Kirchenfensterpatchwork oder Cathedral Windows nennt sich dieses Muster, das man nur mit der Hand nähen kann.
1. 7. 2010: Falsch, es lässt sich tatsächlich auch mit der Maschine nähen, wenn man geschickt ist, siehe hier bei Greta.
Kleine Stoffquadrate - dafür kann man sehr gut ganz viele kleine Reste verwenden - werden jeweils von einem leicht plastischen Rand eingefasst. Der Untergrund besteht aus mehrfach gefalteten und aneinander genähten Quadraten, auf denen die Musterquadrate angeordnet werden. Die gefalteten Kanten des Untergrundstoffes werden dann umgebogen und mit kleinen Stichen festgenäht.
Eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung mit vielen Bildern findet man hier, dort sieht man auch die häufigste Farbkombination: weißer oder cremeweißer Untergrundstoff, bunte Flicken - so wie bei Natrons schickem Skizzenbuch. Die Wattierung, die laut Fotoanleitung eingearbeitet wird, halte ich allerdings für überflüssig - das wird alles schon dick genug -, und auch das Umbügeln der Kanten der gemusterten Quadrate kann man sich sparen.
Das Kirchenfenster-Patchwork stammt vermutlich aus den 1930er Jahren, entnehme ich der Diskussion hier, wurde in den 1950er Jahren einige Male in Handarbeitszeitschriften veröffentlicht, aber erst in den 1970er Jahren so richtig populär. Anders als man auf den ersten Blick denken könnte, handelt es sich also um ein eher modernes Muster - was rational betrachtet dann wieder nicht verwundert, denn die Falttechnik verschlingt eine Menge Stoff, ungefähr das Vierfache der fertigen Größe. Dafür muss die Arbeit zwar nicht gequiltet werden, aber zu einer Zeit, als Quilts aus ökonomischer Notwendigkeit genäht wurden, hätte wohl keine kluge Hausfrau so eine Stoffmenge für das Innenleben eines Quilts verschwendet.
Ich verwendete für den Untergrund hier einen dünnen, dunkelgrauen Wollstoff von einer alten Anzughose - übrigens eine Qual, das alles in Form zu bügeln, aber dafür sind die Rippen des Musters schön plastisch herausgekommen. Die Füllung der Kirchenfensterquadrate ist ein selbst bemalter Stoff, die Zutaten hatte ich vor einiger Zeit schon hier gezeigt.
Und auch das Motto von damals - Schöner Scheitern - setzt sich fort: das Patchwork an sich gefällt mir zwar, aber als Klappe für eine praktische, Din A4-taugliche Tasche ist es fehl am Platz. Mit einem zusätzlichen Rand drumherum würde es mir vielleicht besser gefallen, aber dann passt die Größe natürlich nicht mehr. Aus dem Taschenkorpus muss, das kann man hier natürlich nicht sehen, eine Lage Einlage wieder raus - ich wollte sie etwas abpolstern, da mein Laptop manchmal auch mitkommt, aber das Ergebnis gefällt mir so nicht. Ich muss also trennen. Und, noch schlimmer, wieder neu zusammennähen, denn schon jetzt habe ich festgestellt, dass mir das Nähen solcher Taschen mit vielen Lagen Stoff und Verstärkung nicht sehr behagt. Ich empfinde das als anstrengend. Da ich aber nicht ewig mit einem zehn Jahre alten Tchibo-Rucksack herumlaufen kann, wenn ich mal was zu transportieren habe, werde ich nicht aufgeben. Eine Idee für eine andere Klappe habe ich schon - ich halte euch auf dem Laufenden.
Er wirbt für die sehr sehenswerte Ausstellung Helden, Freaks und Superrabbis. Die jüdische Farbe des Comics im Jüdischen Museum in Berlin.
Sonntag, 27. Juni 2010
12 Kommentare:
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OH, das Patchwork sieht super aus. Diese Technik/-s Muster steht auch schon ganz ganz lange auf meiner Liste, aber wann ich da jemals dazu komme?
AntwortenLöschenToll. Mir persönlich gefällt es ja gut auf der Tasche. Der Kontrast ist sehr schön, auch wenn der Rand zugegebenermassen schmal ist.
Schade, dass du auftrennen musst.
LG
frifris
Ich finde es auch ganz wunderbar und wäre nicht auf die Idee gekommen zu sagen, dass das Muster einen Rand braucht. Im Gegenteil, die Raffung kommt am Rand so schön zur Geltung. Den selbstbemalten Stoff fand ich ja schon beim ersten Zeigen so schön, in dieser Kombination ist er optimal "gefenstert" - und passt sowohl in die 30er als auch die 50er Jahre. Genauso wie das Skizzenbuch hätte ich auch so eine Tasche gern. Wenn ich mal einen Stoff in verschwenderischer Menge habe, werde ich es probieren. Danke fürs Zeigen - für den Betrachter ist ein Scheitern mal wieder nicht erkennbar, das alte Thema.
AntwortenLöschenSchade, du Arme!
AntwortenLöschenSo etwas auftrennen zu müssen ist eine Schande.
Meinst du nicht, dass es nach etwas liegen lassen, dir wieder gefallen könnte? Zumindestens mal ausprobieren?
Wie oft mochte ich genähte, gebastelte Sachen erst nicht und auch bei Photos geht es mir öfters so. Später werden es manchmal sogar Lieblingsteile.
Sehr herzliche Grüße
Tally
daran hab ich mich auch schon gewagt...
AntwortenLöschenganz zaghaft...erst ein kleines stückchen...
nur mal so zum ausprobieren....
und wenn die tage stiller werden, dann wird die flinke nadel meditative geräusche machen.....
es ist ein wahrhaft wunderschönes muster, und mir gefällt deine tasche sehr !!!
eine schöne sonnige woche wünscht dir
stella
Diese Technik finde ich sehr schön, erschien mir aber immer sehr aufwändig. Da machst Du auf alle Fälle Mut!danke auch für die Links.
AntwortenLöschenTrenne sie nicht auf! Verschenke versteigere sie oder so. Man lernt so viel, dass man sich vielleicht mit erweitertem Kirhenfensterhorizont viel schneller eine neue zuabert, die dann genial paßt- für einen Laptop würde ich auch eher horizontal wählen.
Aber Deine bishe gezeigten Taschen zeugen von so viel Knobelei und Liebe zum Detail, dass ich doch nicht hoffe, du gibt das Taschennähne auf. Harte Arbeit ist ne Tasche auf alle Fälle.Laien denken immer, ne Tasche geht ratz-fatz, dabei finde ich, dass Taschen mehr Arbeit machen, als ein einfaches Kleidungstück. Passenden Stoff habe ich bestimmt, komme mal schnell rum!
Taschenfangrüße von Karen
oh.. das isch jo en büez..wow... da würde mir die Geduld fehlen.. aber super sieht es schon aus...auch der Superheld..obwohl er hier gerade kein Held mehr ist...obwohl macht man manchmal nicht fehler im leben?
AntwortenLöschengrüessli hanna
Die Tasche ist herrlich geworden und das Du dir das antust mit Wollstoff !!!! ich möchte mir das gar nicht vorstellen. Hochachtung!
AntwortenLöschenLG
Teresa
Keinesfalls auftrennen!
Ich finde die Tasche sehr schön. Was für eine Arbeit, unglaublich wie viel Geduld Du hast! (Und Geschicklichkeit... und Talent... usw usf.)
AntwortenLöschenich danke dir für diesen Ausstellungstipp... denn ich bin am Wochenende in Berlin. Und deine Tasche :-) klasse, das Muster macht Spaß und Handnähen ist für den Sommer genau richtig.
AntwortenLöschenLG aus HH von Annette
Keine Angst, das Kirchenfenster trenne ich nicht wieder auf! Aber die Tasche selbst ist sehr knubbelig und steht quasi von alleine, da muss eine Lage Einlage wieder raus. Und dann mal sehen.
AntwortenLöschenIch habe keine Ahnung vom Nähen und von Patchwork schon gleich gar nicht, aber ich muss sagen: die Tasche sieht super aus!
AntwortenLöschenDu hast sie tatsächlich - fast - fertig bekommen. Das Patchworkmuster ist wunderschön geworden. (Wieder eine Sache auf meiner Liste "Was ich noch so nähen wollte". Ich finde bei Dir immer so schön, das Du dir überlegst was und wofür du nähen willst. Ein echter Plan - dann entsteht ein Objekt, an dem Du solange rum werkelst, bis es deinen Wünschen entspricht.
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