Dienstag, 10. Februar 2015

Neu im Zeitschriftenregal: Knipmode auf Deutsch und Maison Victor Nr. 2

Gute Nachrichten: Die Zeitschriftenverlage testen den Markt für Nähzeitschriften! Die Januarausgabe der Nähzeitschrift Knipmode, die sich die Nähnerds im Westen des Landes beim Ausflug nach Holland kaufen, erschien in deutscher Übersetzung - Karin Dreikah hatte hier darüber geschrieben und beide Ausgaben verglichen und Sandra - Zufall, wenn's klappt! näht sogar schon das erste Modell. 

Ich war ganz aufgeregt und begeistert, als ich von der Zeitschrift erfuhr, denn die Knip enthält oft Schnitte für tolle Kleider, Katharina und Frau Siebenhundertsachen nähen zum Beispiel oft auffallend schöne Sachen nach Knip. In Berlin war das holländische Heft bisher nicht zu bekommen, nicht mal in den großen Zeitschriftenläden an den Bahnhöfen, was die Begehrlichkeit noch steigerte. Außerdem erschien Ende Januar die zweite Ausgabe von La Maison Victor, ein schickes Heft aus Belgien - über das erste hatte ich hier geschrieben.

Knipmode alias Fashion Style - die Mode zum Selbernähen



Für die Zugfahrt nach Helgoland besorgte ich mir beide Hefte, die deutsche Knip und Maison Victor, was sich im Fall des deutschen Knipmode-Klons etwas komplizierter gestaltete: das Heft heißt hier ausgerechnet "Fashion Style", genauso wie eine Strickzeitschrift, die mir der Zeitungsladenverkäufer als erstes unter die Nase hielt, als ich danach fragte. Ich hätte das recht dünne, nicht sehr hochwertig wirkende Heft im Regal unter den ganzen billigen Nähzeitschriften à la Diana, Sabrina undsoweiter selbst gar nicht gefunden. Wenn mich nicht alles täuscht, wird für die holländische Ausgabe etwas dickeres Papier verwendet, der Umschlag ist dicker und das ganze Heft macht etwas mehr her.


Aber: es zählen ja die inneren Werte, und die stimmen, denn da hat sich der herausgebende OZ-Verlag immerhin Mia Führer als Fachlektorin für die Anleitungen geleistet. Die sind also in korrektem Näh-Deutsch verfasst, und noch dazu verhältnismäßig ausführlich, wenn auch ohne Zeichnungen. Die Schnittmusterbögen sind locker bedruckt und mit niederländischer Beschriftung, aber für die Begriffe gibt es auf der letzten Seite des Anleitungsteils eine Vokabelliste.


Was die Schnitte betrifft, gilt die Knip, Verzeihung, Fashion Style (die Tastatur sträubt sich) im allgemeinen als lässiger, sportlicher und bunter als zum Beispiel Burda. Dieses erste Heft (für 6€) enthält 31 Modelle für Damen, darunter fünf in den Größen 44-56, die anderen in den Größen 34-46. Die Modestrecken sind in dieser Ausgabe nicht nach Stilen organisiert, sondern nach Materialien oder nähtechnischen Besonderheiten. Nach einem Abschnitt mit lauter Modellen aus Jersey folgt ein Kapitel über das Nähen mit Pelzimitat: vier Schnitte und eine Doppelseite mit Tipps zur Verarbeitung, im nächsten Kapitel gehts um Leder und Kunstleder, es gibt 7 Schnitte und eine Doppelseite mit Tipps, es folgt ein Abschnitt mit Karomodellen und Hinweisen zum Karozuschnitt. 


Mich hat zwar beim Blättern kein Schnitt so begeistert, dass ich ihn sofort nachnähen müsste, aber das ist Geschmackssache - und hat auch damit zu tun, dass ich schon einen üppigen Stapel Nähzeitschriften habe und man das Rad nicht neu erfinden kann. Mehr Zeitschriften- und Schnittauswahl für uns Selbermacherinnen ist auf jeden Fall eine gute Sache, und wenn es die Zeitschrift ganz regulär am heimischen Kiosk gibt, umso besser. Auf der Webseite des OZ-Verlags ist die Erscheinungsweise mit "monatlich" angegeben, allerdings enthält dieses erste Heft noch keine Vorankündigung für das nächste, und auch Abos sind noch nicht verfügbar - hoffen wir mal, dass sich dieser Testballon rechnet und Ende Februar das zweite Heft in den Läden liegt.    

La Maison Victor - Ausgabe 2



La Maison Victor aus Belgien - deutscher, etwas ungelenker Untertitel: "Das kreative Haus für aktuelle Do-it-yourself-Mode" - ist im Vergleich zur deutschen Knip ein Heft, das sich bestimmt auch Leute kaufen, die gar nicht nähen, einfach weil es schick aufgemacht ist, mit schönen, großen Fotos, klarem Layout und hochwertigem Papier. Ich blätterte es ja auf der Reise durch, von meiner Nähmaschine getrennt, entwickelte heftigste Nachnähwünsche und phantasierte über ein Nähmaschinen-Verleihunternehmen in Urlaubsorten - warum gibt es das eigentlich nicht?


Aber daran seht ihr schon, was für ein Heft das ist: die Schnitte sind zwar alle nicht besonders kompliziert, aber auch nicht einfallslos: hier ein paar abgesteppte Falten, da ein aufgesetztes Band mit offenen Kanten, oder ein besonderes Material wie beschichteter Stoff sorgen dafür, dass die Sache nicht langweilig wird, und die nette Präsentation sorgt dafür, dass man die Teile gerne im eigenen Kleiderschrank sehen möchte. Das Heft für 7,95€ enthält zwei Röcke, zwei Kleider, zwei Jacken und ein TShirt jeweils in Größe 34-48, für Kinder zwei Jacken, ein Rock, ein Tshirt in Größe 68 bzw. 92-152, teils bis 176, und nicht zuletzt ein Männersweatshirt und einge Strick- und Häkelanleitungen.


Die Texte sind zwar größtenteils in die Tonne zu kloppen, aber was solls: Der Schnittbogen ist mehrfarbig und übersichtlich, die bebilderten Anleitungen folgen jeweils auf die Modellfotos, und das ist insgesamt so gut gemacht, dass auch Nähanfänger die Modelle problemlos umsetzen können. Über die Webseite können Materialpakete, einzelne Schnittmuster und Nähvideos zu den Modellen gekauft werden - ich nehme an, hier liegt der eigentliche Geldverdienfaktor für Maison Victor, das Heft gibt es sozusagen noch oben drauf.  


Diese Jacke war der Schnitt, der mich fern von zuhause Nähmaschinensehnsucht haben ließ, dabei bin ich nicht mal sicher, ob diese Jacke wirklich eine Kleiderschranklücke füllen würde, oder ob ich nur den Gedanken hübsch finde, so eine Jacke zu besitzen. Außerdem habe ich zufällig genau so einen schwarzen, noppigen Tweed in meinem Lager, vielleicht ist das ein Zeichen? Im Blog Verstecktes Pfefferminz gabs beim letzten Me made Mittwoch übrigens das Kleid Lisan aus der ersten Maison-Victor-Ausgabe zu sehen, das die Bloggerin im Dezember schon aus einfarbigem Stoff genäht hatte. Ich weiß gar nicht, welches ich besser finde!

Nach den Angaben hier sollte das nächste Heft am 24. 4. erscheinen. Ich freue mich schon drauf. 

22 Kommentare:

  1. Habe letztens das erste Mal nach einem Heft genäht. Es war das billige Nähheft Sabrina. Wusste ich nicht, aber die Modelle haben mir auch überhaupt nicht gefallen. Victor macht auf den Fotos schon was her, ich liebe Röcke und Kleider, Hosen gar nicht mehr. Danke für Deinen Post, war sehr aufschlussreich und macht Lust, nach beiden Heften zu schauen. Hoffentlich kriege ich sie hier bei uns :-) Schönen Gruß von Cosmee

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  2. Danke für den ausführlichen Bericht. Mir war die deutsche Knip schon im Laden aufgefallen- das Papier ist in der Originalausgabe übrigens genauso lumpig.. ;)
    Inhaltlich überzeugt und einen "Haben-Will- Impuls" hat es bei mir jedoch nicht ausgelöst.
    Liebe Grüße
    Und fröhliches Sticheln
    Ute

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    1. Ah, gut zu wissen - ich hatte Knip bisher nur mal leihweise durchgeblättert, und da das Heft hier bisher unerrreichbar war, kam es mir wahrscheinlich großartiger vor, als es ist. Aber trotzdem: eine gute Ergänzung zum bisherigen Angebot ist de deutsche Knip allemal.

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  3. Ich nähe sogar grade was aus der deutschen Knip, ich glaube so schnell hab ich das noch nie geschafft, das Oberteil aus Leder (aber ich näh es aus Walk). Hat sich irgendwie ergeben, mal sehen ob das was tragbares wird (der Walk lag mir im Weg...).

    Wichtig ist auf alle Fälle, dass bei Knip die angenommene Körpergröße eine andere ist als z.B. bei Burda, 4cm Unterschied. Wenn man aus verschiedenen Heften näht, sollte man auf alle Fälle mal die Maße vergleichen.

    Hoffentlich überleben diese neuen Zeitschriften, das wäre sehr erfreulich.

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    1. Oh, Danke, das ist ein guter Hinweis: Körpergröße bei Knip 172 cm.
      Ich bin gespannt auf das Oberteil!

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  4. Ja genau, Frifris, deshalb ist diese Vielfalt an Zeitschriften auch so gut.
    Ich passe sehr gut in die Burdaschnitte, Knip sitzt seltsam.
    Aber bei vielen ist das halt umgekehrt.

    Die Maison Victor ist fein, sie erinnert mich ein wenig an die geliebten Carinahefte- auch stilistisch:
    Wenige, eher simple Modelle, die vom modernen Styling leben.
    Ein feiner Ansatz.
    Wenn er dann auch noch multimedial unterstützt wird, warum nicht?

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    1. Genau, ich glaube mit Maison Victor bringt man Leute zum Nähen! Ich habe auch mit bebilderten Anleitungen aus einer Zeitschrift angefangen und damit meine erste Bluse mit Kragen mit Steg, Manschetten und allem drum und dran genäht. Wenn man für jeden Schritt ein Bild hat, was soll dann schon groß schiefgehen? Und die Filme sind sicher gerade für Anfänger eine große Hilfe.

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  5. Wie cool, die letzten Ausgaben musste ich noch mühsam aus Amsterdam importieren. Und jetzt gibt es sie im Handel? Da muss ich morgen mal auf die Suche gehen. Der Schnitt "Billie" aus der La Maison Victor hat mir gut gefallen obwohl auf holländisch
    http://mindlessindulgence-mindless.blogspot.de/2015/01/la-maison-victor-blouse-billie.html:

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    1. Tolle Bluse! Ich würde die auch anziehen - wie Ette schrieb mit lauter schwarzen Sachen und dann merken alle erst auf den zweiten Blick (wenn überhaupt...), dass da lauter Katzen drauf sind.

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  6. Hallo, Nähe gerade die Jacke Mona aus der neuen "la maison victor" und komme gut klar mit dem Schnitt und der Anleitung, siehe auch auf meinem Blog schurrmurr.
    LG schurrmurr

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  7. Ich passe besser in Knip als in Burda......danke für die schönen Vorstellungen! Hab ein Knipabo zu Weihnachten bekommen, so dass ich den deutschen markt z.Z. diesbezüglich nicht ankurbeln kann....La Maison Victor hab ich natürlich auch gekauft, sie ist einfach nett zum Anschauen, aber der weite Rock ist schief.....
    Herzliche Grüße
    Sabine

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  8. Bei uns in der Provinz ist die La Maison leider nicht zu bekommen, da muss ich wohl wieder die Schwester in FFM bitten, dafür lasse ich dann lieber die nächste Burda im Regal. Die Knip habe ich hier auch bekommen, die Modelle haben mich nicht umgehauen, aber ich habe schon einiges aus älteren Knips genäht, was mir gut gefällt. Auch wenn ich laut Maßtabelle nicht die passende Körpergröße habe, finde es gut, dass dort alle Schnitte ab Gr. 34 vertreten sind. Ich hoffe also sehr, dass das Heft auch weiterhin zu haben ist.
    LG Rita

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  9. Mir hat die deutschen Knip sehr gut gefallen. Auch die Aufteilung - nach Material oder Nähtechniken - fand ich sehr gut. Aber es ist wirklich so, wie Du schon geschrieben hast: Man kann das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Vor allen Dingen, wenn die Zeitschrift eine monatliche Auflage hat. Interessant finde ich immer, wenn rumgemeckert wird ("Der Schnitt war doch schon in derunder Ausgabe, schon wieder eine Wiederholung") und dann - wenn mal etwas anderes kommt - heißt es sofort: "Was ist DAS denn????"
    Prinzipiell finde ich es aber sehr gut, dass eine weitere Zeitschrift in den Läden auftaucht. Auch, wenn ich wohl eher die Burda-Figur habe, würde ich mich über eine weitere Auflage der deutschen Knip freuen.
    LG, Sandra

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    1. Ja, diese immer wiederkehrenden Bemerkungen, einerseits "das ist doch immer das gleiche", andererseits "wer soll das denn tragen?!" finde ich auch amüsant - ein Beleg dafür, dass man es nie allen recht machen kann, egal was man tut. Eine größere Schnittmustervielfalt führt dann vielleich tdazu, dass jede der Fraktionen etwas findet, das ihr gefällt.

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  10. Vielen Dank für die ausführliche Vorstellung der Hefte. Aus der La Maison Victor Ausgabe habe ich schon das Rianne Kleid genäht. Schnell gemacht, wenn man sich über die Längen im Klaren ist. Das hat bei mir etwas gedauert. Bin aber sehr zufrieden mit meinem Kleidchen und werde bald mal wieder etwas aus dem Magazin nähen. Die deutsche Knip habe ich mir auf diesen Post hin gekauft und bin vom ersten Durchblättern angetan von den Modellen. Wie du schon schreibst ist das GEschmackssache.
    Viele Grüße,
    Elke

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    1. Mit deinem schönen neuen Blog hätte ich dich fast nicht erkannt :)
      Das Rianne-Kleid ist sehr schön geworden, finde ich - lässig und selbstverständlich.
      Wer auch mal schauen will: Rianne von Elle Puls

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  11. Oh, hoffentlich bringst Du die beiden Hefte nachher mit, ich würde da gern mal drin blättern!

    Und was den Urlaubsnotstand betrifft: Lass uns ein Handarbeitscafé auf Helgoland gründen. ;-)
    Mietnähmaschinen, Stoffe, Wolle, Stricknadeln, guter Kaffee, Kuchen und nette Kontakte, das wäre doch eine prima Mischung!

    Liebe Grüße,
    Henriette

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    1. Wer weiß, das würde vielleicht sogar funktionieren - gerade im Winter ist das Kulturangebot ja recht mager da. Und Urlauberinnen kaufen im Sommer bestimmt auch Wolle zum Stricken am Strand.

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  12. Danke für die Hinweis auf die "verkleidete" Knipmode, ich hätte die Zeitung unter dem sinnfreien deutschen Namen bestimmt nicht gekauft, never. Jetzt aber noch, mit gefallen schon einige Modelle, nun muss ich nur jemanden zum Abpausen finden, hoff:) LG Tine

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  13. Ach Mensch! Aufmachung und Name der Knip gehen ja gar nicht, wenn dann auch noch das Papier dünn ist…, wenn du sie nicht so bewerben würdest, ich hätte nie danach geschaut! Dafür wirkt das Kreative Haus für aktuelle DIY Mode (LOL!) umso anziehender. Ich werde schauen!
    LG, Jasmin
    P.S. Nähmaschinenverleih an Urlaubsorten… (!!!)

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  14. Ich habe die beiden Zeitschriften ebenfalls angeschaut (yeah, gibts zum Glück auch in der Schweiz). Die Maison Victor habe ihc mir gekauft, eher als Zuglektüre denn für die Schnittmuster. Wie du schon schreibst, ist das Heft wirklich schön anzuschauen. Und mir gefällt es, dass die Modelle in mehreren Bildern und von verschiedenen Winkeln gezeigt werden - das ist mir viel lieber als 10 Seiten Beautyprodukte, die man nicht nähen kann ;) in der Burda. Ansonsten finde ich das Heft nicht sooo wahnsinnig, schöne schlichte Schnitte, aber nicht etwas herausragend neues.

    Die deutsche Knip habe ich nicht gekauft- die Schnitte gefielen mir nicht so. Sie sind zwar sehr zeitgenössisch und modern, aber ich trage weniger so lockere Sachen. Trotzdem hoffe ich sehr, dass es weitere Ausgaben geben wird!

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