Freitag, 20. Juni 2014

Stoffwechsel und Chirurgie

Schnittmuster-Chirurgie, um genau zu sein. Ich bastele gerade am Schnittmuster für das Kleid aus dem Stoffwechsel-Stoff und habe mir viel vorgenommen: der Schnitt wird wie Frankensteins Monster aus mehreren Schnitten - aktuell drei - zusammengesetzt, und es ist noch alles andere als klar, ob das Monster lebensfähig sein wird. 

Ich dachte jedenfalls, ich poste hier mal einen Zwischenstand, einerseits zur Dokumentation für mich, andererseits mag ja vielleicht auch meine unbekannte Stoffpatin zuschauen. Ich gucke nämlich die ganze Zeit heimlich in das Blog meiner Stoffwechsel-Partnerin, schaue was sie näht, und überlege, wie es wohl dem Stoff geht, den ich ihr geschickt habe. Hat sie ihn schon angeschnitten? Gefällt er ihr wirklich? Sieht man vielleicht auf einem Foto einen Zipfel davon? Die Stoffwechsel-Aktion von Siebenhundertsachen ist aufregender, als ich erwartet habe. Vor allem habe ich großes Lampenfieber, meinen Stoffwechsel-Stoff anzuschneiden, das kenne ich sonst gar nicht! Es wäre unheimlich blöd, ausgerechnet dieses Material zu versemmeln. Aber wenn es bei der Schnittmuster-Chirurgie um mehr als Schönheitsoperationen geht, nicht nur um eine aufgesetzte Tasche, sondern wenn ganze Schnittteile verpflanzt werden, dann gehts sowieso nicht ohne Probeteil. 

Der Stoffwechsel-Stoff sagte mir - auch wenn meine Stoffpatin zwei Teile im Sinn hatte - ganz eindeutig "Kleid". Das Beswingte Fräulein muss Gedanken lesen können, denn sie hatte einen Link zu diesem Bild parat, auf dem rechts genau das Kleid meiner Vorstellung abgebildet ist: Oberteil blusig, überschnittene Schultern, Kragen, leicht ausgestellter Rock. Perfekt.

Der Stoff

Als Fertigschnitt gibt es sowas natürlich nicht, aber vor kurzem hatte ich ja das Anna-Kleid von by hand London genäht. Die überschnittenen Schultern und die Falten (statt Abnäher) im Vorderteil wollte ich übernehmen, und als Vorlage für den Reverskragen fand ich in Burda 5/2004 Schnitt131, ein nach damaliger Mode locker geschnittenes, langes Kleid mit Reverskragen. Ich kopierte den Schnitt für dieses Kleid bis zur Taillenmarkierung und transplantierte ihm die überschnittenen Schultern des Anna-Kleides. Ins Rückenteil fügte ich einen senkrechten Abnäher nach Anna-Vorbild ein (das Burda-Kleid ist im Rücken vollkommen untailliert).

Grundlage für das Oberteil

Beim Vorderteil waren etwas umfangreichere Schnittoperationen nötig: das Burda-Kleid hat einen waagerechten Brustabnäher, den ich zuerst in die Senkrechte rotierte, so dass er im Taillenabnäher aufgeht. Aus diesem senkrechten Abnäher machte ich anschließend zwei Falten, auch nach Anna-Vorbild. Ich hatte das Glück, dass die Anna- und die Burda-Schnittteile ganz gut aufeinander passten, so entsprach z. B. der Inhalt des Vorderteil-Abnähers bei Burda fast genau dem Inhalt der beiden Anna-Falten.

Probe nach dem veränderten Oberteilschnitt

Die Oberteil-Probe passt schon mal ganz gut. Ich muss lediglich das Oberteil um etwa 1 cm verlängern, die Falten etwa 1 cm kürzer zusteppen und die Schulternaht von Vorder- und Rückenteil angleichen - das Rückenteil ist irgendwie 1,5 cm breiter geworden, wahrscheinlich, weil ich vergessen hatte, die inkludierte Nahtzugabe beim Anna-Schnitt herauszurechnen.

Für das Rockteil werde ich mich grob an 119 aus Burdastyle 5/2012 orientieren - Taschen wären fein - und dann mal sehen, wie das alles zusammenpasst.

15 Kommentare:

  1. Das wird super, kann ich Dir jetzt schon sagen!
    Der Stil ist prima, und der Stoff paßt ja dazu wie die Faust auf's Auge :)

    Auf die Taschenlösung bin ich gespannt. Aufgesetzte Taschen fände ich persönlich jetzt nicht so prickelig, ich wäre eher für eine dezentere Lösung, die im Rockteil aufgeht. Andererseits... mit einem kleinen Akzent in Rot könnte auch was Aufgesetztes gut wirken.

    Ich bin gespannt auf Dein "Monster"!
    Liebe Grüße
    Katrin

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    1. Ich nehme die Hüftpassentaschen vom Rock - falls die an einem Kleid vernunftig aussehen, das werde ich jetzt am Wochenende probieren.

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  2. Liebe Lucy, was hältst Du vom Umoperieren des Kleides 139, Burda 6/07?
    Ich bin gespannt auf alles!
    Liebe Grüße, Sabina

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    1. Achja, das ist auch ein schöner Schnitt, den wollte ich auch immer mal nähen. Danke für den Tipp!

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  3. Das klingt ganz schön bluuutig!
    LG,
    Kathrin

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  4. Frankenstein in Kleiderform...... spannend!!!! Was da wohl bei rauskommt..... aber was ich so sehe, wird es wohl ein tolles Kleid werden!
    Liebe Grüße
    Trudi

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  5. Hier das Kleid auch nochmal von hinten - freut mich sehr, dass ich da zufällig das Richtige gezeigte habe :) Ich warte auch noch immer auf die Auflösung woher das Stoffschätzchen nun kommt - kann die Stoffpatin das nicht mal rummailen? Wir verraten auch nichts! :D

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    1. Oh Danke! Das ist hinten ja geknöpft, interessant, das hätte ich nicht gedacht.

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    2. Ja, ist ein sehr interessanter Schnitt - leider kann man ja nicht immer alles erkennen. Ich bin sehr gespannt wie Deine Version aussehen und wie Du Dich darin fühlen wirst :)

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  6. Hihi, diese Hemmung vor dem anschneiden kenne ich auch, verschiebe es immer wieder, obwohl meine Schnittmuster-op schon gelungen zu sein scheint. Aber schön, nicht die einzige mit diesem Gefühl zu sein.
    LG Doreen

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  7. Was für eine OP. Aber bis jetzt sieht ja es aus, als würde der Patient genesen! Kann ich mir mit dem Stoffwechsel-Stoff sehr schön vorstellen. Ich bin gespannt!
    lg ette

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  8. Spannende Schnittmusteroperationen und dann dazu noch Schönheits OPs. Ich bin neugierig, wie das wird und immer mehr verspüre ich den Wunsch nach einem Anna Dress. Furchtbar ist das.
    Auf den 1. Blick ist mir spontan Lottis Butterick Partykleid beim Oberteil eingefallen, kenne aber die Schnitttechnik nicht genau. Schnitt liegt zwar da, aber liegt eben nur.
    Kein 60er Kostüm, sondern eine 40er Jahre Kostümjacke (von Susi alle Wünschen geliehen bekommen), ein Kleid ohne Ärmel, bereits zugeschnitten. Lemmigkleid ohne Schlitzausschnitt. Definitiv werden es gelbe Knöpfe. :-)))))
    lg monika

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  9. Mann, bin ich gespannt, das hört sich sooo passend an! Wird wunderschön werden, da bin ich sicher. Ich denke mir immer, ich könnte mir auch mal meinen Traumschnitt zusammenstöpseln, scheitere aber dann gleich an der gruseligen Vorstellung. Du hast meinen Respekt also sicher! Heute die erste Folge von The British Sewing Bee gesehen, ich glaube, ich bin die letzte hier. Jetzt juckt´s mir nach meiner kleinen Nähpause wieder richtig in den Fingern... :-)
    Liebe Grüße,
    N

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    1. Nach einem passenden Probeteil bin ich schon fast wieder auf dem Stand, mir doch einfach ein fertiges Schnittmuster zu suchen - die Sache mit den Proportionen ist gar nicht so einfach. Z. B. ist es anscheinend nicht so günstig, wenn die Taillennaht wirklich direkt in der Taille sitzt - optisch muss sie wohl einen Tick höher. Aber als Schnittkonstruktionslaie hat man davon nicht wirklich Ahnung - und solche Feinheiten findet man auch nicht in den Büchern.

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  10. Mir gefällt Deine Idee, sich die schönsten Details und Formen aus den unterschiedlichsten Schnittmuster zusammen zu puzzeln, sehr, sehr gut. Ich denke das wird wirklich super. Auf Deinem Twitter-Bild kann ich nicht alle Details sehen, aber die Proportionen stimmen. Vielleicht wirklich die Taille ein bischen höher? Das wird auf alle Fälle toll. Ich bin sehr gespannt aufs Ergebnis Liebe Grüße Susi

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