Mittwoch, 28. November 2018

Plastikfrei reisen: Ordnung im Koffer ohne Tüten (oder auch eine nachhaltige Geschenkverpackung)

Die Überschrift klingt, als ob ich beim Verreisen jemals "Ordnung im Koffer" hätte - ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist, aber bei mir ist in der Regel jedwede Ordnung schon beim ersten Öffnen des Koffers zerstört. Nach ein paar Reisetagen wühle ich in einem verknäulten Wust von Kleidungsstücken, gerade dass ich es schaffe, frische Sachen und Getragenes in gegenüberliegende Ecken des Koffers zu knüllen. Einige Dinge (Schuhe, Shampooflaschen) werden in ebenfalls zerknüllten Platiktüten transportiert.

Schön ist das nicht, und wie viel ich wirklich aufzuholen habe merkte ich, als ich beim letzten Upcycling-Workshop in meinem Kiez mit Nachbarin C. gemeinsam nähte. Sie ist offenbar eine äußerst versierte Kofferpackerin und besitzt eine Reihe von Stoffbeuteln verschiedener Größe für verschiedene Aufbewahrungszwecke im Koffer, unter anderem packt sie Garnituren von Unterwäsche, Strümpfen, Jeans und Oberteil für einen Tag gemeinsam in einen Beutel. Diese Art des Packens habe sich vor allem für verreisende Kinder bewährt, sagte sie (und außerdem sieht es auch noch viel besser aus als Plastiküten, von denen ich mittlerweile auch noch kaum welche habe).

Solche Beutel für Ordnung im Koffer aus alten Hemden zu nähen, war C.s Idee beim Workshop, ich habe ihr dann nur geholfen, die Idee nähtechnisch umzusetzen, und das Ergebnis war so schön und praktisch und nachahmenswert, dass es hier eine Anleitung dafür gibt.  

Anleitung Koffer-Organizer


Material
Oberhemd oder Bluse, möglichst gerade geschnitten - Größe egal, auch Kinderhemden eignen sich
passendes Nähgarn

Werkzeug
Nähmaschine (+ eventuell Overlock, gehr aber auch ohne)
Schere
langes Lineal, Handmaß oder Geodreieck
Markierstift (Bleistift reicht)
Stecknadeln
evtl. Bügeleisen

1.
Falls das Hemd oder die Bluse senkrecht verlaufende Taillenabnäher hat, die Abnäher auftrennen. (Waagerechte Brustabnäher bei Blusen ignorieren). Das Hemd glattbügeln und zugeknöpft glatt hinlegen.

2.
Aus dem Hemdvorderteil ein großes Rechteck erst anzeichnen und dann durch beide Lagen ausschneiden.
Die obere Linie verläuft auf Achselhöhe, falls dort eine Brusttasche im Weg ist, die Tasche vor dem Schneiden abtrennen. Den Hemdsaum wenn nötig ebenfalls begradigen. Beim Anzeichnen und Schneiden außerdem darauf achten, dass die Schnittlinie in einigem Abstand von den Knöpfen verläuft.


3.
Die Brusttasche  eventuell an anderer Stelle auf der Hemdvorderseite aufsteppen.

4.
Das Hemdrechteck umstülpen, Innenseite nach außen und die offenen Kanten erst stecken, dann mit 1 cm Nahtzugabe von Seitennaht zu Seitennaht steppen. Die Knopfleiste wird dabei zugesteppt. Die Naht versäubern damit sich der Stoff nicht aufdröselt, entweder mit Zickzackstich an der Nähmaschine oder mit der Overlock.

5.
Den Beutel nacheinander an allen vier Ecken auseinanderziehen und so hinlegen, dass die eben genähte Naht und die Seitennaht genau aufeinander liegen, wenn nötig etwas bügeln. Entlang der Seitennaht jeweils die gleiche Strecke abmessen und senkrecht dazu eine Linie ziehen, quer über den Beutelzipfel. Hier ist die Linie immer 3 cm von der Beutelspitze entfernt und die Querlinie ist 6 cm lang. Auf der eingezeichneten Linie stecken.

6.
Auf der eingezeichneten Linie steppen, dabei die Naht am Anfang und am Ende durch Rückwärtsnähen befestigen.

7.
Den Beutel auf due rechte Seite drehen und überprüfen, ob schöne Ecken enstanden sind - wenn die Quernaht für das eigene Perfektionsbedürfnis zu schief geworden ist, nochmal trennen und neu nähen.

8.
Die abgenähten Zipfel wegschneiden, so dass eine Nahtzugabe von 1 cm stehen bleibt und die Nahtzugabe mit Zickzack versäubern, oder Zipfel wegschneiden und versäubern in einem Arbeitsgang mit der Overlock machen. Bei einer Overlocknaht am Anfang und am Ende eine Garnkette stehen lassen und die Fäden mit einer dicken Nadel in die Naht ziehen.

9.
Fertig!


Die Beutel sind durch die Knopfleiste in der Mitte sehr praktisch, gerade für kleine Wäschestücke, sie sind waschbar, haltbar - und sie sehen gut aus. Für Vielreisende bestimmt auch ein gutes Weihnachtsgeschenk, für alle anderen eine weiternutzbare Geschenkverpackung, man findet bestimmt einen Ort, wo so eine Tasche nützlich ist.

8 Kommentare:

  1. Super Idee, super Anleitung, das werde ich mir auch nähen, auch für meinen Reiserucksack. Danke! herzliche Grüße aus dem Ruppiner Land Anke

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  2. Coole Idee! Muss ich ausprobieren. Und ein guter Beitrag gegen Plastikmüll!

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  3. Eine gute Idee, bei Stufe 2 könnte man die Tageskleidung dann direkt in das zu tragende Oberteil wickeln ...
    Die Technik mag ich, danach kann man auch Kissenbezüge nähen. Eine erhaltene Knopfleiste ist immer erfreulich beim nähen.
    LG Ute

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  4. Prima Idee...bei mir sieht der Koffer auch sehr schnell zerwühlt aus,,packe ihn auch nie ganz aus.
    Apropos...muß es bei Punkt vier nicht heißen Außenseite nach innen? Oder verstehe ich da was falsch!?
    LG. Schurrmurr

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  5. Find`ich auch super! Danke für die Idee!
    Liebe Grüße
    Sabine

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  6. Hallo Lucy,
    Coole Idee. Ich nutze die Hemden meines Mannes schon als Ausgangsstoff für Wäschebeutel mit Reißverschluss oder Zugband wie von hier: http://www.handmadiya.com/2015/11/reversible-drawstring-bag-tutorial.html?m=1
    Ich habe für die Schmutzwäsche einen Wäschesack der über einen Kleiderbügel gestülpt wird. Da wandert im Hotel die Schmutzwäsche rein. Im Prinzip ist es ähnlich wie die früheren Wäscheklammerbeutel nur ist die Front geschlossen und wird durch einen RV geöffnet. Damit das gute Stück nicht vom Bügel rutscht gibt es unterhalb des Bügels Klettverschluss-Punkte. Länge sind gut 60cm. Kann man sich das jetzt ohne Bild vorstellen?
    Viele Grüße Anja

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