Mittwoch, 14. Oktober 2015

Die grüne Strickjacke und das (vorläufige) Ende der Strickkrise

 
Drüben beim Me made Mittwoch bin ich heute Gastgeberin und zeige diese Strickjacke aus Cotton Merino, die mich wirklich Nerven gekostet hat. Ich bin zwar eine begeisterte, aber ehrgeizlose Strickerin. Anders als beim Nähen habe ich beim Stricken nicht den inneren Antrieb, alles verstehen und alles lernen zu wollen. Ich finde das Stricken an sich sehr entspannend und immer dann am besten, wenn ich einfach einer Anleitung folgen oder bei selbst ausgerechneten Strickteilen vor mich hinstricken kann. Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen oder technisch etwas schwierigere Elemente anstehen (Bündchen, Kragen, mehrere Abnahmen oder Zunahmen gleichzeitig), dann bleibt das Gestrickte oft liegen, weil ich auf den Moment warte, wenn ich "mal richtig Zeit" habe, um mich damit zu beschäftigen. Dieser Moment kommt natürlich niemals, und so sind diese "Stellen" bei der Mittwochsmasche schon zum running gag geworden.


Die Strickjacke war, nachdem Vorderteile, Rücktenteil und Ärmel fertig waren, sozusagen eine einzige "Stelle": Weder hatte ich vorher schon mal Taschen in ein Kleidungsstück gestrickt, noch einen Schalkragen, und die Technik der verkürzten Reihen muss ich bei jedem Anlauf wieder im Detail nachlesen. Ich nehme mir sonst bei Strickprojekten höchstens eine mir bisher unbekannte neue Technik vor, sonst wird es mir zu anstrengend - und genau das war hier passiert, die Jacke war anstrengend. 


Für die technische Seite von eingestrickten Taschen und angestrickten Kragen war "Wir stricken und häkeln" von Ulrike und Kurt Wermut Graef aus den 1970er Jahren sehr hilfreich. Die Strickmodelle in dem Buch würde man heute zwar nicht mehr tragen wollen, aber der sehr umfangreiche Technikteil enthält zum Beispiel eine Doppelseite Kragenlösungen, die ausreichend ausfürhlich beschrieben werden.


Auch die eingestrickte Taschen (die bei der Jacke leider etwas zu klein sind und etwas zu hoch liegen, um wirklich brauchbar zu sein), strickte ich nach der Anleitung im Buch.

Lustig ist es auch - ich liebe den starren Blick des Dackels auf diesem Foto, der wahrscheinlich damit zu tun hat, dass ihm jemand außerhalb des Bildes eine Wurst zeigt:


Die Fertigstellung der Jacke schob ich im späten Frühjahr jedenfalls derartig auf die lange Bank, dass völlig überraschend Sommer und superheiß wurde. Bei über 30 Grad stricke ich nicht mehr - schon gar nicht mit wollhaltigem Garn - und im September hatte ich derartig vergessen, was ich vorhatte, dass der Neustart sehr holprig und langwierig war.

 


Ich bin wirklich froh, die Jacke bewältigt zu haben, merke mir für nächstes Mal, dass eingestrickte Taschen etwas tiefer sitzen sollten (und eine Jacke mit Taschen daher länger sein muss) und dass ein angestrickter Schalkragen eigentlich gar nicht so schwierig ist - auch wenn ich die Sache mit den verkürzten Reihen beim nächsten Mal sicher wieder nachschlagen muss. Und als nächstes stricke ich dann mal etwas Einfaches nach Anleitung! 

Technische Details
Garn: Cotton Merino - Drops, Farbe 22, dunkelgrün, etwa 450g (allein Blenden und Kragen verschlangen fast 50g), Rest für die Taschenbeutel
Nadel: Nr. 4, für Bündchen 3,5
Muster: Zickzackmuster aus rechten und linken Maschen, Bündchen 1re verschränkt, 1 links

13 Kommentare:

  1. Da hast du aber trotz Krise ein wunderschönes Stück gestrickt! Witzig auch das Tascheninnenleben in pink! Das motiviert doch zu einem nächsten Projekt, oder?
    Strickkrise, das kenne ich, die überfällt mich meistens im Sommer! In diesem Jahr wollte ich das Stricken schon ganz drangeben, aber siehe da! Jetzt wo es im Haus so recht gemütlich ist, kommt die Stricklust von allein zurück!
    Viel Spaß weiterhin wünscht Augusta

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    1. Ja, kontrastfarbene Tachenbeutel habe ich mal in einer Anleitung gesehen - und das probiere ich bestimmt nochmal. Es ist auch wirklich nicht schwierig.
      Bei mir ist die Strickkrise mit dem Regenwetter jetzt auch schlagartig vorbei.

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  2. Die ist aber echt schön geworden, hat sich gelohnt. Und dies pinke Tasche, sehr entzückend!
    Herzliche Grüße
    Sabine

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  3. Die Jacke ist echt toll geworden - das Muster gefällt mir sehr und auch die Farbe. Und die schwierigen Stellen hast du ja perfekt gemeistert!
    Du hast mich wirklich motiviert - jetzt mach ich endlich meine Jacke auch fertig ...
    Liebe Grüße von Doro

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    1. Das ist schön, wenn dir mein Getrödel mit gutem Ende einen Schubs gibt - mach sie fertig!

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  4. Diese Seite http://tichiro.net/ kennst du aber auch schon, oder? Zu Techniken und sonstigen Strickproblemen (z.B. wie lese ich eine englischsprachige Strickschrift) sehr hilfreich, mehr was für Leser denn für Gucker. Die sind bei Elizzza besser aufgehoben.gg
    Ansonsten finde ich die Jacke allerliebst, sowohl das Muster als auch den Kragen -auchhabenwill-
    LG
    MHS

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    1. Danke, ja, tichiro kenne ich, da habe ich auch schon einiges nachgeschlagen. Aber wie gesagt: allzu viel Neues darf ich mir nicht zumuten, sonst wird das stricken zu anstrengend.

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  5. Hurra, sie ist fertig. Tolles Muster und schöne Details! Schalkragen finde ich in der kalten Jahreszeit richtig gut. Wie stehen die Zeiten für die hübsche blau-grau-maisgelbe Jacke? Auf die bin ich so gespannt! Oder puhle ich da jetzt in der Wunde ;-)
    Die Kragenlösungen in einem Buch zu finden ist echt Glück. Gibt es selten. Der Strickkragen ist wohl das Stiefkind der Handarbeitsliteratur...
    Liebe Grüße,
    Luise

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    1. Hehe, Wunde, ja! ich stricke gerade eine Kragen an die Wunde (der Kragen aus der Anleitung funktionierte bei mir überhaupt nicht - wahrscheinlich habe ich etwas Grundlegendes falsch gemacht). Aber es ist nicht mehr viel.

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  6. Die hätt' ich jetzt auch gerne.
    Tolle Farbe und wenn das Ergebnis so schön ist, ist es doch egal wie lange das Stück zwischendurch pausiert hat.
    Lieber Gruß
    Elke

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  7. Herzlichen Glückwunsch zur Bewältigten Stelle!!!

    Hier liegen auch noch der türkise Häkelblazer (zu kurz und neulich habe ich noch ein weiteres Knäuel von der Wolle gefunden), die jeansblaue Raglanjacke (ein einziges Argument gegen die Schlampenmethode) und eine in den letzten drei Tagen im Akkord gestrickte Tunika (seltsame Proportionen durch ungeschickte Blockstreifen) rum, die so Stellen haben. *seufz*

    Welche Stelle bearbeitest Du denn als nächstes?

    Liebe Grüße,
    Henriette

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    1. Ohje, eine exquisite Sammlung komplizierter "Stellen" bei dir! Wir brauchen dringend eine Sonder-Mittwochsmasche. Ich beschäftige mir (immer noch) mit dem letzten Altfall, der blua-senfgelb-gemusterten Jacke und stricke da den Kragen an (habe aber zuhause auch nicht weiter gemacht). Wenn die Jacke fertig ist, sind vorerst alle Stellen abgearbeitet. Dann kommt was Neues dran - neue Stellen, neues Glück oder so.

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