisschen Stolz, der Nähgemeinde anzugehören.
AntwortenLöschenDein Blog hat es verdient, in diesem Artikel erwähnt zu werden. Du verfügst über einen fantastischen, aber gleichzeitig gut recherchierten Schreibstil. Außerdem hast du ein gutes Gespür für interessante Themen.
LG Martina
Es entwickelt sich...........................und genau wird sind dabei gewesen. Liebe Grüße
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