Dienstag, 19. April 2016

Nahtzugabe auf Reisen: Beim Stoffdruckkurs von Kristina Schaper in Hamburg


Es gibt doch nichts Schöneres, als kreative Leute aus dem Internet "in echt" zu treffen und noch dazu gemeinsam mit Stoff und Farbe zu werkeln! Das Wochenende verbrachte ich nämlich in Hamburg beim Siebdruck-mit-Papierschablonen-Workshop von Kristina Schaper - Am liebsten Bunt. Öfter mal wegzufahren, Kurse zu besuchen und Neues auszuprobieren hatte ich mir Anfang des Jahres vorgenommen, und das war eine gute Maßnahme - heute Morgen wieder zurück in Berlin kam es mir vor, als wäre ich zwei Wochen weggewesen. Und ich verbrachte einen Teil des Nachmittags mit der Recherche von Siebdruck-Equipment. Nicht, dass ich jetzt sehr dringend irgendetwas bedrucken müsste, aber das Drucken machte großen Spaß und ist wirklich auch in der Wohnung umsetzbar, ohne alles zu verwüsten.   


Bester Beweis ist der braune Spannteppich in einem der Kursräume im Bürgerhaus Barmbek - hier vor dem Stoffdruckkurs - aber hinterher sah er noch genauso aus. Siebdruck ist eine ziemlich saubere Sache, die Siebdruckfarbe (Dekaprint) stinkt nicht und lässt sich mit Wasser auswaschen. Der Griff der bedruckten Stoffe hat mir auch gefallen. Die Farbe bildet zwar eine Schicht auf der Oberfläche, aber eine dünne, und die Farbe trocknet nicht allzu hart und krustig auf. Wenn die Motive eher klein und nicht so flächig sind, könnte man durchaus auch dünne gewebte Viskose bedrucken, ohne dass sie bretthart wird.


Vom Drucken selbst habe ich nur ein paar Fotos gemacht. Die Technik, die Kristina uns vermittelt hat, ist genial einfach: Man schneidet sich eine Schablone aus ganz normalem Schreibmaschinenpapier, platziert sie auf dem Stoff, das Sieb darüber, Lücken werden mit Klebeband abgeklebt, und die Farbe mit einer Rakel (im Prinzip eine Art Plastikkarte mit einem Gummirand) durch das Sieb auf den Stoff gedrückt. Wenn man das Sieb anhebt, bleibt die Papierschablone durch die feuchte Farbe daran kleben, und man kann mit Sieb und Papier noch eine ganze Menge weiterer Motive drucken. Ich hatte bisher ja nur Stempeln auf Stoff ausprobiert und bin von den farbsatten und gestochen scharfen Drucken ganz begeistert. Es war jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis, das Sieb anzuheben.

Der Palmwedeldruck vom Foto oben war mein erster Versuch. Für den roten Stoff hätte ich mir wohl besser vorher einen Rapport, also eine regelmäßige Anordnung überlegt, aber ich hatte nicht bedacht, dass ich an manche Stellen mit dem Rahmen schlecht herankomme, jedenfalls nicht, wenn ich den Stoff nicht zwischendurch anders aufspannen möchte. Das Drucken selber fand ich übrigens einfach. Schwierig war es, die Farbmenge richtig einzuschätzen - erstmal saugt anscheinend jeder Stoff unterschiedlich viel auf, und große, flächige Motive brauchen erstaunlich viel Farbe. Ich musste mehrmals Farbe nachmischen, was dann natürlich nur ungefähr so wurde wie die vorige Partie. Aber das macht nichts, Unperfektes ist gut! Und sehr schwierig fand ich, die Motive gezielt zu platzieren. Wenn das Sieb einmal mit Farbe bedeckt ist, sieht man nur noch sehr schlecht, was man da macht. Selbst wenn es Linien zur Orientierung gibt. Oder zumindest sehe ich das nicht und war dann einige Male doch etwas überrascht. Es ist also vorteilhaft, sich Motive auszudenken, die man luftig verstreut irgendwohin drucken kann. 


Bei der gestickten Tischdecke habe ich das so probiert und auch einfach quer über die Stickerei gedruckt - das ist sehr schön geworden. Auf dem allerersten Foto ganz oben kann man rechts einen Zipfel der Decke sehen, ich muss davon aber nochmal gute Bilder machen.

Kristina hat einige Anleitungen zum Siebdruck zuhause mit Bordmitteln hier auf einer Extraseite zusammengestellt. Wenn es neue Kurse gibt, erfahrt ihr das sicher zuerst in ihrem Blog. Stempeln und mit Gelatineplatten drucken ist im Juni noch möglich (Termine siehe hier), das ist bestimmt auch klasse.


Für ein bißchen Touristenprogramm war am Wochenende natürlich auch noch Zeit. Es war seltsam, nach so langer Zeit mal wieder in Hamburg zu sein. Ich komme ja aus Hamburg, aber habe die Stadt einige Jahre regelrecht gemieden, weil sie für mich mit den Wirrungen einer auseinanderbröselnden Familie und einer Menge trauriger Ereignisse verknüpft ist. Jetzt dachte ich, dass ich endlich neue Erinnerungen an die Stelle der alten setzen muss, und Hamburg macht es einem in der Hinsicht sehr leicht. Hier wird sehr unsentimental abgerissen und neu gebaut und nicht viel in die Vergangenheit geschaut. 


Vieles, was ich von früher kannte, war viel kleiner, als ich es in Erinnerung hatte. Die Landungsbrücken entlang: Nur ein Minispaziergang. Das Hanseviertel: So putzige kleine Geschäfte! Nur die Elbphilharmonie - die ich noch nicht kannte - ist wirklich groß. Und wie man hört im nächsten Frühjahr fertig. Noch vor dem BER. 


Manche Schiffe sind auch sehr groß.


Bei der Rundfahrt "Abenteuer Hafen" von Stattreisen e.V. lernt man das alles kennen, die Tour kann ich sehr empfehlen.

Demnächst gibt's auch endlich mal den Bericht von den Workshops zur Leipziger Buchmesse. In Leipzig wars nämlich auch schön.

15 Kommentare:

  1. Hach Hamburg...schöner Bericht und interessante stoffgestaltung,,muß ich auch probieren.
    War zuletzt Weihnachten in Hamburg und mir gefällt Altona und das Schanzenviertel.
    LG schurrmurr

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    1. In Altona (naja, am Rand davon) haben wir übernachtet, und da waren wir auch viel unterwegs. Nette Cafes gibt's da mittlerweile!

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  2. Toller Bericht, hört sich sehr interessnt an. Ich habe mir Siebdrucken in Karlsruhe auf der Nadelwelt mal erklären lassen, fand ich sehr beeindruckend.
    Lieben Gruß,
    Petra

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    1. Ich dachte immer, das wäre für zuhause sowieso viel zu aufwendig. Aber mit den Papierschablonen geht das wirklich.

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  3. Der Siebdruck gefällt mir sehr gut , das möchte ich auch ausprobieren .

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  4. Das liest sich ja so so positiv mit deinen Druckergebnissen und ich bin da so reingerasselt, dass ich alles hinschmeißen wollte.Habe gerade drüber geschrieben. Wahrscheinlich ist es doch die Farbe, die bei mir nicht gut war, wenn ihr sogar Schreibmaschinenpapier genommen habt.Da mußtest du dann aber öfter schneiden oder konnte man das auch öfter weiter nutzen?
    Den Palmwedeldruck finde ich sehr schön auf dem Rot!
    LG kaze

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    1. Für die Palmwedelstoffe hatte ich insgesamt 3 Schablonen geschnitten, allerdinsg vor allem deswegen, weil ich jeweils mit einer anderen Farbe weiterdrucken und die vorige etwas antrocknen lassen wollte. Die Schablonen hätten sonst auch noch länger durchgehalten. Wahrscheinlich ist es wirklich die Farbe, die entscheidend ist.

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  5. Die Druckergebnisse sind toll geworden! Und ich mag es, dass die Farben alle ein bisschen unterschiedlich sind.

    Viele Grüße, Goldengelchen

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  6. Ja, Drucken ist so richtig toll.
    Und die vielen vielen Möglichkeiten welches Motiv man wie drucken kann sind so vielfältig, da kann man immerzu Entscheidungen treffen. Der Weg zum fertigen Stoff ist sehr spannend.
    Wir als Klamottennüäherinnen könne da die tollsten abgepassten Drucke gestalten. Bordüren an Röcke, Motive um einen Ausschnitt, das Ganze dann noch mit Stickerei kombiniert....
    Ich bin sehr gespannt, was du draus machst!

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    1. Ganz so gut hatte ich dann doch nicht geplant, aber eine Schnittidee gibt es für den roten Stoff schon. Ich bin selbst gespannt, wie das dann aussieht.

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  7. Danke für 's zeigen! Das sieht sehr vielversprechend aus und ich werde mich beim nächsten Mal schneller anmelden! Der rote Stoff wäre ein toller Sommerrock, finde ich.
    Ich mag Hamburg sehr gern, selbst wenn es ausnahmsweise mal regnet!
    LG, Luise

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  8. Das ist ja eine spannende Sache, die Du da beschreibst. Mein Herzensmann will mir Siebdruck auch einmal zeigen, hat er mir eben erzählt. Er hat alles dafür in der Schule. Oh man, da hätte ich ja auch mal eher drauf kommen können. Oder? Da hat man einen Fachmann im Hause!!!
    Liebe Grüße Epilele

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  9. Schöner Bericht und tolle Ergebnisse. War auch schon zwei Mal bei der lieben Kristina dabei (Gelliprint und Procion MX). Schade, Dich hätte ich auch gern mal kennengelernt! :-) viele Grüße Vanessa

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