Mittlerweile haben wir ein moderat warmes Sommerwetter, das ich sehr gerne mag, und so besuchte ich am Donnerstag (lacht nicht!) die erste Sport-Großveranstaltung meines Lebens: Alba Berlin spielte vor 12 000 Zuschauern gegen Bayern München in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof (wie die Berliner Zeitung diesen Veranstaltungsort ebenso despektierlich wie ironisch nennt, um den Namen des Hallensponsors nicht schreiben zu müssen). Ach ja, und falls das Sport-Noobs wie ich hier lesen: es ging um Basketball! Wie uns der Alba-Fan erklärte, der den Liebsten und mich mitgenommen hatte, werden die Bayern in der Liga "von allen gehasst", weil deren Mannschaft aus teuer zusammengekauften Spielern anderer Vereine besteht - auch einige Ex-Spieler von Alba spielen jetzt für die Bayern. Die Verräter. Wir sahen - das bestätigte auch unser Fan-Freund, ich kann das ja gar nicht beurteilen - ein sehr spannendes und bis zum vierten Viertel knappes Spiel, das Alba gewann. Mir war zum Schluss ganz schwummrig, einmal wegen der Begeisterung und des Lärmpegels in der Halle, andererseits geht auf dem Spielfeld alles so wahnsinnig schnell, dass man wirklich Konzentration braucht, um als Zuschauer auch nur den Ball nicht aus den Augen zu verlieren. Im Fernsehen sieht das wie immer alles viel größer und übersichtlicher aus.
Aber die nächsten Wochen dreht sich ja erstmal alles um Fußball. Bei mir vielleicht nicht alles, aber ein paar Spiele schaue ich mir auch an, und zum ersten Mal seit 2006 oder so ist das auch zuhause vor dem eigenen Laptop möglich. Ganz klar, dass dafür ein WM-Strickprojekt benötigt wird! die Maschenprobe steht, und ich entschied mich für das untere Zickzackmuster in dunkelgrüner Cotton-Merino von drops.
Die Handarbeitslinks der Woche:
Die neuen Herbst-Strickmuster bei knitty. com sind da. Auch wenn ich an Herbst noch nicht wirklich denken möchte: Meine Favoriten sind Vermillion Cliffs, eine dicke Strickjacke mit Zopfmuster - die ließe sich aus Lima von drops stricken, zum Beispiel in Rubinrot. Solche zweifarbigen Pullover wie Jasseron sind mir in letzter Zeit auch häufig aufgefallen, und dieses Modell gefällt mir besonders gut wegen der Spitzenärmel, aber ich fürchte, ein Pullover aus Garn für Nadelstärke 4 ist doch meistens zu warm. Aber vielleicht ließe sich die Anleitung für dünneres Merinogarn umrechnen?
Auf eine Aktion, die einen guten Zweck und die Förderung kleiner Schnittmusterfirmen verbindet, wurde ich über Meike aufmerksam: Auf der Seite Perfect Pattern Parcel werden alle paar Wochen fünf Indie-Schnittmuster zu einem günstigen Paketpreis angeboten. Jede Schnittmusterzusammenstellung ist zwei Wochen lang verfügbar, ein Teil des Preises kommt als Spende über die Organisation Donors Choose der Bildung von Kindern zugute. Paket Nummer drei - unter anderem mit dem Bombshell-Badeanzug - lief vor einigen Tagen aus, das nächste Schnitt-Paket ist ab dem 22. August erhältlich.
Ordnung und Übersicht im Stofflager, das ist eine Aufgabe, an der ich beständig scheitere. Die Online-Verwaltung verlief ziemlich schnell im Sande, weil ich für das Fotografieren der Neuzugänge dann doch zu faul war. Ein dickes Schulheft mit eingeklebten Stoffschnipseln und ein paar Notizen zu Menge und Material führe ich etwas konsequenter, aber auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, vor allem ist es nur schlecht transportabel, und beim Aussuchen von Kurzwaren wäre es ja praktisch, ein paar Stoffproben dabei zu haben. Colette Patterns bietet im Blog eine Vorlage für Swatch tags, also Stoffmusterkarten, zum Herunterladen an. Auf den Karten lassen sich Material und Menge notieren, unten ist Platz für eine Stoffprobe, und das beste: die Karten kann man zum Beispiel auf Schlüsselringe auffädeln und problemlos zum Kurzwarenkauf mitnehmen.
Ein fester Termin jedes Jahr im Juni ist die Textile Art, eine Ausstellung und Verkaufsschau für textile Kunst und textile Materialien aller Art, die am 28. und 29. Juni stattfindet. Dieses Jahr überrascht die Veranstaltung mit einer neuen, übersichtlicheren Webseite, neu konzipierter Öffentlichkeitsarbeit und der Mitteilung, dass das Fotografieren bei der Veranstaltung nicht mehr generell verboten sein wird. Prima, dann kann ich endlich einmal mit ein paar Bildern darüber berichten. Die Ausstellungen bei der Textile Art decken eine große Bandbreite an textilen Techniken ab, von Quilts über Mode bis hin zu Perlenarbeiten und an den Verkaufsständen findet man oft Materialien, nach denen man sonst im Netz lange suchen muss. Im Vergleich zu früheren Jahren werden wieder mehr Fachvorträge angeboten und sogar Filme gezeigt - mir scheint, bei der Textile Art herrscht ein frischer Wind, der ihr nur guttun kann.
Einen neuen Termin zum virtuellen gemeinsamen Nähen könnt ihr euch auch vormerken: Julia veranstaltet in der Sommerpause des Me made Mittwoch einen Dirndl-und-Tracht-Sewalong im Me-made-Mittwoch-Blog. Für Nordlichter wie mich wird die Herausforderung darin liegen, mir eine Dirndl-Adaption auszudenken, die im Berliner Kontext nicht wie eine Verkleidung wirkt.
Und zuletzt fand ich den Artikel Deadly Victorian Fashions sehr interessant: Mit Arsen gefärbte Stoffe, Ballerina-Tutus aus leicht entflammbaren Stoffen, Hutmacher, die durch Quecksilberdämpfe so verrückt wurden wie der Hutmacher aus Alice im Wunderland - eine Ausstellung im Bata Shoe Museum in Toronto wird sich den Gefahren durch Kleidung im 19. Jahrhundert widmen. (Gefunden via Santa-Lucia-Patterns bei fb)
Stoffmusterkarten sind keine schlechte Idee. Ich hab mir eine App runtergeladen zur Archivierung direkt mit Foto und weiteren Infos auf dem Handy. Nur fühlen ist nicht möglich.
AntwortenLöschenViele Grüsse Dana
Wie heißt den die App, und bist du zufrieden? Das muss ich mal recherchieren, denn mit dem Handy kann man ja auch gleich Fotos machen, das dürfte alles nichtso aufwendig sein.
LöschenStash Star fabric. Ich hab sie im App Store von Apple gefunden. War sogar gratis. Keine Ahnung, ob die für andere smart phones auch erhältlich ist. Alles in englisch.. Aber wichtige Infos wie Menge und Material kann man hinterlegen. Fotos macht man direkt in der App. Man kann Gruppen anlegen und auch nach Stichworten filtern. Ich hab noch nicht raus, wieviel reinpasst. Hab bisher nur 39 Stoffe von mir drin.
LöschenIch muss immer grinsen bei der konsequenten Verwendung des Begriffs "Mehrzweckhalle am Ostbahnhof" in meiner Zeitung.
AntwortenLöschenUnd: Ich hab beim erstellen des MMM Posts gestern den gleichen Begriff verwendet wie Du: moderates Sommerwetter. Soll aber wieder kühler werden....
Noch kühler? Das wäe dann ja Strumpfhosenwetter - brrr!
LöschenIch mag die Berliner Zeitung gerade deswegen! Das Feuilleton fing mit der Umschreibung an, nun schreibt es auch der Sport...
Stoffinventur hat ja auch was bürokratisches, wo Zeit verloren geht, in der man schon wieder nähen könnt.
AntwortenLöschenEine Zeit lang hab' ich auch fotografiert, reicht nicht für Kombinationen ...
Meine neue Inspiration wäre ein persönlicher "Stoff-Gedächtnispalast", beim Ein- und Ausräumen bietet sich ja immer mal stückweise eine aktuelle Inventur an.
LG Ute
Ja, aber wie viel Zeit ich schon beim Suchen verschwendet habe, und beim Nachmessen, ob es reicht! Die ideale Methode habe ich auch noch nicht gefunden, egal mit welchem Mittel - und ich bin die Schwachstelle im System, wenn ich das Nachmessen etc. vergesse.
LöschenIch habe zwar leider auch keine ultimative Lösung, was die ideale Stoffarchivierung angeht, aber ein angehefteter Zettel mit den Maßen des vorhandenen Stoffes spart tatsächlich Nerven, weil man nicht alles umsonst auffalten und noch einmal nachmessen muss. Am Arbeitsplatz klappt es schon...
LöschenUnd auch ich bedanke mich für den Hinweis auf die Ausstellung im Bata Show Museum. Das könnte mir als Ausstellungsthema gefallen. Und ich muss es direkt meiner Freundin weiterschicken, die ihre Doktorarbeit über den Hutmacherwahnsinn verfasst hat...
LG, Bele
Das klingt um einiges spannender als mein Doktorarbeitsthema (ich hab' einfach das Falsche studiert). Und ich schließe daraus, dass es mehr als eine Ursache gab, nicht nur Quecksilber. Hatte auch mal irgendwo aufgeschnappt, dass Zylinder mit einem sehr lösungsmittelhaltigen Lack versteift wurden, und die Hutmacher dadurch permanent high waren, weil sie die ganze Zeit die Dämpfe schnüffelten - mal abgesehen von den Spätschäden.
LöschenVielen Dank für den Link zur Deadly Fashion!
AntwortenLöschenDie Stoffe sind der Teil, bei dem ich noch einigermaßen den Überblick habe. Ein größeres Problem ist bei mir, die Übersicht über meine Schnitte zu behalten. Ich habe da über die Jahre eine etwas größere Kollektion angelegt. Bei Colette gab es letztens auch eine Info zu einer App, mit der man seine Schnittmuster katalogisiert. Aber den inneren Schweinehund zu überwinden und damit mal systematisch anzufangen, habe ich noch nicht geschafft.
AntwortenLöschenÜbrigens Danke für die nette Begrüßung zum MMM :)
Liebe Grüße Katharina
Ja, so eine Katalogisierungsaktion ist mühsam - und dann muss man auch noch dabei bleiben, und alles Neue immer konsequent einpflegen. Das klappt bei mir auch nicht - ich wollte z. B. mal konsequent die Schnittübersicht aus jeder neuen Burda abfotografieren und in einem Ordner ablegen, nicht mal daran denke ich.
LöschenOh, Eiskaffee, das wär jetzt was! Und nachdem ich mich in den letzten Wochen vor meinem Urlaub vor allem von lächerlich grossen und süssen Milchkaffees ernährt habe, wäre das die logische Fortsetzung, auf die ich leider noch gar nicht gekommen war. Muss an der Hitze liegen (aber wie du schon sagtest, jetzt geht es ja schon wieder).
AntwortenLöschenStoffe katalogisieren nehm ich mir schon seit Jahren vor und mach es dann doch nie, ich glaub ich bin zu sehr Chaot für so eine Ordnung. Bisher sind alle meine Ordnungssysteme, egal ob für Stoffe oder Schnitte, irgendwann im Sand verlaufen. Man kann halt doch nicht aus seiner Haut :-)
lg ette
Ich bin ja ein großer Fan von Karteikästen. Da könnte man für jeden Stoff eine Karteikarte mit Menge, Material etc. anlegen, an die man eine Stoffprobe tackert. Dann kann man einzelne Karten mit zum Markt nehmen, um Kurzwaren zu kaufen. Die Einteilung des Kastens könnte man z.B. nach dem Material oder der Dicke oder Farbe vornehmen und bei Bedarf wieder ändern.
AntwortenLöschenWas meine Meinung zu Bayern München betrifft, so wäre Hass ein zu großes, leidenschaftliches Wort. Aber ich fand es schon von jeher doof, dass Spieler - egal in welcher Sportart - mit Geld gekauft werden. (Als ich das mal zu einem Exfreund sagte, konterte er: "Was sollen sie denn sonst machen? Mit Kuchen locken???" Ja, der war ein ganz schlauer...)
Ich bin da für Lokalpatriotismus: Wenn man Berliner ist, sollte man für eine Berliner Mannschaft spielen. Besonders schlimm finde ich es bei Nationalmannschaften. Bei Lukas Podolski finde ich es okay, weil er bereits als kleines Kind nach Deutschland kam. Es wäre für mich aber auch in Ordnung, wenn er für Polen spielen würde. Aber wenn jemand kurz vor einem internationalen Turnier oder Wettkampf plötzlich eine Staatsbürgerschaft von einem Land bekommt, in dem er noch nie vorher gelebt hat, finde ich das doof. Ich nenne jetzt absichtlich keine Beispiele.
Bei der Bundesliga könnte man das Problem noch so lösen, dass die Mannschaften einfach keine Städtenamen mehr haben, sondern Firmennamen. Sollen sie doch mal ehrlich Bayern München in Team AAA (Allianz, Audi, Adidas) umbenennen, dann wäre es für mich okay.
Liebe Grüße,
Henriette
In Leipzig gibt es ja jetzt "RasenBallsport Leipzig", gesponsert und zusammengekauft von Red Bull - ich weiß nicht, ob die Fans haben. Aber das ist so ein Fall, wo es ehrlicher wäre, den Firmennamen als Mannschaftsnamen zu nehmen. Die mussten kürzlich sogar ihr Logo ändern, weil es dem Logo des Sponsors zu ähnlich war.
LöschenLiebe Lucy, Dein Tip für Deadly Fashion kam genau richtig! Ich komme gerade aus Toronto zurück. Vielleicht wäre ich alleine ins Beta Shoe Museum gegangen, meinen Freund konnte ich nicht überzeugen. So aber war das eine leichte Entscheidung, und sowohl Museum als auch die Ausstellung waren grandios. Liebe Grüße Susi
AntwortenLöschenOh, das ist ja toll! Wer hätte gedacht, dass tatsächlich jemand, der das hier liest, diese Ausstellung besuchen kann.
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