Die vergangenen acht Tage ersetzte ich den üblichen trüben Schreibtischblick durch einen strahlenden und streifte bei schönem Spätsommerwetter durch eine andere Stadt. Ich hätte durchaus noch ein paar Tage länger bleiben mögen, zumal das Wetter in Berlin am Freitag schon nach November schmeckte. Ist es wirklich schon wieder Zeit, die Adentskalender rauszuholen?
Natürlich habe ich auch versucht, in Lyon Stoff zu kaufen, dazu wird es bald noch einen Post geben.
Jetzt aber erstmal die Handarbeitslinks der Woche - da hat sich wieder ganz schön was angesammelt.
Zuallererst möchte ich auf den Herbstquilt sew-along bei Marja Katz hinweisen: wenns draußen eklig wird, muss man vorbereitet sein. Der Sew along ist zwar schon bei der zweiten Etappe, der Stoffwahl, man darf aber jederzeit noch einsteigen, auch mit bereits begonnenen, älteren Projekten, die nun endlich fertig werden sollen.
Wir hatten ja zuletzt in einer größeren Gruppe Nähnerds gemeinsam Wax prints aus London bestellt, das sind die bei uns als "typisch afrikanisch" geltenden bunten Druckstoffe, die ursprünglich aus Holland stammen (und wenn mich nicht alles täuscht, übernahmen die Holländer die Technik aus Indonesien) - Suschna hatte hier ausführlich über diese Stoffe geschrieben. Das Wandern bestimmter Muster durch verschiedene Kulturen und die Modifikationen, die auf dem Weg stattfinden, sind ein faszinierendes Thema. In London gab es im August eine Ausstellung zum Weg des Tartans, des schottischen Karos, durch die Kontinente, insbesondere nach Afrika: Tartan: Its Journey Through the African Diaspora. Das Blog des Victoria&Albert-Museums gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Ausstellung. (via @M¡m¡m¡l¡sta™)
Was wäre unser Kleiderschrank ohne Jersey und Gestricktes! Auf jeden Fall viel leerer. Tatsächlich ist Jersey als Oberbekleidung eine relativ neue Erscheinung: erst Coco Chanel verhalf dem Material nach dem Ersten Weltkrieg zum Durchbruch. Eine Ausstellung im Londoner Fashion and Textile Museum beschäftigt sich ab dem 19. September mit den technischen und modischen Aspekten der Strick- und Jerseymode: Knitwear Chanel to Westwood. In der Daily Mail gabs schon einen Artikel darüber. (via Santa Lucia Patterns)
Um die Mode zur Zeit des Ersten Weltkriegs, in der vieles vorweggenommen wurde, was wir mit der Mode der "goldenen Zwanziger" verbinden, geht es auch in einer neuen Ausstellung in Berlin. Krieg und Kleider zeigt Modeillustrationen, Fotografien und Modezeichnungen aus dem Bestand der Kunstbibliothek im Kulturforum und eröffnet am 25. September.
Um die Verbindung von Mode und Technologie geht es - ebenfalls in Berlin - in einer Konferenz vom 10. bis 15. Oktober 2014. Die MeshCon findet dieses Jahr zum ersten Mal statt - ich bin gespannt!,
Schnittmusterparade
In den letzten zwei Wochen kam noch einmal ein ganzer neuer Schwung Herbstschnittmuster dazu. Im Moment könnte ich jede Woche eine Schnittmusterparade posten, und alle paar Tage entdecke ich noch einen neuen Anbieter. In Australien und Neuseeland tut sich viel, aber dort wird es ja auch gerade Frühling. Aber zuerst bleiben wir in Europa:
Die Designs von Deer&Doe sind wirklich "typisch französisch", das kann ich nach meinem Frankreich-Aufenthalt bestätigen. Zuerst auf die Firma aufmerksam wurde ich durch Frau Bunte Kleider, die schon sehr oft erfolgreich nach Deer&Doe genäht hat. Ganz neu im Programm ist das Hemd Bruyère, eine lange Bluse mit Schößchen. Würde ich schmale Hosen tragen, würde ich mir das nähen wollen - zu schmalen Röcken sähe das Modell wahrscheinlich nicht halb so lässig aus.
Wie ich auf Iconic patterns aus Sidney aufmerksam wurde, kann ich gar nicht mehr sagen. Die Firma ist jedenfalls noch ziemlich jung und hat gerade einen eleganten Knotenkleidschnitt herausgebracht. Kostenlos zum Testen gibt es einen Schnitt für ein Spaghettiträgerhemd.
Die Firma Sewloft Sewing Patterns finde ich ja etwas merkwürdig: ich hatte mir den Link zu einem Kleiderschnitt hier im Postentwurf gespeichert. Dieses Kleid gibt es im Shop nun nicht mehr - komisch, oder? Und wer sie sind und wo sie herkommen sieht man auch nicht auf der Webseite. Also vielleicht lieber erst einen der kostenlosen Schnitte testen - aus günstigem Stoff.
Ganz neu sind auch Muse Patterns aus Neuseeland. Ihr allererstes Modell, den Jenna Cardi, eine kurze Strickjacke mit Schulterpassen inspiriert von Schnitten aus den 30er und 40er Jahren, zeigte @sewMeow schon bei Instagram. Sieht prima aus - ist das endlich der ideale Schnitt für kurze Strickjäckchen aus Jersey, nach dem ich schon so lange suche?
Auch Jennifer Lauren Vintage macht Schnitte, die an die Designs vergangener Jahrzehnte angelehnt sind. Mit dem neuen Schnitt Dalloway kann ein Kleid oder ein Rock genäht werden, der durch fünf breite horizontale Falten gegliedert ist.
Und nicht zuletzt gibt es bei Thread Theory einen Schnitt für einen Männerpullover mit Kapuze oder mit übereinander geschlagenem Kragen: Finlayson.
Vielen Dank wieder für die tolle Recherche und die vielen Hinweise. Ich nähe ja mehr nach Zeitschriften, trotzdem finde ich es immer sehr interessant, was so an neuen Schnittmustern auf den Markt kommt und wie sich die einzelnen so durchsetzen. Die Ausstellung klingt superinteressant. Ich hoffe, ich schaffe es im November in meinem Samthosenanzug nach Berlin um sie zu besuchen! ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße und ich hoffe, die französische Sonne bleibt dir noch eine Weile erhalten,
N
Unbedingt, vielleicht gehen wir ja zusammen hin.
LöschenHimmel, die MeshCon ist ja ein spannender Ansatz-
AntwortenLöschen"For me fashion is a platform where everything is possible and is not limited to wearability" schreiben die Leute vom wearable tube suit.
Wäre ich in Berlin, DAS würde ich mir anhören.
Möchtest du hin, Lucy?
Ja, eigentlich schon. Muss aber erst noch sehen, ob sich das mit anderen Terminen verträgt, es kommt an dem Wochenenende mal wieder alles zusammen.
LöschenWieder einmal superspannende Infos und Links, die du zusammen getragen hast! Wenn ich mal einen Blick über den Tellerrand brauche, bin ich bei dir immer genau richtig!
AntwortenLöschenVielen Dank & liebe Grüße,
Ina
Danke!
LöschenWieder so viele interessante Links! Am besten gefällt mir die Jenna Cardi Jacke, die behalte ich gleich mal im Auge :-)
AntwortenLöschenLG,
Kathrin
Ja, ich auch. Der Schnitt ist ja auch recht günstig.
LöschenVielen Dank für Deinen Bericht und die interessanten Links. Das Knotenkleid hat es mir angetan....
AntwortenLöschenLG
Eva
Danke für das feine Zusammentragen. auf die Ausstellung am Kunstforum freue ich mich schon.da kann man ab und zu Kleinodien der Kostümgeschichte bewundern.Bin gespannt was dein Kettstickwerk auf Streifen wird. viele Grüße karen
AntwortenLöschenHallo Sabina, ja, die kenne ich - das Dakota-Kleid vom vorigen Winter habe ich sogar schon genäht, das gefällt mir sehr. Als alte Burda-Heftkäuferin schlucke ich bloß ein bißchen, wenn ich die Preise der Einzelschnitte sehe. Gefallen würde mir ja so einiges, das Leotie-Kleid z. B.
AntwortenLöschenviele Grüße!
Danke wie immer für die Links! Ich würde nur generell davon abhalten an die Daily Mail zu linken - das ist eine ziemlich eklig rechtslastige Zeitung voller Frauenfeindlichkeit und so weiter. Es gibt z.B. auch diesen Artikel aus vertretbarer Quelle: http://www.theguardian.com/fashion/fashion-blog/2014/sep/24/knitwear-chanel-westwood-fashion-textile-museum-knitting
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