Mittwoch, 5. Dezember 2018

Plötzlich Lust auf Pullover


Im Laufe der letzten Jahre habe ich eine Menge Strickjacken gestrickt (wohl dokumentiert in diesem Blog), und keinen einzigen Pullover. In den letzten Monaten passierte etwas Unglaubliches: Ich bekam Lust, Pullover zu tragen. Fragt mich nicht, warum, und was da genau passiert ist - mir ist es auch ein Rätsel. Die Veränderung ging schleichend vor sich. Die strickjackentypische Knopfleiste erschien mir eines Tages als zu viel Gewurschtel, insbesondere wenn ein anderes Kleidungsstück mit Knopfleiste unter der Strickjacke getragen wird. Pullover erschienen mir auf einmal als idealer Partner zu Röcken, nachdem ich jahrelang keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte.


In den letzten Wochen setzte ich die Idee in die Tat um, nachdem ich einige Pulloveranleitungen von Ravelry und aus den paar Strickheften, die ich besitze, gelesen und verworfen hatte. Ich probierte einige Zopfmuster aus, strickte ein Maschenprobe aus Drops Lima in rubinrot, von dem ich mal auf Verdacht 500 Gramm gekauft hatte, und begann den Pullover von unten.


Wie immer bei meiner Strickschlampen-Methode habe ich keine genauen Aufzeichnungen über das Strickstück, ich habe nach dem Bündchen seitlich etwas zugenommen und von unten bis auf Achselhöhe gestrickt - Dank Nadelstärke 5 ging das ziemlich schnell. Die Ärmel haben nach dem Bündchen erst ein paar verteilte Zunahmen, die nach etwa einer Handbreit wieder abgenommen werden.


Als die Ärmel lang genug waren, nahm ich bis auf jeweils sechs Maschen unter den Armen alles auf eine lange Rundnadel und nahm in jeder zweiten Runde rechts und links einer gedachten Raglanlinie jeweils eine Masche ab, bis mir der Ausschnitt passend erschien. Im Rückenteil habe ich dann mit verkürzten Reihen noch zweimal hin- und hergestrickt, damit der Ausschnitt hinten höher wird als vorne und schließlich ein Bündchen angestrickt.


Der Pullover passt - trotz meines wirklich fahrlässigen und geradezu skandalösen Mangels an Planung - wirklich unverschämt gut, und wie ich es mir dachte ist er ein guter Partner zu Röcken geworden.

Hier trage ich ihn mit einem ebenfalls im Herbst entstandenen Jeansrock nach dem Schnitt 21035, den ich zuerst hier bei Karin dreikah gesehen hatte und schon lange nähen wollte. Ich habe den Schnitt etwa 5 cm verlängert.

Tja, und was soll ich sagen - ich finde das Konzept Pullover so schön warm und kuschelig, dass ich schon über einen weiteren Pullover nachdenke (allerdings auch über eine neue schwarze Strickjacke - über den Sommer ist meine alte den Motten zum Opfer gefallen).

Ich gebe weiter an den MeMadeMittwoch, die allmonatliche Versammlung von Selbernäherinnen und Selbstgenähtem.

29 Kommentare:

  1. Tolle Farbe! Leider bin ich so Anleitungsabhängig dass ich die Strickschlampenmethode nie lernen werde. Schade
    Lieber Gruß Elke

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    1. Es ist auch ein bisschen eingeschränkt, was ich mit der Methode stricken kann - ganz ausgeklügelte Konstruktionen wie von Andi Satterlund (Miette) kann ich nicht.

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  2. Die Methode gefällt mir! Der Pulli auch :)

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  3. Toller Pulli! Natürlich ist das kein Mangel an Planung und Strickschlamperei, sondern aufgrund langer Erfahrung mögliches intuitives Stricken. Und das hier ist auch keine Lobhudelei sondern unterstützendes Marketing (oder Politik, such dir was aus). Ich wünschte nur, ich könnte so schnell stricken.
    Viele Grüße, Stefanie

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    1. PS: Was hast Du mit den sechs Maschen unter den Armen gemacht? Sie sind ja sicher dazu da, dass es kein Loch beim zusammenstricken des Raglans gibt. Werden sie zusammengenäht?
      LG. Stefanie

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    2. Ja, die Maschen werden zusammengenäht und sind dann unter der Achsel - ich erinnerte mich dunkel, mal ein Teil nach Anleitung als Raglan von oben gestrickt zu haben, da war das in etwa so, und das ist ja auch logisch, unter den Armen müssen Ärmel und Vorder/Rückenteil ja auch verbunden sein.
      Mit Nadeln 5 geht es wirklich schnell - noch sowas Merkwürdiges, ich habe gerade Lust auf etwas dickere Garne, der allgemeine Trend hat mich angesteckt.

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  4. Tolle Farbe und eine sehr interessante Methode einen Pullover zu stricken. LG Carola

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    1. Die Farbe ist großartig, leider nicht so einfach zu fotografieren. Ich bin froh, dass sie trotzdem einigermaßen rüberkommt.

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  5. Ich gebe Stefanie völlig Recht. Und ich verstehe sowieso nicht, warum man im Winter keine Pullover mehr trägt. War die zu- und darauffolgende Abnahme beabsichtigt oder ergab es sich, weil die Ärmel zu weit würden? Jedenfalls ist so ein interessabint Bauschärmel entstanden. LG Anja

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    1. Die Ärmel waren Absicht so - ichh habe die Form irgendwo im Schaufenster gesehen, und da das Teil bis auf den Zopf so schlicht ist fand ich, es könnte noch diese besonderen Ärmel vertragen.

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  6. Ich finde so eine persönliche Entwicklung auch immer spannend. Farbtechnisch, aber auch vom Stil unterliegen wir oft den Wandlungen der Zeit. Dabei kommen manche Sachen einfach nie aus der Mode. Zöpfe und Raglan gehören dazu.
    Deine Pulli ist jedenfalls super geworden.
    Lieben Inselgruß und eine schöne Vorweihnachtszeit
    Kerstin

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    1. Ja, das finde ich auch sehr spannend - und in den Vorlieben kann man sich den allgemeinen Trends oft doch nicht entziehen. Garn für 5er Nadeln wären mir vor 2, 3 Jahren einfach zu dick gewesen.

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  7. Schick!
    Ich doktere beim Stricken ja auch gerne an Basisanleitungen herum und mache mir während des Arbeitsvorgangs zwar Notizen, die ich aber nach einiger Zeit, wegen schlampiger Führung, nicht mehr nachvollziehen kann, : ).
    LG von Susanne

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    1. Das ist das einzige, was etwas nervt, dass die Strickergebnisse nicht reproduzierbar sind. Und dass man Ärmel 1 und Ärmel 2 deshalb möglichst gleich hintereinander (oder gleichzeitig) stricken sollte, sonst wirds kompliziert.

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  8. Ich bin begeistert! Sowohl von Pullover als auch von dem tollen Rock. Und dann auch noch ohne Anleitung... der Wahnsinn! LG!

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  9. Die Kombination gefällt mir sehr gut. Sie entspricht ungefähr dem, was ich mir auch als Outfit für diesen Winter vorstelle. Strickjacken über was drüber ziehe ich im Moment gar nicht an, kann sie mir aber eigentlich als Pulloverersatz zu einem Rock wie deinem hier vorstellen.
    Ich stricke ja nach der gleichen Methode wie du (abschätzen, drauf losstricken, probieren) und finde es immer erstaunlich, wie gut das funktioniert.
    LG
    Susanne

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    1. Richtig reingefallen bin ich mit der Methode tatsächlich noch nicht, aber eine merkwürdige Passform habe ich ab und zu auch produziert. Interessant, dass die Strickjacke nicht nur bei mir etwas abgeschrieben ist gerade.

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  10. Ich stricke genau nach Anleitung und muß zugeben, es passt trotzdem nicht immer perfekt. Zum Glück aber meistens schon sehr gut. Dein Pulli ist wirklich toll geworden, so ganz ohne Plan, ich bewundere das wirklich. Ich stricke auch wieder Pullis und ich glaube es liegt daran, dass die Westen neuerdings ohne Verschluß sind was im Winter wirklich unpraktisch ist. Ich kann ein Lied davon singen weil ich nach einer sehr kompexen Anleitung eine Verschlußlose Weste gestrickt habe. Unter dem Mantel halte ich die beiden Seiten mit einer Sicherheitsnadel zusammen welche ich unauffällig verschwinden lasse wenn ich den Mantel ablege. Ich bin schon bei Pullover mit Rollkragen angelangt was im Winter wirklich super ist.
    Auf jeden Fall ist Dein Pulli sehr fesch!
    Liebe Grüße
    Teresa

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    1. Ich komme gerade aus Mitte zurück und habe in einigen Schaufenstern sogar Winter-Wollmäntel ohne Verschluss gesehen! Höchstens mit Gürtel. Die Strickjacke Flaum ist ja auch ohne Verschluss, ich mag sie sehr, aber am besten ist sie zuhause, wegen der Verschlusslosigkeit - draußen würde ich wirklich einen Rollkragenpullover vorziehen, also ich weiß genau, was du meinst.

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  11. Mir gefallen der Pullover und der Rock beide sehr gut. Ich stricke eigentlich, wenn ich denn zum Stricken komme, immer nach Anleitung. Vielleicht müsste ich deine Methode auch mal ausprobieren. Liebe Grüsse aus Basel Anita

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    1. Wenn man ein Bild davon im Kopf hat, wie das Ergebnis aussehen soll, und etwas Strickerfahrung, dann geht das wirklich ganz gut. Manchmal gibt es ja einfach keine Anleitung, die dem entspricht, was man sich vorstellt, deshalb mache ich das eigentlich.

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  12. Vielleicht kommt und geht so was in Wellen, ich habe erst nur Pullover gestrickt, dann jahrelang nur Jacken und jetzt stricke ich gerade am zweiten Pullover. Ich finde gerade zu Röcken und auch Hosen, bei denen der Bund nicht so tief liegt, diese kleinen Pullover sehr schick. Von der Wolle in genau dieser Farbe habe ich mir auch noch was gebunkert, die ist so schön.
    Liebe Grüße
    Sylvia

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    1. Interessant, dass du auch zu den Pullovern zurückgekehrt bist. Das liegt wohl wirklich irgendwie in der Luft.

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  13. Tja, was soll ich sagen, bei mir liegt auch Wolle für einen Pullover! Er soll etwas weiter werden, der Beginn des Projektes muss jedoch noch bis Weihnachten warten.
    Und schwarze Wolle liegt auch hier. Meine Strickjacke (deiner nachgestrickt!) ist einfach durch, da brauchte es noch nicht mal Motten...
    Deine Kombination Rock/Pullover gefällt mir sehr gut.
    Viel Spaß noch mit diesem und weiteren Pullovern!
    Luise

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  14. Strickschlampe! Skandalöser Mangel an Planung! Dein Blogpost hat Sonne in meinen Morgenstart gebracht, herrlich selbstironisch bei dem Ergebnis... Danke und beste Grüße!

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    1. Gerne! Ich war selber ganz überrascht, dass die Methode diesmal so gut funktioniert hat, als ich den Pullover das erste Mal richtig anprobieren konnte, wollte ich es gar nicht glauben.

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