Mittwoch, 1. Januar 2014

Tops und Flops 2013 und ein Ausblick auf 2014

Im Me-made-Mittwoch-Blog hatte ich gerade schon über meine Lieblingsstücke 2013 geschrieben, ich möchte hier aber trotzdem noch einmal eine Näh-Blog-Bilanz ziehen - mit den Lieblingsstücken, denn sonst würde ich hier ja nur über die Flops schreiben.

Meine Nähbilanz ist symptomatisch für mein gesamtes Jahr 2013: Ich hatte im Jahresverlauf oft das Gefühl, dass ich nicht ganz so konnte, wie ich wollte. Nach dem ungeheuer anstrengenden Jahr 2012 fehlte mir oft der Elan, oder besser gesagt: mir fehlte nicht unbedingt der Wille, aber die Energie. Und die Zeit sowieso. Ich habe also nicht viel fertiggestellt: Vier Röcke, drei Kleider, eine Bluse, ein Sommermantel, ein Bademantel (für andere) und eine Tasche (für andere), und zwei Projekte für mich, die ich noch nicht fotografiert habe, mehr war es nicht. Bei den Stricksachen sind drei Strickjacken (davon eine für andere), ein Cape und vier Paar Stulpen und Handschuhe fertig geworden.

Aber auch wenn die Quantität nicht besonders groß war, mit der Qualität bin ich sehr zufrieden, ich ziehe fast alles sehr gerne und regelmäßig an. Mein genähtes Lieblingsstück 2013 ist, trotz aller seiner Mängel, der Trenchcoat nach Burda 118 aus 12/2011.

 
Alle Einwände, die ich bei seiner Fertigstellung hatte - die öde Farbe, der überraschend unförmige Schnitt - bestehen weiterhin, aber das ist völlig egal: andererseits passt der Trench zu einfach allem, er ist in den Wochen im Herbst mit moderaten Temperaturen und viel Regen unschlagbar praktisch. So vielseitig und praktisch, dass ich mich frage, was ich eigentlich angezogen habe, bevor ich den Mantel hatte.

Das gestrickte Lieblingsstück 2013 ist das Miss-Marple-Cape nach eigener Idee.


Im Gegensatz zum Mantel ein Spaßprojekt, das sich sogar als sehr wärmend erwiesen hat. Während man mit dem Trench in der Menge untergeht, zieht das Strickcape sogar in Berlin einige Blicke auf sich, und das gefällt mir. Ich empfinde das Cape als lustig im positiven Sinne - also nicht als nervend-peinlich-lustig, als würde ich im Clownskostüm auf die Straße gehen, sondern als beschwingt-fröhliches, stimmungsaufhellendes Accessoire.

Ein richtiger Nähflop 2013 war das Retrokleid nach dem re-macher-Schnitt


Das Projekt scheiterte an der Materialauswahl: ein unbügelbarer Stoff in ungünstiger Farbe, fertig ist der Kittel für die adrette Servicefachkraft. Das Kleid habe ich bereits als Papierkorb verwurstet. Ich danke euch trotzdem sehr herzlich für die vielen Kommentare und Rettungs-Tipps beim ursprünglichen Post. Letztlich probierte ich nichts davon aus, weil ich nicht noch einmal Arbeit investieren wollte in ein Kleid, das selbst in glattgebügeltem Zustand kein Lieblingskleid werden würde. Mit dem Schnittmuster bin ich aber noch nicht fertig, das kommt für den nächsten Sommer wieder auf den Plan, dann wird sich zeigen, ob das doch noch etwas wird mit Retro und mir.



Die dunkelblaue Strickjacke aus Drops Baby Alpaca-Silk entpuppte sich leider mehr oder weniger als Strickflop 2013: das Garn bildet an den strapazierten Stellen Knötchen und fusselt herum. Komischerweise sieht das am schlimmsten aus, wenn ich an mir heruntergucke, auf dem Foto wirken die Knötchen nicht besonders eindrucksvoll. Mag also sein, dass ich ein bißchen überempfindlich reagiere, aber Tatsache ist: von der Jacke hatte ich mir mehr versprochen und ich ziehe sie daher nicht mehr so richtig gerne an.

Der beliebteste Blogpost 2014 war der Nähnerd-Test, dicht gefolgt vom ersten Teil der Übersicht über Schnittmusterzeitschriften. Den für mich wichtigsten Artikel schrieb ich im Nachklapp zur #waagnis-Aktion über das Nähen, um sich selbst mehr zu mögen.

Und darum geht es immer noch: Um das Kleidermachen und um die Freiheit, die das bedeutet. So richtig wieder bewusst wurde mir das, als ich Brontes Jahresrückblick las und ihre kluge Feststellung, dass sie ihr Hobby nicht als "Nähen" bezeichnet, sondern sagt "Ich mache meine Kleidung selbst." Das ist so viel mehr, als einfach irgendwas irgendwie zusammenzurattern. Wahrscheinlich kommen die ganzen Missverständnisse, wenn wohlmeinende Bekannte mit einem Stapel zu kürzender Hosen ankommen und denken, sie täten einem damit einen Gefallen - "Du nähst doch so gerne!" - wegen dieser tiefstapelnden Bezeichnung "Nähen" zustande, die bei Außenstehenden vollkommen falsche Vorstellungen hervorruft.

Und wie geht's nun weiter?

 Ich werde in diesem Jahr weiterhin meine Kleider selber machen - weil es mir großen Spaß macht und weil ich es kann, nicht weil ich es muss. Wie ich im Me-made-Mittwoch-Blog schon schrieb, möchte ich in diesem Jahr wagemutigere Lieblingsstücke herstellen, nachdem ich schon Kleidung für alle Gelegenheiten in schwarz, grau und dunkelblau besitze.

Bild: Mamamachtsachen.de
   
Deshalb freue ich mich sehr auf die Design it yourself - Nix für Lemminge-Challenge, die sich Alex ausgedacht hat: im zwei-Monats-Rhythmus werden Gesamtoutfits zu vorgegebenen Themen entwickelt, genäht und präsentiert. Für mich ist das eine gute Gelegenheit, die ausgetretenen Näh-Pfade zu verlassen, oder genauer gesagt: mich von Alex von den ausgetretenen Pfaden weglocken zu lassen. Bei den Stoffspielereien habe ich schon oft erlebt, dass das Spielen entlang  einer Vorgabe ganz unerwartete Ergebnisse hervorbringen kann, und wie interessant es ist, den Weg der MitstreiterInnen zu verfolgen. Außerdem gefällt mir sehr, dass sich die Challenge flexibel an die persönlichen Kleidungsbedürfnisse und -wünsche anpassen lässt: welche Stücke letztlich hergestellt werden und aus welchen Materialien bleibt jeder selbst überlassen. Das erste Thema - From a far away place - fordert dazu auf, sich mit einer nicht-europäischen Kleidungssilhouette zu beschäftigen, am Sonntag gehts los.

Mehr nehme ich mir für 2014 nicht vor, denn aus Erfahrung weiß ich, dass es mich am zufriedensten macht, wenn ich mal hier, mal da etwas ausprobieren kann und mich hier im Blog einfach mit dem beschäftige, was mich im Moment am meisten interessiert.

Nicht zuletzt möchte ich euch allen da draußen, LeserInnen und MitbloggerInnen, für euer anhaltendes Interesse und die immer wieder interessanten Gedankenanstöße, Ideen und Bemerkungen in den Kommentaren danken. Ich freue mich sehr darüber, lerne jede Menge dazu, und der Austausch hier ist für mich unverzichtbar geworden.

Also auf in ein neues Nähjahr! Alles Gute für euch, an der Nähmaschine und wo ihr euch sonst noch aufhalten mögt.

11 Kommentare:

  1. Liebe Lucy,
    vielen dank für deinen Jahresrückblick.Du hast mir manches Mal die Augen bedeutet und meinen Tellerrand ausgedehnt.Ich hoffe das bleibt auch im Jahr 2014 so bleibt..
    Liebe Grüsse
    Stella

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  2. Wow, soviel Input am frühen Morgen! Herzlichen Dank!
    LG,
    Kathrin

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  3. An so einem ähnlichen Jahresrückblick "stricke" ich bereits und bin ebenso auf das Nix-Für-Lemminge gespannt.

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  4. Ich freue mich immer über deine Blogposts, und hoffe das du 2014 weiterhin so fleissig schreibst. Wagemutigere Lieblingsstücke, das klingt auf alle Fälle spannend :)

    Übrigens fand ich deine Idee in einem Kommentar von dir geradezu genial, statt Eisenbahnromantik so eine Näh- und Schneidereifachsendung, das wär's! Kann ich mir gut vorstellen, dass das (mit entsprechend Mode- und Geschichtsanteil) durchaus sein Klientel finden würde, ich mein irgendwer guckt ja auch diese unzähligen Kochsendungen, oder?
    Kürzlich habe ich mich dabei ertappt, wie ich Hemdenbügelvideos auf youtube angeguckt habe (dabei bügele ich nie Hemden). Sehr entspannend und meditativ war das :)

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    1. Die Zibebe guckt sich aus eiben diesemm Grund Aufräum-Videos an (wo Leute zeigen, wie man seine 100 Nagellackfläschchen etc. am besten ordnet), und haul-Videos, wo Leute ihre Klamottenkäufe zeigen und kommentieren - es gibt bestimmt einen Markt für Videos mit Karoanschlüssen und Paspelknopflöchern. Auch im Fernsehen. Es hat nur noch niemand gemacht.

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  5. Ich lese deinen Blog sehr, sehr gerne. Ich mag die Themen, dein Schreibstill und das, was du machst und zeigst und ich freue mich schon sehr auf alles, was hier 2014 kommt!!!
    Die Nix für Lemminge-Challenge finde ich sehr spannend aber wahrscheinlich auch ziemlich zeitraubend. Einerseits würde ich gerne mitmachen, anderseits weiß ich nicht, ob meine Zeit und nicht zuletzt auch meine Kenntnisse (ganz ohne Schnittmuster zu arbeiten... das ist zwar mein Ziel, aber ich glaube nicht, dass ich schon jetzt soweit bin) dazu ausreichen. Auf jeden Fall bin schon auf die ersten Beiträge sehr gespannt.
    Frohes Neues und liebe Grüße
    Yvonne

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    1. Danke, Yvonet! Ob es bei der Lemminge-Challenge auf "ganz ohne Schnittmuster" herausläuft, werden wir sehen - bzw. gibt es ja auch sehr einfache Schnittmuster. Dass ich mir eine Jacke konstruiere oder so wird auf jeden Fall nicht passieren.

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  6. Das andere Drops-Alpaca, das war doch aber "pruddel-proof"?
    Vielen Dank für den Hinweis auf die Anti-Lemminge, für das Thema hätte ich eine Idee in der Schublade. Weiß nur nicht, ob ich da reinpasse, mal sehen.

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    1. Ja, das reine Alpacagarn hat bei mir bisher nicht gepillt.

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