Sonntag, 6. Dezember 2009
Shibori-Filz aus der Waschmaschine
Drei Stadien einer Filzlandschaft
Winterzeit ist Filzzeit, und wie vor fast einem Jahr konnte wieder ein alter Wollpullover per Waschmaschinentrommel in ein zweites Leben überführt werden.
Meine übliche Pulloverfilz-Brachialmethode besteht einfach darin, den Pullover bei der 60-Grad-Buntwäsche mitzuwaschen, wenn nötig auch mehrmals, bis er einen schönen dicken, flauschigen Filz ergibt und zu Stulpen, Handytaschen und allerlei Kleinigkeiten verarbeitet werden kann. Bisher klappte das gezielte Verfilzen immer ganz ausgezeichnet, die Pullover färbten weder ab, noch fusselten sie die andere Wäsche voll. (Bei der Akquise von Filz-Rohmaterial muss ich allerdings in Zukunft etwas vorsichtiger vorgehen. Wenn Pulloverspender anfangen, demonstrativ kleine aufmunternde Gespräche mit ihren Pullovern zu führen ("Hab keine Angst, die böse Filztante bekommt dich nicht!"), bedeutet das wohl, dass ich den Bogen ein wenig überspannt habe.)
Shibori-Filzen ist eine Abbindetechnik ganz ähnlich wie beim Färben. In ein Stück lockeres Wollgewebe oder -gestrick werden kleinere oder größere Perlen, Knöpfe, Münzen, Steine oder sogar Pingpongbälle eingebunden. Beim Filzen schrumpft und verdichtet sich dann das Grundmaterial, nur rund um die eingebundenen Objekte kann es das nicht und so entstehen interessante, dauerhaft haltbare Hubbel und Blasen. Wie immer beim Filzen ist auch ein Rest Zufall dabei, je nachdem wie sich das Material verhält und wie stark man es verfilzen lässt, sieht das Ergebnis immer etwas anders aus.
Bei meinem Filzexperiment habe ich einfach eine ganze Menge kleine Plastiknöpfe mit dünnem Baumwollgarn fest eingebunden, erstmal testweise an einem Ärmel, und das ganze dann gewaschen. Insgesamt vier Mal, denn der Pullover hatte wohl eine Anti-Filz-Ausrüstung und kam aus der ersten Wäsche fast unverändert heraus. Hier im Blog von Craft gibt es ein paar Beispiele für gefilzte Schals mit weiterführenden Links zu Anleitungen. Auf Deutsch findet man zum Shibori-Filzen im Jeromin-Blog ganz detaillierte Anleitungen, erstaunlicherweise lässt sich nicht nur Wolle so verformen. Also wieder mal unendliche Möglichkeiten!
Aus dem blauen Filz werde ich mir ein paar Handstulpen nähen. Aber ich lauere schon auf den nächsten Pullover, da plane ich einen Kissenbezug mit unterschiedlich großen Hubbeln auf der Vorderseite, am liebsten in grau - das müsste aussehen wie teuer beim Designer gekauft und wäre auch ein schönes Weihnachtsgeschenk für Leute, die nichts für Rüschen übrig haben.
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14 Kommentare:
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Sehr gute Idee mit einem schönen Ergebnis. Vor allem als Kissen kann ich mir die Hubbelwolle gut vorstellen - das würde tatsächlich in ein edles Interiormagazin passen. Hier liegen ja schon ein ganze Menge jammernder Pullover herum, denen aber wegen Mottenfraß ohnehin nicht mehr zu helfen ist. (Vielleicht könnte man so abbinden, daß die Mottenlöcher verschwinden). Die Angaben auf dem Jeromin-Blog sind ja wirklich gut, endlich mal jemand, der alle Varianten durchprobiert und genau berichtet. Danke, war mir alles ziemlich neu!
AntwortenLöschenSchöner Effekt! Allerdings kann ich mir nicht erklären warum der Pullover an den Abbindestellen nicht verfilzt.Schon verrückt. Taschen kann ich mir auch so vorstellen. Bin sofort im Kopf meine Pullover durchgegangen....
AntwortenLöschenKnubbelgrüße von Karen
welch eine total geniale idee.....die ich gar nicht kannte!! Ich suche mir auch einen alten pullover!!
AntwortenLöschenliebe grüsse lee-ann
Das ist ja eine tolle Idee, ich hab letztens erst einen Pullover gefilzt, hätt ich das mal gewusst :) Sieht stark aus, was machst du jetzt daraus?
AntwortenLöschenLieben Gruß, Niki
Liebe Lucy,
AntwortenLöschenhaben wir nicht noch darüber gesprochen? Über die unglaublich vielen Kreativ-Ideen, die einem durch das Internet in den Schoß fallen? (und die viele Kreativ-Zeit, die man eben dort vertrödelt...) Was ich vergaß zu erwähnen: Dein Blog ist da ganz schlimm! ;-)
Das ist wirklich eine tolle Idee, denn sie scheint sich nicht nur an Akuratessen, sondern auch an so Otto Normal-Prutscher wie mich zu richten...
Es war übrigens sehr schön, dich kennen zu lernen, liebe Lucy! So ein Post liest sich doch gleich noch mal ganz anders, wenn man dazu die passende Stimme im Kopf hat. Wie schade, dass Berlin so weit weg ist, denn ich würde so einen netten Vormittag zu gern wiederholen. (und dann aber wirklich mit zu Paul Knopf fahren. Ihr wisst schon, wie Ihr meine Neugierde weckt! Bist du denn fündig geworden?)
Ganz liebe Grüße aus der Leider-Ferne!
Katharina
Das gefällt mir, vielen Dank für den Link, du böse, böse Filztante. (o;
AntwortenLöschenLiebe Grüsse, Allerleirauh
Juhuu, endlich eine tolle Idee für die alten Wollpullover, die mir mein Freund von Zeit zu Zeit überlässt.... DANKE! mona
AntwortenLöschenDu meinen Güte - wann soll ich denn all Deine tollen Ideen ausprobieren??? Auf jedenfall kann ich jetzt meinen Töchtern sagen, was sie aus ihren alten Wollpullis noch machen können...
AntwortenLöschenSuschna, es könnte tatsächlich klappen, dass sich ganz kleine Löcher so wieder "zufilzen" lassen. Größere Löcher, z. B. durchgescheuerte Ärmel, werden eher noch größer, aber auch interessanter, weil mit unregelmäßigem gefilztem Rand. Das sieht dann glatt so aus, als wäre es so gewollt und man könnte ein anderes kontrastfarbiges Material hinter die Löcher nähen.
AntwortenLöschenTatsächlich kann es wohl passieren, dass die Abbindestelle auch zufilzt, Karen, im Jeromin-Blog wird daher empfohlen, gleich im feuchten Zustand zu prüfen, ob man die eingebundenen Teile wieder herausbekommt, das ist leichter, wenn der Filz noch feucht ist. hattest du nicht ohnehin eine Filztasche in Arbeit?
Aus diesem Pullover sollen Handstulpen für mich und eine dekorative Stulpe für eine Blumenvase werden, und dann mal sehen, da ist bestimmt noch was übrig.
viele Grüße!
Interessant... Ich habe auch schon - nachdem ich nicht mehr filze - mit der Pullovermethode geliebäugelt, aber dafür ist man wohl auf Privatspenden angewiesen, ein Beschaffungsversuch bei ReSales jedenfalls schlug fehl, nur Polyesterpullover... Grüße H.
AntwortenLöschenPullifilzen mach ich jetzt auch schon über ein Jahr (als Grundmaterial für meine Wintertaschen)
AntwortenLöschenAber das mit den Knubbeln, das find ich jetzt schon seeeeehr genial! Das werde ich auch mal ausprobieren! Danke für die Anregung :)
lg aus Tirol
Christa
Shibori-Filzen - welch eine geniale Idee einer einfachen Umsetzung! -> Danke für Deinen lieben Kommentar zu dem Siebdruck! Es ist eine "Professionelle" Lösung. Habe in Englisch dazu gelesen, daß es spezielle Waschmittel dazu gibt. Noch sind wir aber mit dem Bild am testen! - Dein Blog ist wundervoll... ich werde noch ein wenig stöbern : )
AntwortenLöschenBis bald - Tinki
Sehr originelle Idee! Schöne Farben, tolle Arbeit:)
AntwortenLöschenWas für eine tolle Idee!!
AntwortenLöschenKannte ich überhaupt nicht..
Es grüßt Karin