
Ein besonderes Bekleidungsproblem stellt sich jeden Sommer: Was anziehen bei über 30 Grad und tropischer Luftfeuchtigkeit, wenn man geradezu zerfließt, aber trotzdem halbwegs seriös und städtisch gekleidet sein will oder muss? Also nicht wie eine Urlauberin auf dem Weg zum Badesee wirken will? Für mich sind Hemdblusenkleider eine Lösung für dieses Problem, wegen des Kragens haben sie eine eher geschäftsmäßige Ausstrahlung. Den Schnitt für das
Reeta Dress von named clothing wollte ich schon seit etwa drei Jahren nähen.
Der Schnitt ist schön seriös - Reverskragen, halblange Ärmel mit Aufschlägen, insgesamt ziemlich lang, aber hat einen Fehler: Er hat keine benutzbaren Taschen, denn in den aufgesetzten Taschen des Oberteils könnte man höchstens eine Kinokarte unterbringen.
Der Mangel an echten Taschen fiel mir schon beim ersten Anprobieren auf, als ich gewohnheitsmäßig die Hände in die Taschen stecken wollte. Da das Rockteil aber auf jeden Fall weit genug ist, um Taschenbeutel unterzubringen und man die Oberkante der Taschenbeutel sogar in dem innen aufgesteppten Tunnel für das Bindeband mitfassen kann, war das Hinzfügen von brauchbaren Taschen in der Seitennaht kein Problem - zählt man nicht mit, dass das partielle Auftrennen eines schon fertigen Kleidungsstücks in jedem Fall ein Problem ist, in erster Linie ein Problem des inneren Schweinehunds.
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In der Seitennaht hinzugefügte Taschen von innen
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Die Taillierung wird allein durch einen Tunnelzug mit einer Kordel (oder einem genähten Band oder Webband) erreicht, so dass der Schnitt auch ohne Änderungen sehr gut anpassbar ist. Man sollte nur darauf achten, dass das Oberteil, also die Strecke von den Schultern bis zum Tunnelzug, nicht zu kurz ausfällt: Das Oberteil soll gerade im Rücken leicht blusig sitzen. Ich habe den Tunnel für die Kordel daher erst aufgesteppt, als das Kleid bis auf den Saum fertig war und ich es komplett geknöpft anproboieren konnte, um den Verlauf des Tunnelzugs festzulegen.
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Tunnelzug mit Kordel in der Taille
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Wie bei den meisten Schnittmustern von
named clothing sitzt der Brustabnäher sehr hoch (wenn er
zu hoch ist, wird das hier von den aufgesteppten Taschen im Oberteil gnädig verdeckt), die Schultern sind ziemlich schmal und die Ärmel relativ eng. Wer breite Schultern hat, überprüft besser noch vor dem Zuschneiden, ob die Weite in dem Bereich ausreicht. Selbst ich, die ich die Schultern bei Burda-Schnitten immer um zwei Zentimeter verschmälern muss, finde die Schultern und die Armkugel hier eher eng. Aber die schmalen Ärmel und Schultern sorgen eben auch für die Eleganz der named-Schnitte.
Der Stoff ist auch ziemlich elegant (und schwer zu fotografieren), es ist ein feines,, leicht glänzendes Leinen in Olivgrün mit beigen Nadelstreifen, das ich im Spätsommer 2018
bei einem Ausflug zu Dalink-Stoffe in Spandau gekauft hatte. Die Knöpfe - man braucht 10 Stück und das geben meine Knopfkisten nicht her, jedenfalls nicht in passender Farbe - habe ich bei der
Knopftruhe bestellt. Der Shop war mal ein guter Tipp von
Chrissy Pop, so weit ich mich erinnere - es gibt dort Standardknöpfe wie diese marmorierten aus Hornimitat aka Plastik zu sehr vernünftigen Preisen.
Menschen, die ihre Kleidung selbst nähen, treffen sich wie jeden ersten Mittwoch im Monat im heute wieder im MeMadeMittwoch-Blog - heute als Gastgeberin mit Lasercat als Gastbloggerin. Vielen Dank für die Organisation!
Details
Schnittmuster: Reeta Shirtdress, named clothing
Änderungen: Position des Tunnelzugs erst zum Schluss festgelegt, Taschen in die Seitennaht eingefügt.
Material: ca. 2,60 m Leinen, 140 cm breit, 10 Knöpfe (Hornimitat, 18 mm), leichte Vlies-Bügeleinlage. 1,60m schwarze Kordel
Sehr schön! Kleider mit Kragen finde ich auch in punkto Sonnenschutz sehr praktisch :)
AntwortenLöschenDas stimmt! und man sieht gleich so ordentlich aus!
LöschenOh ich kann erahnen, wie schön der Stoff ist! Ich war nur einmal bei Dalink gewesen, es ist schon ziemlich weit draußen. Ich finde ja, Hemdblusenkleider können schnell spießig wirken, dieses nicht. Wirklich schön. Merkwürdigerweise stößt das neue Buch von Named kaum auf Resonanz, man sieht und liest nicht viel, zumindest auf Blogs. Liebe Grüße Manuela
AntwortenLöschenDu hast recht, von dem neuen named-Buch hört man eigentlich gar nichts, ich habe auch bei Instagram noch keine genähten Sachen gesehen, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Aber auch mich hat das neue Buch irgendwie nicht sehr gereizt, die Schnitte kamen mir in der vorschau alle ziemlich simpel vor.
LöschenGefällt mir sehr gut. Genau so geht es mir auch - außerhalb des Gartens möchte ich gut angezogen sein. Reeta scheint da eine gute Lösung!
AntwortenLöschenLG
Ja, der Schnitt ist super. Und würde mit ganz unterschiedlichen Stoffen funktionieren.
LöschenDas Kleid, also Schnitt und Stoffwahl gefallen mir ausnehmend gut, ich glaube, auf den Bildern kommt das garnicht so gut zur Geltung, in echt stelle ich mir das Kleid noch viel toller vor. Übrigens nochmal danke für den tollen Podcast mit Maike, bin sehr begeistert und höre in letzter Zeit die ganzen Folgen (eigentlch habe ich es nciht mit Hören, lese lieber, aber das ist so interessant), lg Anja
AntwortenLöschenDer Stoff ist wirklich schwierig zu fotografieren - dunkel und leicht glänzend, das lässt sich zumindest mit meinen Mitteln nicht gut einfangen.
LöschenWie schön, dass dir der Podcast gefällt! Ich bin auch keine große Podcasthörerin, mir fehlt dafür irgendwie die Gelegenheit.
Richtig schön, ich mag Nadelstreifen sehr , gerade an Kleidern. Steht dir super.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sabine
Danke!
LöschenDas Kleid ist einfach wunderbar! Schnitt und Stoff sehen einfach lässig schick an dir aus und ich kann mir vorstellen, dass es auch bei 30 Grag noch schön luftig ist! LG Sarah
AntwortenLöschenDankeschön! Der Stoff ließ sich auch wunderbar nähen. Wenn doch der Stoffladen nicht so weit weg wäre - die hatten eine ganz gute Auswahl an Leinen.
LöschenDein Kleid ist chic und zeitlos zugleich. Mir gefallen besonders die Taschen im Kleid.
AntwortenLöschenLG
Sandra
Ohne Taschen wäre das wirklich nichts, die hätte named dem Schnitt noch gönnen können - es war wirklich kein Problem, die Taschenbeutel unterzubringen.
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