Montag, 27. Mai 2013

Bestickte Karos: Stoffspielerei im Mai


Als Karen Anfang des Monats Karos als Thema der Stoffspielerei  im Mai vorschlug, wusste ich gleich, was ich ausprobieren wollte. Ich habe nämlich die Jahrgänge 1954 und 1958 der Zeitschrift Handarbeiten und Hauswirtschaft, einer in Ansbach erschienenen Fachpublikation für mittelfränkische Handarbeitslehrerinnen. In den Heften werden zwar auch eindeutig fachspezifische Themen besprochen, man findet z. B. die Lehrpläne für verschiedene Klassenstufen, Unterrichtsskizzen für das Stricken von Sockenfersen, Besprechungen von Handarbeitsbüchern und Wettbewerben, aber im Grunde ist das nur ein Vorwand, um sich den wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden: welche Rocklänge gibt Paris vor? Wie häkele ich durchbrochene weiße Spitzenhandschuhe für den Sommer? Wie stelle ich ein leichtes Gepäck für die Reise in den Süden zusammen?


Wie kann man banale Stoffe selbst verzieren - heute würde man sagen: aufpeppen - ist auch ein immer wiederkehrendes Thema der Hefte. Die Streifenspielereien hatte ich vor einiger Zeit schon gezeigt. Das Besticken von Karostoffen, vor allem solchen mit gewebten Fadenkaros, kommt im Juniheft 1954 und im Oktoberheft 1958 vor.


Als Foto gibt es kleine Arbeitsproben, die Anwendungsideen werden auch hier zeichnerisch umgesetzt. Ich verwendete mein Lieblingskaro, schwarz-weißes Vichykaro, das durch das Überkreuzen von weißen und schwarzen Schuss- und Kettfäden aus kleinen schwarzen, weißen und grauen Quadraten besteht.


Ich fand ganz spannend, wie sich der Gesamteindruck des Karos verändert, je nachdem, welche Quadrate man bestickt. Komplizierte Stickstiche sind dafür gar nicht nötig, mit einfachen Kreuzen kann man schon viel machen. Der Effekt ist offenbar am stärksten, wenn die schwarzen Quadrate mit hellem Garn bestickt werden, so wie oben.


Wenn hingegen graue Quadrate mit Garn in einer mittleren Tönung bedeckt werden, sind die Kontraste zu gering. Die grünen Stiche fallen kaum auf.  


Es bietet sich an, zwischen den gestickten Kreuzen weitere Fäden einzuziehen, entweder unregelmäßig...


... oder regelmäßig wie hier. Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, ich muss aber zugeben, dass mir das Karo, wenn es um Kleidung geht, unbestickt doch immer noch am besten gefällt. Diese bestickten Vierecke werde ich in Patchwork-Kissenbezüge einarbeiten, die einmal auf den Balkonstühlen liegen könnten, aber das dauert sicher noch eine Weile, bis es so weit ist.

Einstweilen findet man die Sammluing der Karo-Ideen im Mai hier bei Karen.   

12 Kommentare:

  1. Ach herrlich, das finde ich Klasse, dass du genau das zum Thema genommen hast. Damit habe ich nämlich angefangen auf rosa vichykaro, aber nur in einer Variante und dann verließen sie mich.

    Die Veränderungen optisch sind wirklich erstaunlich. Aus ähnlicher Zeit wie deine Zeitschrift sah ich mal eine Bluse und fand es eigentlich faszinierend, was das ausmachte.
    Werden es jetzt mehrere Kissen und es kommt noch uni drumherum?

    Schön, dass du es noch geschafft hast.
    LG kaze

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    1. Die Quadrate sind ziemlich klein und werden in ein Quadrate-Patchwork eingearbeitet - ich habe dazu ein Farb/Stoffkonzept im Kopf, werde aber sicher länger nicht dazu kommen. Der Blick auf den Balkon ist derzeit auch wenig motivierend.

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  2. Oh, das finde ich sooo schön. Leider habe ich nicht die richtige Art von Geduld für sowas, aber ein Rock oder eine Bluse mit einer bestickten Kante würde mich restlos begeistern. Da würde mir auch die erste Variante am besten gefallen: Wirkungsvoll, aber dezent.
    Achso, und Acrylfarbe abschleifen ist wirklich eine super Methode. Je nachdem welche Körnung man nimmt, bekommt man mehr oder weniger "used-Look". Das finde ich ganz reizvoll und besticken lässt es sich auch gut, weil der Stoff wieder ganz weich wird.

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  3. Wirklich eine schöne Spielerei und interessante Effekte mit farbigen Garnen und als Kissen stelle ich mir das sehr dekorativ vor.
    Viele Grüße
    schurrmurr

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  4. Deine Karo-Arbeit überzeugt mich auf den ersten Blick. Interessant, wie viele verschiedene Effekte man erzielen kann. Und als Bezüge für Balkonstühle kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ich bin schon gespannt, die fertigen Werke zu sehen.
    LG
    Siebensachen

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  5. Oh, toll, ich hatte gehofft dass so was mal jemand ausprobiert! Ich habe das nur irgendwann mal bei einem Kleid als Verschönerung gesehen und mir geistig gemerkt, aber wie so vieles ist das einfach wieder verschüttet worden von anderen Sachen.

    Ich finde die Idee wirklich toll und auch deine Umsetzung gefällt mir sehr. Gerade die mit den zusätzlich durchgezogenen Fäden finde ich wunderschön!
    Auf die Kissen bin ich gespannt, das stelle ich mir schön vor. Du hast ein Händchen für Stickereien, finde ich.


    Mir würde das auch auf einem Kosmetiktäschchen gut gefallen... das merke ich mir mal.
    (Oder an einem Halsausschnitt, ich bin ja so ein bisschen folkloristisch veranlagt, fürchte ich.)

    Jetzt weiß ich es auch wieder, ich hatte das mal als Stern/Blume gesehen, bilde ich mir ein. Oh, manno, man sollte doch vielleicht solche Sachen gleich pinnen.

    Ich glaube, ich werde mir das Karothema auch noch mal für eine Stoffspielerei vornehmen, da sind so tolle Ideen dabei gewesen. In der Hoffnung, dass es bis dahin bei uns ruhiger zugeht.

    Lieben Gruß! frifris

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  6. Mir gefällt auch die erste und die letzte Version am besten. Da könnte man sich ja jede menge optische Täuschungen überlegen, könnte vielleicht sogar "gepixelte" Motive in dem Karo verstecken.
    Und wie Frifris finde ich, dass man die Stickereien auch am Ausschnitt einer Tunika o.ä. verwenden könnte. In den Heften sind ja schöne Beispiele.
    Fein gehäkelte Sommerhandschuhe, das hört sich aber auch gut an. Überhaupt scheinen das wunderbare Hefte zum Schmökern zu sein. (Vielleicht sollte man so eine Art Zirkel machen, in denen man sich reihum trifft und bei der jeweiligen Gastgeberin die Bücher und Zeitschriften durchschaut).

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    1. Es ergibt sich bestimmt einmal, dass ich dir die Hefte mitbringe.

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  7. Himmel, wo bekommst du Fachpublikationen für mittelfränkische Handarbeitslehrerinnen her? Das sind echte Schätze für experimentierfreudige Näherinnen mit Hang zur Extravaganz.....
    (Wobei ich zweifle, dass derartige Projekte heutzutage Schülerinnen zum Nähen führen würden, dazu rockt das zu wenig. In den 50ern war man da wohl duldsamer, aber heutzutage reicht die eine Schulstunde Handarbeit kaum für solche Extravaganzen aus.)

    Dein Herantasten an die verschiedenen Wirkungen ist sehr interessant, die unterschiedlichen Garnfarben auf dem Karo sind schulmäßig im besten Sinn. Die Basics abtasten und dann zu einem entschidenen Ergebnis kommen - das ist bestes Experimentieren. Die klaren Farben auf dem schwarzen Grund wie im letzten Beispiel kann ich mir so gut auf einem Kleidungsstück vorstellen.

    (Sticken ist überhaupt völlig unterbewertet- leider!)

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    1. Witzigerweise ist nur ein Bruchteil der Projekte in den Heften überhaupt für den Handarbeitsunterricht gedacht - für mich sieht es mehr so aus, als hätte man die Handarbeitslehrerinnen mit netten Strickmustern und Ideen und sogar ein bißchen Pariser Modetrends versorgen wollen. Die Unterrichtsprojekte sind ziemlich schrecklich (Nachthemden! Schürzen! Bügeleisenhüllen!), da wundert man sich nicht mehr über den schlechten Ruf des Handarbeitsunterrichts.

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  8. Ein spannendes Thema!
    Für Kleidung könnte ich mir das letzte Beispiel gut als Alternative zum Smoken vorstellen, so als Formgebung und Dekoration an Ärmeln oder vorn am Kleid wie bei einem Mieder.

    Liebe Grüße,
    Henriette

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  9. Die einfachen Kreuze gefallen mir am besten! Vielleicht sollte ich doch noch mal die Stickerei anfangen (habe mich in letzter Zeit öfter dabei ertappt, ernsthaft über von Hand bestickte Quilts nachzudenken :) ) Ich weiss bloss noch nicht, wann ich das nun auch noch machen soll...

    Viele Grüße und vielen Dank für`s Verlinken- das freut mich sehr!

    Kristina

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