Sonntag, 29. April 2012

Stoffmanipulation, Tasche drei: Übergang in die dritte Dimension


"Was hast du denn da für Geschwüre genäht!?" war der Kommentar des Liebsten angesichts meiner neuesten Stoffmanipulation. Dabei wollte ich in der dritten Runde unserer diesjährigen Manipulationsunternehmung einfach nur die dritte Dimension einbeziehen, also Stoff zu plastischen Gebilden falten und auftürmen.

Die schwarzen "Geschwüre" sind im Prinzip Yoyos, also mit einem Faden am Rand eingereihte Stoffkreise aus schwarzem Wollkrepp, umgekehrt aufgenäht, so dass das Eingereihte nicht zu sehen ist. Mit Knötchenstichen aus rotem Stickgarn wurden sie zu diesen zerklüfteten Gebilden geformt, die ich eigentlich nicht schlecht finde - auf eine seltsame Art dekorativ. Stellt euch diese "Knödel" zum Beispiel rund um den Ausschnitt eines schwarzen Pullovers vor - das wär doch was, oder?


Versuch Nummer zwei ist von Alison Reids  Stitch magic, S. 36 - einer Halskette aus Filz- und Stoffkreisen und ähnlichen, aufgenähten Gebilden auf Seite 104/104 - inspiriert. Es sind mit der Zackenschere geschnittene Kreise aus einem gefilzten Pullover, einem weißen T-shirt und rotem Flanell, die durch zwei Stiche mit dickem schwarzen Baumwollgarn fixiert sind. 


Zuerst sah das übrigens so aus: Statt Baumwollgarn verwendete ich glänzendes Stickgarn aus Viskose, das ich noch im Fundus hatte - "Marlitt" von Anchor/Coats.*) Ein gräßliches Garn! Zwar lässt es sich nett in vier Einzelfäden aufdröseln, aber dann kann man dabei zusehen, wie sich im Zeitlupentempo der gerade geknüpfte Knoten von selbst auflöst - und es gibt, von Klebstoff mal abgesehen, kein Mittel dagegen.



Ohne "Marlitt" sehen die Gebilde aber ein bißchen nackt aus - ich sollte wohl  noch ein bißchen weiterarbeiten und den gesamten Einsatzstreifen des Beutels damit bedecken, nur ein paar "sehen nach nichts aus", wie man bei uns zuhause früher immer sagte.

Und nun bin ich gespannt, was bei den anderen entstanden ist - die Links findet ihr hier bei Suschna. Und klickt auch noch mal zu Monika/Wollixundstoffix und schaut euch die Tasche an, die sie mit aufgenähten Stoffkreisen nach Stitch Magic verziert hat.


*) Das Marlitt-Garn habe ich seit etwa zehn Jahren im Fundus, und es wundert mich, dass es immer noch hergestellt wird - verwendet das jemand von euch? Was macht man "eigentlich" damit? Und warum heißt das Garn wie Eugenie John alias Marlitt, die erste Bestsellerautorin der Welt?

15 Kommentare:

  1. die "knödel" kann ich gut an einem ausschnitt vorstellen. aus jersey. oder auch an einem rocksaum.
    ebenfalls die stoffkreise. hinterlich daran wären die fäden. das ganze vielleicht mit einer perle oder knopf und den faden auf der rückseite verknotet? allerdings haben die fäden einfach das gewisse etwas und machen die kreise so schön plastisch. ein passendes garn würde sich finden, oder man müsste das garn - welch arbeit - annähen. vorher knoten, annähen, aufdröseln.
    unendlich viele möglichkeiten für dies und das.
    ich würde so gerne viel mehr davon in angriff nehmen.
    am ende des jahres wirst du die ansehnlichste und beste einkaufstaschensammlung haben.
    liebe grüße
    monika
    (danke - die anregung kam von euch. und schließlich kann man ja nicht nur bücher kaufen und sammeln, man muss daraus auch nähen?)

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  2. Die zweite Version finde ich total toll! Und ich würde es glaube ich so belassen, ich finde das "nach nichts aussehen" toll!
    Liebe Grüße, Juli

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  3. Ich mag deine Schwarzwälder Kirsch-Applikationen und würde sie auch noch etwas vermehren, damit es an der Tasche "nach was" aussieht. Bei den Knödeln bin ich mir nicht sicher - die roten Stiche auf ihnen sind an der Tasche gar nicht mehr sichtbar, dadurch wirken sie etwas klumpig (?).
    Trotzdem ein tolles Experiment.

    Enim Sou.

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  4. Wie immer, sehr interessant!!!
    Ich stelle mir eine Wand bei Dir/Euch zuhause vor, drapiert mit Deiner Taschen-Galerie, vor der Du dann vor dem Einkaufen stehst, überlegend: "Welche Tasche heute??"
    Viele Grüsse, Birgit

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  5. Birgit, das sind dann wohl die Beutel, die Lucy zum Baguetteholen nimmt. Lauch geht auch, aber der Dreck!!

    Lucy- die zwei Fäden finde ich viel schöner als das Fadengewirr des ersten Versuchs. Das ist japansch-klar, dass passt auch gut zur reduzierten Farbigkeit.
    Deine "Geschwüre" schauen fast so aus als hätte man einen Mu-Err mit einem Fliegenpilz gekreuzt. Das ist fast schon psychedelisch :)

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  6. Zuerst dachte ich, der Stoff haette rote Punkte. Sind die Knoechenstiche french knots? Mir gefallen die Knoedel gut, ich finde auch, dass man die gut an accessories aufnaehen koennte, und die Puenktchen koennten dann in unterschiedlicher Farbe sein. Die Stoffkreise sehen gut aus, gar nicht "nach nichts" und koennen genauso bleiben. Hast du die 12 Taschen eigentlich schon alle (vor)genaeht, oder beginnst du die jeden Monat als neues Projekt? Wenn du dich von ihnen trennen kannst, hast du im Dezember schon viele tolle Weihnachtsgeschenke:o)
    Einen schoenen Sonntag noch!

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    1. Ja, die Knötchenstiche sind french knots. Verschiedene Farben sind eine gute Idee! Die Taschen entstehen nach und nach, ich schneide mir zwei gleich große Rechtecke für den Untergrund und nähe dann nachher mit zusätzlichem Material eine Tasche. Die Beutel werden auch schon alle benutzt und waren zum teil auch schon in der Wäsche - da wird wohl nichts für Weihnachtsgeschenke übrig bleiben.

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  7. Für mich können auch beide Seiten genau so bleiben. Insgesamt hoffe ich, dass die Einschusslöcher-Geschwür-Aknepickel-Serie weitergeht. Wer hätte gedacht, dass eine Auseinandersetzung mit dem Buch das hergibt.
    Dieses Stickgarn kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass bei der Knotentechnik bei mir auch sonstige Garne gern wieder aufgehen, obwohl ich mich an alle Vorschriften halte. (So geschehen beim "punktuellen" Fixieren von unquiltbaren Quilts).

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  8. Ich sehe auch gleich Bekleidungsteile oder Schkmuck vor mir bei deinen "Geschwüren". was sind die Liebtsen doch immer direkt! Auch auf meinem Glecheckstoff würden sie sich gut machen. Soll ich mal ein Stück rüberschicken?
    Mit dem Baguettebeutel behält dich jede Bäckersfrau in Erinnerung!
    Das Zuschauen bei unserer Aktion macht echt Laune.

    Von diesem scheußlichen Garn habe ich hier auch etwas aus geerbten Beutelchen.Nach der verblüfften Erkenntnis, die du auch beschreibst mit den Knoten, habe ich es nie wieder angefasst.
    Sollte es Hersteller, geben die ihr Zeug nicht testen? Ziemlich unwahrscheinlich, oder?


    Schwarz-weisse Grüße von Karen

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  9. Ich finde das Wort "Geschwüre" absolut unpassend, ich komme aus dem medizinischen Bereich und kann da wenig Parallelen finden... An einem Pulloverausschnitt dagegen - perfekt!
    Und ich schaue immer wieder gern auf Eure Stoffmanipulationen, und wenn ich mal groß bin und ganz viel Zeit habe...
    LG
    Valomea

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  10. Hmmm, schoen langsam koennten ein paar von uns wohl einen 'Park-Sack' fuer ihre kessen 'zweiten Haelften' gebrauchen (= bitte einen seeehr grossen; meiner kommt da auch ab und an hinein ;-) ! )

    Ansonsten: Danke; lernen mit/bei Dir ist immer schoen!

    Liebe Gruesse,
    Gerlinde

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  11. *kicher* von weitem sehen die knödel ein bisschen aus wie verkohlte kartoffeln... mein fall sind da schon eher die filz- und stoffkreise, ich bin von den farben momentan eh ganz angetan!
    viele grüße,
    nyhet

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  12. Haha, das sind so Kommentare, die könnten jetzt auch von meinem Mann stammen. Die Zackenschere-Kreise gefallen mir besonders gut, und gerade auch mit den wenigen Fäden und auch, wenn nicht die ganze Fläche voll ist. Sehr schön!
    Solches Garn, welches sich nach dem knoten wieder auflöst, hab ich leider auch schon öfter gehabt. Ich würde damit am liebsten die Hersteller fesseln (ach, nein, geht ja nicht, löst sich ja auf).

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  13. ich dachte an Trüffel – sehr edel also! beste Grüsse aus Paris wo man auch überall Fred le Chevalier trifft!

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    1. Oh, Danke für deinen Kommentar! Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass Fred le chevalier der Künstler sein könnte. Mal sehen, ob ich noch mehr Figuren von ihm finde.

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