Sonntag, 16. Februar 2014

Frühlingsjäckchen Teil 2: Strickmusterwahl und Maschenprobe


Bei meinem Frühlingsjäckchen ist bisher noch nicht viel passiert. Die Sammlung auf dem MMM-Blog vor 14 Tagen - die ich immer noch nicht vollständig durchgeschaut habe - brachte mich auf jede Menge neue Ideen: eine Jacke in Fair-Isle-Technik, also mit mehrfarbigen kleinen Mustern? Oder Lochmuster? Oder mit Rundpasse? Oder doch ein Raglan? Eingestrickte Blumen? Häkelabschlüsse? Farbe, Material, Schnitt, Muster, Stricktechnik lassen theoretisch unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten zu, das kann einen schon überfordern. Ich habe daher an meinem ursprünglichen Plan festgehalten, den ich beim letzten Mal skizziert hatte: eine dunkelblaue kurze Strickjacke mit breitem Bündchen und rundem Ausschnitt, mit Zopf- oder Lochmuster entlang der vorderen Kanten und in der Mitte des Rückenteils oder so ähnlich. Es ging also in den letzten zwei Wochen darum, ein Zopf- oder Lochmuster zu finden.

Meine bevorzugte Seite ist dabei knittingfool.com, auf Deutsch gibt es z. B. bei  Liane-stitch auch ungewöhnliche Muster (zu den weiteren Musterseiten kommt man über die Navigation ganz unten), oder Nadelspiel.com, dort muss man ein bißchen suchen. Aber auch in Büchern blättere ich gerne und blieb schließlich bei "Lochmuster 10" aus Wir stricken und häkeln von Ulrike und Kurt Wermut Graef (1976) hängen. Das Buch ist ein Handarbeitsklassiker, von der Aufmachung und den Fotos her sehr sehr retro, der Technikteil ist jedoch super. Das Lochmuster 10 sieht aus wie ein Zopf mit Löchern, es kommt aber ohne echte Verzopfungen mit Hilfsnadel zustande, sondern nur durch Umschläge und das Zusammenstricken von Maschen. Einfach, aber wirkungsvoll also.  


Als Grundschnitt für Strickjäckchen nehme ich das Schnittschema des Swing Cardigan von Drops, das hatte ich vor einiger Zeit genau nach Anleitung aus der Originalwolle gestrickt, es passt gut und qualifizierte sich damit zum Prototypen für weitere Jacken, unter anderem für die grüne Jacke und für eine schwarze, die fast fertig ist. Ich stricke in Einzelteilen, also Rückenteil, zwei Vorderteile, Ärmel mit Armkugel, seprat angestrickte Knopfleisten, weil ich damit aufrgund meiner Näherfahrung am besten zurecht komme - bei Raglanmodellen habe ich immer das Problem, dass ich mich bei der Beurteilung der Passsform schwertue. Ein Rückenteil kann ich hingegen nachmessen und mit meinem Schnitt vergleichen.


Wie das Errechnen eines Schnitts aus der Maschenprobe funktioniert, kann man außer in Büchern auch an vielen Stellen im Netz nachlesen, ganz ausführlich zum Beispiel in einem Dossier von Tichiro, das man hier findet.

Stricken nach der Schlampenmethode


Ich arbeite nach der Schlampenmethode, die unter anderem beinhaltet, dass ich meine Maschenprobe nicht wasche. Dieses Mal werde ich ausnahmsweise von dieser Regel abweichen, weil Knit-Along-Dompteuse Meike heute so eindringlich zum Maschenprobe-Waschen aufgefordert hat und weil ich das Cotton-Merino-Garn noch nie verwendet habe und nicht weiß, was mich erwartet.

Ansonsten bedeutet Stricken nach der Schlampenmethode, dass ich mir anhand meiner Maschenprobe die Anzahl der Maschen für das Rückenteil ausrechne und außerdem ausrechne, wie viele Maschen an jeder Seite für die Taillierung erst ab- und dann wieder zugenommen werden müssen. Dann stricke ich mit dem Bündchen los, überlege mir, in welcher Höhe die Taillierung liegen soll und wie ich die Abnahmen und Zunahmen unter und über der gedachten Taillenlinie platziere. Es bietet sich meistens an, etwa alle zwei bis drei Zentimeter eine Masche abzunehmen und später wieder zuzunehmen, bei meinem Muster wäre das dann einmal pro Musterrapport.

Ich schreibe mir immer ganz relativ genau auf, was ich wann wo stricke, damit ich die gleichen Ab- und Zunahmen auch bei den Vorderteilen stricken kann. Zwischendurch vergleiche ich die Maße immer wieder mit meinem Schnitt. Genauso bei den Armausschnitten und beim rückwärtigen Halsausschnitt: abzunehmende Maschenzahl ausrechnen und eine sinnvolle Verteilung überlegen. Da an den Halsausschnitt später sowieso noch eine Blende angestrickt wird, mit der sich einiges ausgleichen lässt, kann man hier nach Herzenslust schlampen!

Für die Vorderteile schlage ich mit der Schlampenmethode etwas weniger als die halbe Maschenanzahl des Rückenteils an, weil die angestrickte Knopfleiste später ja noch etwas Weite hinzufügt. Ich zeichne mir den Schnitt für ein halbes Vorderteil auf Papier und zeichne den Ausschnitt nach dem Vorbild eines vorhandenen Tshirts ein. Wenn ich bis zum Ausschnittbeginn hochgestrickt habe (Taillierung und Armausschnitte nach meinen Aufzeichnungen vom Rückenteil), stricke ich die Abnahmen für den Ausschnitt sozusagen "auf Sicht", das heißt ich lege mein Strickteil immer wieder auf den Papierschnitt und kette die Maschen so ab, dass die Kante der eingezeichneten Ausschnittlinie folgt. Dabei notiere ich mir wieder genau, was ich  stricke, so dass ich das zweite Vorderteil genauso, bloß spiegelverkehrt stricken kann.

Zum Ärmelstricken nach der Schlampenmethode erzähle ich dann beim nächsten oder übernächsten Mal noch etwas, wenn ich so weit bin - da kommt selbst die Strickschlampe nämlich nicht darum herum, auch die Anzahl der Reihen zwischen den Zunahmen wenigstens annähernd zu berechnen.

Die Sammlung aller Frühlingsjacken-Strickerinnen mit vielen Tipps zum ordentlichen Stricken von Meike findet sich hier im Me made Mittwoch-Blog.                

20 Kommentare:

  1. Aaah, du strickst eine Taille, ich habe mir eben beim Stricken überlegt, ob das nicht auch für meine Jacke eine gute Idee wäre. Aber ich habe jetzt schon die Armlöcher abgenommen. Ich müsste also eine Menge auftrennen.
    Ich schlafe jetzt mal eine Nacht darüber, morgen entscheide ich.
    Dein Muster finde ich schön, ich bin gespannt, wie sich die Wolle verstricken lässt. Bis jetzt sieht es klasse aus.
    Viele Grüße!

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  2. Seltsam, ob dieses Muster und die Merino Cotton wohl zusammen gehören , ich glaube, ich strick das auch. Da ich schon ein wenig weiter bin , kann ich sagen es sieht auf alle Fälle gut aus.
    Viele Grüße
    Sylvia

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  3. Diese Lochmuster-"Zöpfe" stricken sich wirklich gut und sehen klasse aus! Sie haben nur einen Nachteil: wenn man nur die eine Hälfte hat, dreht oder verzieht es sich ziemlich doll (zB bei den Nutkin-Socken). Aber bei deiner Variante mit den "Zöpfen" in beide Richtungen sollte das nicht passieren.
    Wie ist die Cotton-Merino so? Die Farben sahen (auf dem Bildschirm zumindest) sehr vielversprechend aus!
    Liebe Grüße
    Constance

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  4. Das Muster ist ja der absolute Knaller! Sieht sehr schick aus und hat bei mir sofort "ich will auch" ausgelöst. ;-) Bin sehr gespannt auf deine Jacke. Liebe Grüße, Chrissy

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    1. Lotti Katzkowski hat mit genau diesem Muster eine ganze Strickjacke gestrickt (in rot), das haben wir bei der letzten Mittwochsmasche festgestellt.

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  5. Was für ein schönes Muster (in einer tollen Farbe)! Bei mir wird diese Woche etwas ganz Ähnliches fertig, bei dem ich aber mit Zöpfen gearbeitet habe. Herzlichen Dank für diesen Einblick in Deine Design-Methode.
    Liebe Grüsse vom Wullechneuel

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  6. Ha, dein Muster kommt mir ja bekannt vor. :) Ich stricke das auch für das aktuelle FJKA, ohne große Änderungen. Bin neugierig auf deine Jacke!
    lG, NuF

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  7. Jetzt weiß ich endlich, wie die Methode heißt... Um mir weniger aufschreiben zu müssen stricke ich auch mal die beiden Vorderteile gleichzeitig (je nach Volumen auf den Nadeln). Oder alles gleichzeitig, was zugegebenermaßen das Auflegen etwas umständlich macht, mit vielen Markieren aber auch geht. Oberschlampenmethode, oder so.
    Muster, Idee und Material passen bei Deinem Projekt wirklich schön zusammen.
    LG, Bele

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  8. Dein Post ist ja wieder eine wahre Fundgrube für interessante Links. Danke! Obwohl ich in letzter Zeit über meine Färberei wieder zum Stricken gekommen bin und deshalb auch viel gegoogelt habe, sind mir die von dir genannten Seiten bisher entgangen.
    Deine Beschreibung der "Schlampenmethode" erinnert mich daran, wie meine Mutter früher gestrickt hat - nämlich ziemlich genau so, nur bei dem Begriff "Schlampe" hätte sie deutlich gezuckt. Aber ernsthaft: bei dieser Methode braucht man m.E. einiges an Erfahrung, wenn es gelingen soll.
    Viel Erfolg beim Stricken.
    LG
    Siebensachen

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  9. Ach herrje, also bin ich eine echte Strickschlampe. Ich habe noch nie ne Maschenprobe gewaschen und oft nur durch müsames Zählen am ersten Ärmel den zweiten geschafft und deshalb ist zu preferieren jacken und Pullover von oben zu stricken, damit man nicht zu viel zweimal Ärmel machen muß.Als pie- mal- daumen-.stricker gebe ich zu, geht eben auch mal was daneben und man muß ribbeln.Das Blau ist wunderschön!!!!!!!!!Vg kaze

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  10. Danke für die vielen Informationen, vielleicht wage ich mich ja auch noch an ein "Freestylejäckchen"? Ich suche nämlich schon lange nach einem hübschen Strickjäckchen mit Lochmuster und bin bisher nicht fündig geworden. Dein Muster gefällt mir sehr sehr gut, auch gerade in Dunkelblau...ich bin äusserst gespannt auf deine Jacke!

    Liebe Grüsse von Lottie (ebenfalls eine "Strickschlampe")

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  11. Tolles Muster. Ich glaube, du bist mein Strickjacken-Idol und ich BRAUCHE als nächstes eine blaue Strickjacke mit Zopf. Ist es peinlich ein Jäckchengroupie zu sein? Nein, ist es nicht. Und haha, Schlampenmethode, meinst du, ich mache das alles so 100% wie ich es beschrieben habe. Ach quatsch, deswegen stricke ich jetzt auch erst mal ein Rückenteil, damit ich mir die Nachdenkerei fürs Vorderteil noch auf später verschieben kann.

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  12. Nachtrag:
    Schlampenmethode dürfen natürlich nur die, die die ordentliche Vorgehensweise begriffen haben.

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  13. Ich mag hier alles , was ich sehe und lese : Muster , Farbe und ja Schlampen tu ich auch gern ;)
    LG Dodo

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  14. Hallo, dieses Strickbuch habe ich vor vielen Jahren mal besessen und heute leider nicht mehr.
    Die Jacken-Erwägungen finde ich sehr interessant und besonders das Blau gefällt mir.
    Auch die Empfehlungen für andere Seiten sind sehr inspirierend.
    Stricke gerade eine blaue Basken-Mütze und habe sie zum dritten Mal aufgeribbelt!
    Viele Grüße
    schurrmurr

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  15. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob sich die Methodenbezeichnung so durchsetzt, aber ich bewundere es, wenn man es denn so einfach hinkriegt - ich bin dafür noch zu unsicher. Vielleicht beim nächsten Mal :)

    Du hast aber auch ein sehr gleichmäßiges Maschenbild und die Farbe ist auch toll - das wird bestimmt super! Und ganz zufällig habe ich auch noch dunkelblaue Wolle rumliegen - ein Zeichen? :)

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  16. So, so, die Schlampenmethode-nach dieser Methode stricke ich auch und hatte damit bisher noch keinen Reifall.
    Nach den vielen und schönen Inspirationen, die es bei Teil 1 zu sehen gab, brummte mir auch erst mal der Kopf, zumal ich mich noch nicht vorentschieden hatte. So langsam glaube ich aber zu wissen, wie mein Jäckchen werden soll.
    Der löcherige Zopf und die Garnfarbe für dein Jäckchen gefallen mir sehr. Ich wünsche dir gutes Gelingen.
    LG Susanne

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