Dienstag, 29. Dezember 2009
Woll-Landschaft mit Becher
Weihnachten ohne Verpflichtungen ist herrlich! Ohne Überfressen-sein, ohne Autobahn, ohne Herumsitzen in überheizten Räumen, sondern schöne lange Ferien zu zweit zuhause, mit gemeinsamen Ausflügen und viel Zeit, in der jeder tun darf, was er möchte. Was man dann tut ist naturgemäß unterschiedlich - manche lesen erst einen 450-Seiten-Roman, sortieren dann 5000 Digitalfotos und schmoren eine Lammschulter, andere (ich) wechseln zwischen Nähmaschine, Stoffvorrat, Stoffstempeln und textiler Fachliteratur. Herrlich!
Vor kurzem wurde ja im Nahtzugabe-Haushalt die Forderung nach "mehr Bauhaus" gegenüber meinen Hervorbringungen erhoben. Aus dem Shibori-Filz von Anfang Dezember wurde daher ein nur mäßig dekorierter großer Untersetzer für heiße Teekannen und -Becher. Der Becher vom Bild ist von Helmut Menzel (ohne Webseite, jeden ersten Freitag im Monat auf dem Wochenmarkt Arkonaplatz).
Ich kann dabei versichern, dass die Stickerei (Sticktwist dreifädig) völlig funktional ist: sie verbindet nämlich die Filzoberseite mit einer wattierenden Zwischenlage (dünnes Volumenvlies, Quiltwattierung oder Fleece). Auf der Unterseite ist dann zusätzlich noch ein Baumwollstoff, aus dem ich auch die Einfassung wie bei einem Quilt genäht habe.
Anette zeigte gerade vor kurzem mit vielen Bildern, wie das geht, so dass die Ecken auch schön werden: Stoffstreifen aneinandersetzen, Ecken nähen, Anfang und Ende verbinden, Ecken falten.
Die Stickerei von Spiralen um die "Hubbel" des Filzes herum dauerte drei Abende auf dem Sofa, offensichtlich jeder mit einer anderen Stimmung, die sich in einer anderen Stichlänge, -dichte und Fadenspannung niederschlug. Wenn mans weiß, sieht man an dem fertigen Teil genau, welcher Bereich jeweils an einem anderen Abend gemacht wurde.
Einen Teil unserer Weihnachtsdekoration möchte ich auch noch dokumentieren. Neben Weihnachtshühnern vom letzten Jahr hängen rosa Kugeln, ein skeptischer Engel und ja, ganz hinten, eine weiße Pseudo-Quietsche-Ente mit rosa (!) Schnabel, überflüssiges Werbegeschenk eines bekannten Kameraherstellers, vom Bauhaus-Befürworter selbst ins Haus geschleppt und mit dekorativer Absicht aufgehängt. Die Ente hat auf der Unterseite ein Knöpfchen (daher ist sie auch nicht wasserdicht), drückt man es einmal, zweimal oder dreimal, leuchtet sie rot, grün oder blau. Drückt man das Knöpfchen dreimal ganz kurz hintereinander, was gar nicht so einfach ist, beginnt sie psychedelisch in rot-grün-blau zu flackern. Meine Damen und Herren, ist dieses Disco-Küken etwa Bauhaus? Sogar die Hühner wenden sich mit Grausen ab.
"Die Ente bleibt draußen!"
6 Kommentare:
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Sehr vergnügliche Geschichte zum Milchkaffee am Morgen, vielen Dank. Die Autobahn und die überheizten Räume habe ich gerade hinter mir, die 5000 Digitalfotos vor mir.
AntwortenLöschenBauhaus sollte man vielleicht nicht so eng sehen? Es gab dort ja auch weniger rigide Interpretationen - z.B. im textilen Bereich. Die Ente wäre aber sicher nicht akzeptiert worden. Du kannst sie ja in die Ausstellung "Böse Dinge" schleppen, dann bekommst du bestimmt freien Eintritt.
Die Unterlage sieht jedenfalls gemütlich aus (als Tasche könnte ich mir die Noppen auch gut vorstellen). Ein schönes zweisames "Zwischen den Jahren" wünsche ich noch!
lach !
AntwortenLöschenauch bauhaus darf mal aus reihe tanzen....
Das "sich treiben lassen" zwischen den Jahren hast du wunderbar beschrieben. Die Vorweihnachtszeit ist für viele ja hektisch, da kommen so Baumeltage gerade recht.
AntwortenLöschenUnd bei dir ist da ja was wirklich kreatives herausgekommen. Diese freien Sticheleien sind doch beruhigend- im Vergleich zum Maschinensticken. Beides hat seine Berechtigung- aber alles zu seiner Zeit.
Und Suschna hat Recht: Ich kann mir diesen Stoff gut als Tasche vorstellen. Als Klappe über einer schlichten Hochkanttasche im gleichen Farbton, nur eben ohne diese herrliche Struktur.
Ich wünsch dir einen guten Rutsch in ein kreatives 2010!
Ich habe leider zu der Fraktion gehört die einigen Verpflichtungen nachkommen musste. Hätte lieber das gleiche wie du getan.
AntwortenLöschenSchöner Blog und danke für deinen lieben Kommentar!
Liebe Grüße
Hi Lucy,
AntwortenLöschengerade die unregelmäßig dicht bestickten Areale machen dein Werk spannend. Ein Hingucker!
Hab einen beschwingten Start in das neue Jahrzehnt
Tally
Der Untersetzer ist wirklich schick, das Pullover-verfilzen steht wirklich ganz oben auf meiner to-do-Liste. Ab Samstag wohnt eine Freundin übergangsweise bei uns, mit der man sehr gut werkeln kann...vielleicht schaffe ich es also schon recht bald :-)
AntwortenLöschenIch wünsche Dir eine schöne Silvesterfeier und einen guten Rutsch!
Liebe Grüße, Mona
P.S.: Am Wochenende habe ich übrigens mit meiner Mutter die Walkjacke nach dem Onion-Schnitt begonnen, auf den du mich aufmerksam gemacht hattest. Allerdings fehlen noch die Ärmel, aber dann zeige ich mal ein Foto im Blog...