Wie kommen die Ärmel an den Mantel? Soll ich mich an Paspelknopflöcher wagen oder doch lieber Klettband annähen?
Willkommen zur zweiten Nährunde im Wintermantel-Sewalong! Wie weit seid ihr inzwischen gekommen? Letzte Woche waren viele von euch ja eher theoretisch mit Nähen beschäftigt – als begeisterte Theorie-Näherin (was hab' ich da schon alles schönes gemacht!) habe ich dafür ja total Verständnis, möchte aber auch daran erinnern, dass ein theoretisch genähter Wintermantel bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht mehr ganz so von Nutzen ist – kommen wir daher möglichst schnell zur Praxis!
Letztes Mal waren wir im besten Fall bei einer ärmellosen Weste stehen geblieben, nun sind also die Ärmel an der Reihe. Lasst euch von denen nicht einschüchtern! Zuerst sieht es bei Mänteln immer so aus, als wären die Ärmel viel zu groß für die Armausschnitte, das ist völlig normal! Die Mitnäherinnen mit den Raglanschnitten sind hier leicht im Vorteil, denn da entfällt die Schwierigkeit, dass man einen scheinbar zu großen Ärmel in einem scheinbar zu kleinen Armloch unterbringen muss.
Und apropos große/kleine Ärmel: ich habe festgestellt, dass mein Mantelärmel ganz schön eng ist. Mit der dicken Lieblingsstrickjacke wird das ganz schön knapp. Trotzdem konnte ich mich nicht entschließen, mehr als 5mm zuzugeben - so ein relativ enger Ärmel und ein kleines Armloch sehen ziemlich elegant aus, wahrscheinlich hat mich das halb unbewusst zu dem Schnitt hingezogen. Ich nehme ja an, dass das Ding so warm wird, dass die Lieblingsstrickjacke nicht oft von Nöten sein wird.
Das Ärmel-Einsetzen mache ich dann so: in den oberen Bereich der Armkugel ziehe ich mit der Hand einen Faden ein, um den Stoff leicht einzukräuseln, oder eher: etwas zusammenzuschieben. Die Nahtzugabe kräuselt sich dabei, die markierte Nahtlinie bleibt aber mehr oder weniger glatt. Die Kräuselung in der Nahtzugabe könnte man nun noch einbügeln, aber das mache ich nie - dazu bräuchte man ein Bügelkissen oder man muss sich irgendwie mit Handtuchrollen behelfen, aber bisher habe ich trotzdem noch jeden Ärmel untergebracht.
Ich fange an der Seitennaht an, den Ärmel festzustecken und arbeite mich auf beiden Seiten Richtung Schulter vor. Unten passen Ärmel und Armausschnitt genau aufeinander, oben muss man den Ärmelstoff immer etwas zusammenschieben, das Vorder- und Rückenteil nicht. Ich brauche ungefähr meinen halben Stecknadelvorrat dazu. Übrigens bin ich lange Zeit dem Irrtum aufgesessen, dass immer eine der Ärmelnähte auf die Seitennaht treffen muss - tatsächlich ist das aber nur bei ganz wenigen Schnitten so.
An dieser Stelle schwanke ich immer, ob ich den Ärmel gleich einnähen, oder ob ich jetzt erst einmal heften sollte, um mir den Sitz und den Fall des Ärmels anzugucken. Zweiteres wäre sicher besser, meistens aber nähe ich sofort, kontrolliere, trenne, nähe neu. Bei diesem Ärmel ging der erste Einnähversuch so gründlich daneben, dass ich dann tatsächlich geheftet habe. Der Stoff ist so dick, und wenn dann an den Nähten 3-4 Lagen aufeinandertreffen, wird das mit Stecknadeln viel zu unübersichtlich unter dem Nähfüßchen.
Dafür sieht es jetzt aber ganz gut aus. Den Sitz des Ärmels kann man aber erst richtig beurteilen, wenn die Schulterpolster auch drin sind. Nach Claire Shaeffer werden sie bloß an 3-4 Punkten an der Schulternaht und der Einsatznaht vom Ärmel relativ locker mit der Hand befestigt, so dass sie noch ein bißchen Spiel haben.
Die zwei Knopflöcher habe ich bis jetzt erfolgreich vor mir hergeschoben. Es sollen Paspelknopflöcher werden (Maschinenknopflöcher mit meiner Maschine bei der Stoffdicke - aussichtslos!). Dazu brauche ich aber eine gewisse Seelenruhe, schließlich muss man dabei ins Mantelvorderteil reinschneiden, und die innere Ruhe hat mir letzte Woche ein bißchen gefehlt.
Die Knopflöcher werde ich nach diesem Tutorial von pattern-scissors-cloth nähen, das sie hier noch einmal ergänzt hatte. Vielleicht mache ich heute Abend erstmal ein Probeknopfloch?
Einen andere gute Idee habe ich kürzlich bei Meike gelesen: sie hatte die Knopflöcher für ihren letzten Mantel in einer Änderungsschneiderei machen lassen. das ist vielleicht ein guter Tipp für Leute, die ihrer Maschine in punkto Knopflöcher nicht so recht über den Weg trauen.
Oder man näht zuletzt große Druckknöpfe auf, so wie hier bei meiner alten Walkjacke, und setzt die Knöpfe außen nur zur Zierde auf.
Und wie sieht's bei euch aus? Theoretisiert ihr noch, oder näht ihr schon?
Wow der wird auch toll und Danke für deine Tipps ich lese immer sehr gerne mit auch wenn ich so einiges bei meinem Mantel jetzt nicht brauch (er ist hald etwas einfacher), trotzdem finde ich es super spannend. Hoffe nur das ich es mir bis zum nächsten Mantel annähernd merke und/oder wo ich es finde um es wieder nachzulesen :)
AntwortenLöschenlG Melanie
Hallo Lucy,
AntwortenLöschender Kragen deines Mantels gefällt mir ausgesprochen gut! Ich bin gespannt, wie der fertige Mantel aussieht.
Das Tutorial für die Paspelknopflöcher ist super. Vielen Dank für den Hinweis. Ich bin auf deinen nächsten Post gespannt, wie die Knopflöcher, bei der Stoffdicke, zu händeln waren. Da hab ich echt Respekt vor!
Liebe Grüße
Ich auch... (immer noch kein Probeknopfloch gemacht...)
LöschenLiebe Lucy,
AntwortenLöschendarf ich hierzu etwas sagen, bei einem Zweinahtärmel wie in deinem Fall passen die Nähte wirklich so gut wie nie genau aufeinander aber auf jeden Fall sollen beide Ärmel immer die gleiche Abstände zu den Nähten aufweisen außer man ist sehr schief. Eigentlich sollte, bei Englisches Schneiderei, im oberen Ärmelbereich eine Einlage und dann wird der Ärmel vor dem Einnähen schon eingehalten und beim Einnähen sollte ein Streifen Wollvlies mitgenäht werden. Sinn = der Ärmel "rollt" sich besser über die Naht und es schaut eben nach einem Mantel und nicht nach Bluse aus Wollstoff aus. In der Kürze kann ich das nicht besser erklären. Aber taste mal bei einem Sakko von Deinem Mann oder einem Blazer ...
Der Sitz der Ärmel ist erst wirklich zu beurteilen wenn der Kragen fix und fertig ist ...wenn Du so probierst wie es jetzt auf dem Hacken zu sehen ist dehnt sich der Ausschnitt noch besonders wenn die schweren Ärmel schon drinnen sind und Du kannst nicht wirklich beurteilen wo die Ärmel sind oder sein sollen.
Ich habe jetzt geschwankt ob ich schreiben soll was mir aufgefallen ist und hoffe ehrlich, dass es Dir weiterhilft und Du es mir nicht übel nimmst.
Weiter so!
Liebe Grüße
Teresa
Aber ich hatte doch gerade geschrieben, dass der Sitz des Ärmels so noch gar nicht zu beurteilen ist? Oder reden wir aneinander vorbei? Auf dem Foto ist der ganze Unterbau noch nicht drin - ich glaube im Hobbybereich ist die größte Hürde, den Ärmel erst mal faltenfrei einzunähen. Englische Schneiderei wird das hier nicht, der Maßstab ist eher mittelgute Konfektion. Da muss man realistisch sein, was einem Hobbynäher an know-how, Werkzeug und Materialien zur Verfügung steht.
Löschenviele Grüße!
> ich glaube im Hobbybereich ist die größte Hürde, den Ärmel erst mal faltenfrei einzunähen.
LöschenDas stimmt schon, aber es hilft Dir nicht, wenn Du die Ärmel danach noch einmal raustrennen musst, um die Einlage aufzubügeln oder anzuheften. (= Tipp fürs nächste Mantel/Jacken-Projekt, jetzt ist es eh schon passiert.) Schulterpolster kann man fürs Foto auch einfach drunterschieben.
Welche Einlage meinst du denn? Den Vliesstreifen für die Kugel näht man eh separat auf, und Einlage im oberen Teil der Armkugel ist bei diesem Stoff nicht nötig (ansonsten hätte ich die gleich nach dem Zuschneiden aufgebügelt, klar).
Löschenviele Grüße!
Bei eingesetzten Ärmeln in Mänteln und Jacken ist eigentlich immer eine Einlage in der Kugel nötig, damit sie gut sitzen. Jedenfalls in Wollstoff. (Steppstoffe, steife Synthetics usw sind was anderes.) Leider wird diese Einlage in Burda-Schnitten nur selten angegeben.
LöschenIch hatte ja keine Ahnung, was Paspelknopflöcher sind!
AntwortenLöschenWas für eine Arbeit!!
Aber es passt zu dem edlen Mantel, er wird bestimmt richtig, richtig gut!!
LG, Steffi
Vielen Dank , dass Du so viele Tipps und Tricks mit uns teilst ! Und ich sagte es letztens ja schon : Dein Mantel wird supertoll
AntwortenLöschenliebe Grüsse Dodo
Vielen Dank , dass Du so viele Tipps und Tricks mit uns teilst ! Und ich sagte es letztens ja schon : Dein Mantel wird supertoll
AntwortenLöschenliebe Grüsse Dodo
Also, Dein Mantel wird bestimmt wunderschön!!!! Und danke, Du hast mich beim vorletzten Satz ein bischen entspannter gemacht :-))) weil ich schon die ganze Zeit überlege, welche Knöpfe ich wie anbringe und ob die mich dann jeden Tag nerven beim Auf- und Zumachen. Die Idee mit versteckten Druckknöpfen gefällt mir extrem gut :-)))
AntwortenLöschenliebe Grüße
Nina
Auch DANKE für die vielen anschaulichen Tipps und Tricks! Ich bin gespannt auf Deinen fertigen Mantel!
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Sabine
Da schließ ich mich an.
Löschenviele Grüße
Elke
Dein Mantel sieht so richtig professionell gearbeitet aus! Dein Stoff ist auch deutlich besser geeignet als meiner.
AntwortenLöschenIch bin gerade dabei, alles möglichst schnell zu versäubern. Ansonsten löst sich dieser Stoff vermutlich bis zur Fertigstellung in seine fädigen Bestandteile auf!
Deshalb müssen so Nebensächlichkeiten wie z.B. Taschen auch erstmal einige andere Arbeitsschritte (die eigentlich erst später folgen sollten) abwarten.
Deshalb heute von mir auch kein Post- nähen ODER bloggen heißt heute die Devise.
Aber gucken muss ich trotzdem mal schnell!
LG,
BuxSen
liebe Lucy...das wird bestimmt ein klasse Teil! Da freu ich mich schon drauf...
AntwortenLöschengenauso wie auf nächsten Sonntag. Da geht's dann um mein größtes Problem :)
vielen dank für deine tollen Tipps!
lg andrea
Kombiniere - das Futter. Ja, da wirds dann immer so unübersichtlich!
Löschenliebe Lucy,
AntwortenLöschenvielen Dank daß du die Tipps mit uns teilst...
Ich finde dein Mantel sieht schon super aus, gefällt mir richtig gut. Und die Idee Druckknöpfe und falsche Knöpfe zu verwenden - genial. Oder ich nehme Meikes Variante und lasse die Knopflöcher nähen. Ich habe nämlich keine Lust den Mantel in letzter Minute dann zu verpfuschen...
Momentan drücke ich mich allerdings erfolgreich vor dem Mantelnähen indem ich allerlei Kleinkram incl. Acessoires für den Mantel anfertige. Deswegen heute auch von mir kein Beitrag, ich hoffe aber nächste Woche wieder.
Bis dahin
Ute
Ich habe ja bereits letztes Jahr den Weihnachtskleid Sewalong mit wachsender Begeisterung gelesen und es freut mich Euch bei einem Wintermantel dieses Jahr über die Schulter schauen zu dürfen (bei mir klappt es leider aus Zeitmangel nicht). Zum Thema Paspelknopflöcher kann ich sagen, dass diese wesentlich einfacher sind, als gemeinhin angenommen und für einen Mantel aus dickem Stoff die beste Alternative. Ausserdem wirken sie sehr professionell.
AntwortenLöschenLG Doris
Doris, aber man muss dafür reinschneiden - in das Vorderteil! Wenn das nicht wäre, würde ich sie lieben, die Paspelknöpflöcher...
LöschenIch möchte mich auf diesem Wege ganz herzlich bei den Initiatoren des Sew-Alongs bedanken und natürlich auch bei allen die Mitmachen. Ich habe in den letzten Wochen fleißig mitgelesen und geschaut, viele Dinge gelernt und gestern meine Johanna angeschnitten :-))
AntwortenLöschenDa ich ohne blog bin wirds keine Bilder geben, aber ich freue mich einfach wie ein Schnitzel, das ich von euch soviel lernen darf. Danke!
Herzlichen Gruß Nicola
DANKE!!!! Für die Ärmel Anleitung ... Knutsch! Denn da hänge ich gerade in der Luft. Das eine Teil - der Ärmel - sieht so riesig aus und das Armloch soooo klein. Jetzt trinke ich erst einmal einen Tee und dann probiere ich es noch einmal.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Kerstin
Hallo Lucy, noch eine Frage: Hast du einen Tipp bzw. gibt es eine Möglichkeit, die Ärmel (Außen und Futter) miteinander rechts auf rechts zu verbinden?
AntwortenLöschenKann man da vielleicht eine Wendeöffnung in der Futterseite lassen oder so? Oder ist das jetzt so ein Gepfusche, dass dir die Haare zu Berge stehen??
LG,
BuxSen
Ja, gibt es - wenn ich deine Frage hoffentlich richtig verstanden habe. Also der Stand ist der, dass du einen zusammengesetzten Futtermantel hast, den du rechts auf rechts an den Belegen vom Mantel verstürzt, und die Futterärmel befinden sich nach dem Wenden dann schon in der richtigen Position in den Mantelärmeln und es geht darum, Mantelärmel und Futterärmel am Handgelenk zu verbinden, richtig? Dann kannst du in den Futterärmeln in einer Naht eine Lücke lassen - so 20cm, würde ich sagen. Die beiden Ärmel lassen sich dann so hinwurschteln, dass du Futterärmelsaum und Außenärmelsaum rechts auf rechts aufeinanderstecken und nähen kannst. Durch die Lücke lässt sich das dann wieder zurückwenden.
AntwortenLöschenviele Grüße! Lucy