Beim Herbstjacken-Knitalong, dem gemeinsamen Jackenstricken gehostet von der Luise und Frauenoberbekleidung, kann ich schon einige Fortschritte beim Eisen-Cardigan zeigen. Die Jacke nach einer kostenlosen Anleitung von knitty.com hatte ich schon vor dem Knitalong angefangen, und da ich an den beiden letzten Wochenenden lange mit Bus und Zug unterwegs war, ist die Jacke gut gewachsen.
Man strickt sehr lange glatt rechts mit nur ein paar Zunahmen an der Stelle der Seitennähte und in der vorderen Mitte neben der Blende aus gezopften Rippen, die Jacke ist also das ideale Projekt zum Mitnehmen.
Die Zunahmen für die Raglanärmel verstecken sich rechts und links neben einer Zopfrippe, das Detail gefällt mir sehr gut.
Die Vorderteile werden nach unten hin auch einen Tick breiter, weil ab und zu neben der Blende eine Masche zugenommen wird. Wenn Zunahmen so wie hier nur in größeren Abständen vorkommen, ziehe ich mir an diesen Stellen Markierungsfäden ein. Dann verliere ich nicht den Überblick und kann die Abstände und die Anzahl der Zunahmen leicht anhand der Fäden abzählen. Trotzdem ist der glatt rechts gestrickte Teil des Korpus bei mir etwas länger geworden als vorgesehen, etwa 3 cm - das kommt vom Stricken in einem Intercity, bei dem das Licht in den Abteilen nicht funktionierte. Ich habe den Saum trotzdem erstmal abgekettet und entscheide zum Schluss, ob ich noch einmal aufribbele und die Jacke etwas verkürze, das ist ja kein Problem. Die Proportionen der Jacke lassen sich einfach besser beurteilen, wenn die Ärmel dran sind.
Mit dem zweiten geplanten Strickprojekt, einer roten Jacke mit Zopfmuster, bin ich noch gar nicht weitergekommen. Für das Ausprobieren von Strickmustern brauche ich meine Bücher und ein bißchen Ruhe, das geht nur zuhause. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Treffen des Knitalongs am 16. Oktober ein bißchen was zeigen kann.
Sylvia hatte für diese Folge des Knitalongs einige Strick-Fragen an uns. Ich glaube meine Strickgeschichte ist ganz typisch: Ich stricke, seit ich fünf oder sechs bin, mir hat es meine Mutter beigebracht, die sehr viel strickte. In der Schule gabs nur Werkunterricht - Hamburg war da ganz progressiv - in dem ab und zu auch mal etwas mit Textilien gemacht wurde, Weben und Batik zum Beispiel, Stricken nie, ich wurde daher nie von merkwürdigen Handarbeitslehrerinnen demotiviert. Die ersten Strickprojekte waren Schlafsäcke (mit Mustern!) für meine Plüschtiere. Auf dem Gymnasium strickte ich auch ein paar Pullover, es waren die später Achtziger, frühen Neunziger, da musste man sich mit Passform nicht beschäftigen, die Pullover bestanden aus lauter rechteckigen Teilen.
Einen Lieblingsschal aus dünner magentaroter Wolle mit Zöpfen und Noppenmuster hatte ich mir zu Abiturzeiten gestrickt, nach einer Anleitung aus einem Brigitte-Strickbuch. Das Foto dürfte 1989 in Danzig entstanden sein. Dann erinnere ich mich an eine schwarze Strickjacke mit Lochmuster aus Baumwollgarn, die leider etwas schwer und leierig war und meine Abneigung gegen Baumwollgarn begründet hat.
In den 1990ern strickte ich so gut wie nicht: mit der Mode hatten sich die Anforderungen an die Passform und die Materialien geändert, aber die Strickhefte, die erhältlich waren, spiegelten diese Entwicklung nicht wider. Das war ja auch die Zeit, in der viele Wollgeschäfte schlossen. Selbst die Strickanleitungen in der Brigitte waren damals seltsam neben der Spur, oder zumindest nicht das, was ich anziehen wollte. Ich hätte knappe, taillenkurze Pullover aus feiner Wolle gebraucht, das gab es nicht als Anleitung, und ich hatte keine Ahnung, wie ich mir sowas selbst entwerfen und berechnen könnte. Ich fing erst Anfang der 2000er wieder mit dem Stricken an, als ich die tollen Anleitungen auf englischsprachigen Webseiten entdeckte. Der Tag, als ich knitty.com fand, war eine stricktechnische Offenbarung für mich.
Ich stricke mittlerweile ziemlich ungeniert in der Öffentlichkeit, besonders auf Reisen oder wenn ich eine Wartezeit zu überbücken habe, meistens für mich, ab und zu für den Liebsten (hier und hier), Kleinigkeiten wie Stulpen oder Mützen auch für andere. Die alten Rundstricknadeln aus den Achtzigern aus beschichtetem Metall finde ich ehrlich gesagt immer noch am besten. Seitdem bei der einzigen Nadel, die ich vor zwei, drei Jahren neu gekauft hatte, nach zweieinhalb Projekten das Seil direkt am Nadelansatz abbrach, denke ich nicht mehr darüber nach, ob ich mir zeitgemäße Holznadelsets oder etwas anderes Neues anschaffen sollte.
Alle Strickprojekte des Knitalongs finden sich hier bei Sylvia - Frauenoberbekleidung.
Montag, 3. Oktober 2016
19 Kommentare:
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Die Jacke wächst und meine Begehrlichkeit auch, ich freue mich so auf die Tragebilder. Du hast ja ein wunderschönes altes Foto gefunden und der Schal zeugt von frühen Stricktalenten, ein zeitloses Teil, dass man immer noch tragen könnt. Vermutlich hat dir auch niemand eingeredet, das Muster könnte zu schwer sein. Ich bin mir nicht sicher ob diese Einteilung in einfach bis schwer, die es heute gibt, immer so gut ist für die Anfänger.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sylvia
Ja, das sehe ich auch so: Wenn man sich damit beschäftigt, kann man sich die Techniken, die man braucht, schon aneignen. Vor allem, wenn man das Teil wirklich haben will.
LöschenDie Jacke wird sicher toll, die Blende gefällt mir sehr. Ich habe mir gleich mal die Anleitung angesehen. Leider gehöre ich eher zur Häkelfraktion, da sollte man nicht gleich mit einer englischen Anleitung starten (-:
AntwortenLöschenViele Grüße
Natascha
Hm, dafür gilt eigentlich das gleiche wie bei "schweren" Anleitungen: Es ist wirklich machbar. Und gerade die englishen Anleitungen sind sehr ausführlich. Die Jacke ist nicht schwer zu stricken, da man nur auf wenige Zunahmen achten muss, und die Anleitung ist nicht kompliziert.
LöschenIch beneide euch RVO-Strickerinnen. Bei mir gelingt das nie. Und ganz besonders schön, finde ich auch deise Variante mit der gezopften Raglanlinie!
AntwortenLöschenGruß Marion
Ich hoffe ja, dass es gut passen wird. Mit Raglan von oben habe ich auch noch nicht so viele Erfahrungen, die erste Raglanjacke passt an den Schultern nur mittelmäßig, ist allerdings insgesamt auch enger geschnitten.
LöschenDie Farbe ist ganz meins und das sparsame Muster auch; die wird sehr schön.
AntwortenLöschenLG von Susanne
Danke!
LöschenDito in Hamburg mit Werkunterricht sozialisiert und mit Brigitten gestrickt. Mir ist aber in den folgenden Jahren das Stricken nicht ganz abhanden gekommen, Socken gingen immer...So langsam jucken mir aber auch die Nadeln wieder mal einen Pulli zu stricken. In den 80ern habe ich mit dünner Wolle und vielen Farben tolle Einstrickmuster gemacht, ich gehe mal Bilder suchen...Zeitreisen ist toll. Gruß Tine
AntwortenLöschenSo eine typisch-Achtziger-Jacke mit Einstrickmuster (also in Flächenaufteilung) habe ich gerade wieder auf der Straße gesehen, keine Ahnung ob Original oder neu aufgelegt, und ich fand die wieder richtig klasse. Gute Farben: schwarz, türkis, rostrot. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich irgendwas aus den Achtzigern wieder attraktiv finden würde, aber tatsächlich: bei den Handarbeiten war doch einiges Gutes dabei!
LöschenIch glaube, meine Strickanleitungen kamen aus der Carina von Burda. Meine Mutter hatte immer das Phildar-Heft. Sie hatte auch Musterbücher mit kleinen Woll-Schipseln zum Bestellen. Kennst Du so etwas auch? Du bist schon so toll weit mit Deiner Jacke, sie gefällt mir richtig gut. Mal sehen, wie weit ich am nächsten Wochenende komme. 3 Tage Bahnfahrt, puh! Ich bevorzuge definitiv auch keine Nähte zu haben, und wenn ich an Jacke 2 gehe, werde ich zumindest bis zu den Armlöchern Vorderteile und Rückenteil gemeinsam stricken.
AntwortenLöschenViele Grüße, Stefanie
Diese Woll-Bestellbücher kenne ich von meiner Oma - sowas würde ich mir bei Onlinebestellungen heute auch wünschen. Ich glaube für Wollhändler gibt es sowas sogar noch.
LöschenWow, bist Du schon weit! Ähnliche Geschichte, nur nicht in Ostdeutschland sondern in Österreich. Ich habe mir ein neumodisches Holznadelset mit Seilen zugelegt, weil ich dachte, es wäre superpraktisch. Erstens, weil ich auch auf beengtem Raum (wie z.B. im Wartezimmer beim Arzt, beim Warten bis die Ballettstunde der Tochter aus ist oder eben im Zug) gut stricken kann, und zweitens, weil man mit ein paar Seilen und Nadelstärken wunderbar flexibel anpassen kann. Aber an und für sich geht's mir gleich wie Dir, dass ich meine alten Metallstricknadeln immer noch am liebsten habe. Wenn ich sehr dicke Holznadeln mit dem sehr dünnen Seil kombiniere, stricke ich irgendwie immer zu fest und die Maschen rutschen nicht geschmeidig vom Seil wieder auf die Nadel. Naja. Schön zu sehen, dass es bei Dir voran geht! lg, Gabi
AntwortenLöschenJa, ich finde die Idee dieser Nadelsets eigentlich auch gut, die nehmen auch nicht so viel Platz weg, aber dass die Nadeln leicht brechen und andere Probleme damit habe ich jetzt schon so oft gehört, dass ich lieber bei den uncoolen alten Nadeln bleibe.
LöschenDie Jacke gefällt mir ausgesprochen gut, dass ich inzwischen ernsthaft darüber nachdenken, ob ich auch eine brauche. Ich markiere meine Zu- und Abnahmen nie am Strickstück, sondern mache mir beim Stricken Notizen.
AntwortenLöschenLG Mirella
Strichlisten mache ich nur, wenn die Abnahmen etc. sehr häufig sind - wenn wie hier nur alle 20 Reihen was passiert, ist mir das zu mühselig. Mal sehen, wie sich die Jacke trägt - ich bin mir noch nicht sicher, wie ich die A-Form finde.
LöschenDeine Jacke sieht schön warm aus, ein wenig rustikal. Sie hat auch keinen Verschluss oder?
AntwortenLöschenIch bin ja noch ein wenig skeptisch bei meinem Cardigan, ob ich ihn dann immer vorn mit der Hand zuhalten werde. Dabei trage ich die meisten Jacken offen, obwohl sie Reißverschlüsse oder Knöpfe haben.
Wir hatten in Berlin in der Schule auch Werkunterricht gemeinsam mit den Jungen. Da wurde Holz verarbeitet, gehäkelt, gewebt und im Metallbaukasten gekramt.
Liebe Grüße,
Henriette
Ja die Jacke hat keinen Verschluss, und ich bin auch noch nicht sicher, ob das praktisch oder blöd sein wird. Ich trage Strickjacken zwar auch sehr oft offen, aber es kann sein, dass die fehlende Verschlussmöglichkeit mich nerven wird. Aber ich habe noch ein paar stoffbezogene Druckknöpfe als Plan B vorrätig, die farblich sehr gut zu der Wolle passen würden - zur Not bekommt die Jacke diese Druckknöpfe.
LöschenWenn Du meine Handschuhe nachstrickeh möchtst: Ich habe die Anleitung noch (Für Sie Weihnachten Spezial 1985)
AntwortenLöschenLG, Stefanie