Schnitt 120, "der Trendschnitt" für einen asymmetrischen Rock, war auf den ersten Blick nicht zu entschlüsseln, auch wenn die technische Zeichnung und der Karostoff des Modells einige Hinweise auf den Nahtverlauf gaben. Ich mag ja sowas! Noch ehe ich das Heft zugeschlagen hatte, ging ich schon im Kopf meinen Stoffvorrat durch. Bei den veranschlagten 2,65 Metern gab es nicht viel Auswahl (ich kaufe auf Verdacht selten mehr als 2 Meter). Am liebsten wären mir Nadelstreifen oder Schottenkaro gewesen, aber beides hatte ich nicht in ausreichender Menge. Schottenkaro, weil mich der Burdaschnitt sehr an die asymmetrischen Karoröcke von Vivienne Westwood aus der schon etwas älteren "Anglomania"-Kollektion erinnerten, zum Beispiel an diesen hier oder an diesen. An diesen Röcken hatte ich vor drei, vier Jahren ewig herumrecherchiert, im Netz nach Bildern von hinten und von der Seite gesucht, um der Konstruktion auf die Schliche zu kommen. Eines der vielen Projekte, die nach so viel Zeit für die Vorbereitung als zu kompliziert erscheinen und dadurch nie umgesetzt werden.
Der schwarze Baumwollstoff mit aufgedrucktem Ikatmuster war dann fast der einzige im Lager, der in Frage kam. Der Stoff ist eine wirklich gut gemachte Ikat-Imitation, das weiße, wie gewebt wirkende Muster ist mit verschiedenen Grau- und Weißtönen gedruckt und hat einen ziemlich großen Rapport. Der Stoff ist mittelfest und nicht allzu steif, auf der Vorderseite ist er ganz leicht angerauht (oder nach dem Waschen ganz leicht aufgerauht?), nur die helle Rückseite stört etwas, oder zumindest machte sie es für mich schwer, mir wirklich ein Kleidungsstück daraus vorzustellen.
Beim Zuschneiden habe ich dann nur auf den Fadenlauf der Schnittteile, aber nicht großartig auf die Karoplatzierung geachtet. Nachdem ich die Monsterschnittteile unter großem Papiereinsatz endlich herauskopiert und mehrfach zusammengeklebt hatte, war mir die Konstruktion des Rockes immer noch nicht richtig klar, daher wusste ich nicht, worauf ich beim Zuschneiden hätte achten sollen. Da Nähte mit ganz unterschiedlichen Winkeln aufeinandertreffen, ist es auch nicht wirklich möglich, die Karos irgendwo schön zusammenlaufen zu lassen.
Bund von innen: Der Knopf (vorne, Bildmitte) wird in das Knopfloch hinten links geknöpft (bei dem Muster sind die Fotos leider nicht sehr erhellend) |
Der Rock hat sich durch die moderate Länge, die moderate Weite und die praktische Tasche als sehr alltagstauglich erwiesen: Da ist nirgends zu viel oder zu wenig Stoff - sehr weite und lange Kleidungsstücke können ja genauso nerven wie sehr kurze und enge. Die Oberteile dazu sollten genau bis zur Taille gehen, längeres verknäult sich mit den Bindebändern. Und ein bisschen sieht er doch wirklich nach Vivienne Westwood aus, nicht wahr?
Zusammenfassung
Schnitt: 120 aus Burdastyle 10/2019, keine Änderungen
Stoff: mittelfeste gewebte Baumwolle, schwarz-weiß bedruckt - gut 2,50 Meter/1,40 breit
Beleg innen mit Gewebeeinlage verstärkt
Pullover: Im Dezember ohne Anleitung gestrickt, mehr dazu hier.
Viele weitere selbstgenähte Kleidung an echten Menschen heute (wie immer jeden ersten Mittwoch im Monat) beim me MadeMittwoch!
sieht toll aus!!
AntwortenLöschenDanke! Trägt sich auch gut.
LöschenSehr interessantes Modell! Toll, dass Du es entdeckt und genäht hast! Wird das drapiert wirkende Teil auch angenäht? Liebe Grüße!
AntwortenLöschenDort verläuft eine Naht und das eine Schnittteil hat eine eingelegte Falte an der Nahtlinie wo es mit dem anderen Schnitteil zusammengenäht ist. Daher bauscht sich das. Es ist wirklich schwer zu erklären und bei dem Stoff leider auch auf den Fotos nicht zu erkennen. Aber das ist auch ein bisschen der Witz an dem Schnitt man durchschaut ertsmal nicht, wie das ganze konstruiert ist.
LöschenSehr schick!
AntwortenLöschenLG Susanne
Dankeschön!
LöschenDas ist ja ein richtig spannender Schnitt! Ich hatte die Oktoberburda nach dem Durchblättern am Zeitschriftenregal wieder zurück gelegt. Manchmal lohnt doch ein zweiter Blick.
AntwortenLöschenWickelröcke finde ich sowieso praktisch.
Liebe Grüße
Susanne
Der Schnitt ist bestimmt auch was für dich, kann ich mir gut vorstellen. Mir gehts aber auch oft so, dass mir die Schnitte erst gefallen, wenn ich sie an "echten Menschen" irgendwo gesehen habe.
LöschenKlasse, Dein Rock! Dein SToff mit dem leicht verwischten Muster führt zu einem besonders interessanten Anblick - da möchte man sofort anfassen und die Nahtlinien anschauen um zu verstehen wie der Rock funktioniert ;-) Ich wünsche Dir haufenweise Komplimente für den Rock. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenDanke! Aus Karo- oder Streifenstoff funktioniert der Schnitt wahrscheinlich am besten.
LöschenEine tolle Konstruktion und super, dass alle Teile ihren Platz gefunden haben!
AntwortenLöschenLG Monika
Danke, ja, das war wie ein 3-D-Puzzle.
LöschenOh, wie schön, Du hast ihn geschafft zu nähen. Toll ist er geworden! Und ja, ich finde auch, dass Dein heutiges Outfit etwas von Westwood hat. Der Strickpulli verstärkt es noch. LG Manuela
AntwortenLöschenVielleicht klappts ja, dass ich ihn beim nächsten Berliner Stammtisch anziehen kann.
LöschenWow, ein toller Rock! Sowohl Konstruktion als auch Stoff gefallen mir sehr! Der Ikatdruck ist echt sehr realistisch. Ich dachte erst wirklich, das Muster wäre eingewoben. LG, Bettina
AntwortenLöschenJa, das ist ein genialer Druck, der Rapport ist auch ziemlich groß, daher wirkt es sehr echt (und ist natürlich viel günstiger als echter Ikat).
LöschenWow, toll! Hat wirklich was von Vivienne Westwood und sieht der Vorlage im Heft recht ähnlich. Der Rock gefällt mir auch. Mal schauen, ob ich was Passendes im Fundus habe. Liebe Grüsse aus dem kühlen, regnerischen Basel Anita
AntwortenLöschenMan braucht leider ziemlich viel Stoff - aber der ist dann sozusagen gut angelegt.
LöschenWas für ein spannender Schnitt! Den Stoff finde ich sehr passend dafür. Ich glaube, dass man dieses "muss ich unbedingt nähen"-Gefühl seltener hat, hängt auch damit zusammen, dass man Schnitte inzwischen schneller durchschaut und auch viel besser weiß, was man tragen wird und was nicht. Also eher zunehmende Weißheit, als mangelnde Begeisterungsfähigkeit :-).
AntwortenLöschenLG Malou
So, wie du das sagst, klingt es plausibel und natürlich viel besser als "nicht mehr begeisterungsfähig".
LöschenEinentsprechendes tollen Rock hast du dir genäht, er steht dir gut.
AntwortenLöschenBei mir selber fühle ich mich mit so einer Länge nicht sehr wohl, bei anderen finde ich es immer toll..
LG, Heike
Das ist auch Gewohnheitssache, glaube ich - und bei mir wechseln die Vorlieben für bestimmte Rocklängen auch. Im Moment möchte ich eigentlich nur richtig lange Röcke nähen und tragen, das ändert sich aber sicher auch wieder irgendwann.
LöschenDer Stoff ist perfekt für den Schnitt gewählt und durch die Stofflagen sicher auch noch länger tragbar. Ich habe mir in Vorbereitung auf Bielefeld auch schon knallroten Bibernylon für unser "Gemeinschaftsprojekt" gekauft. Freue mich schon.
AntwortenLöschenLG Carola
Oh, schön! Ich habe Bibernylon in Dunkelblau (sagte ich glaube ich schon), und am liebsten hätte ich noch ein gemustertes Futter, aber das findet man ja nicht ohne weiteres. Mal sehen, es ist ja noch Zeit.
LöschenVivienne Westwood wäre stolz auf dich und ich hätte den Rock auch gerne.
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Den Schnitt kann ich mir gut an dir vorstellen.
LöschenToller Rock aus tollem Stoff.
AntwortenLöschenMuss ich mir auch unbedingt anschauen!
Viele Grüße!
Ich versuche dran zu denken und ziehe ihn bei nächsten Treffen an.
LöschenToll, diesen ungewöhnlichen Schnitt mal vernäht zu sehen. Ich bin auch an dem Modell hängen geblieben, hätte mich aber nie rangetraut.
AntwortenLöschenLG Ina
Wenn du längere Röcke und Asymmetrie magst, ist das was für dich. Man braucht halt ziemlich viel Stoff, daher wäre es schade, wenn man ihn dann doch nicht trägt.
LöschenMich hat der Rock in der Burda ebenfalls schon schwer begeistert. Und Dein Stoff - finde ich - passt doch sowas von. Die ungleichmäßigen Karos geben dem Ganzen den letzten Pfiff. Also ich find Dein Ergebnis einfach nur MEGA! LG Anke
AntwortenLöschenDer Rock ist ja wirklich klasse! Und auch der Stoff passt hervorragend. Zunächst dachte ich bei diesem Schnitt im Heft "zuviel Firlefanz" - aber deine Version überzeugt.
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