Mittwoch, 7. September 2016

Heute als schicke Suffragette in Girl-Friday-Culottes von Liesl+Co


Die ersten Annäherung an Culottes, diese Zwischendinger zwischen Rock und Hose, finde ich immer noch spannend. Beim Blick in den Spiegel und an mir herunter - den üblichen Perspektiven, die man auf sich selbst halt hat - weiß ich regelmäßig nicht so recht, was ich davon halten soll. Bei der Culotte nach Burdaschnitt vom letzten Jahr schwankte mein Eindruck zwischen Clownshose, Amish und Avantgarde. Bei diesem Exemplar war ich beim Anprobieren des halbfertigen Teils noch nicht sicher: Samurai oder Kolchosbäuerin? Cool oder Katastrophe? Da kann ein Foto für den MeMadeMittwoch enorm helfen: Das Foto liefert den Blick von außen, den der Spiegel nicht liefern kann. 


Tja, und beim Blick auf das Bild sind die Assoziationen doch sofort klar: Frauenrechtlerinnen um 1900, oder so eine flotte Radfahrerin.

Bicyclist on Adam`s Slip, Nantucket, ca. 1900 (Public Domain - via flickr commons)
Seht ihr die Ähnlichkeit?

Der Schnitt der Culotte sind die Girl Friday Culottes von Liesl+Co, die Elke - Grüne Blume letztes und vorletztes Jahr zwei Mal genäht hatte, erst in schwarz, dann aus Wolle mit Fischgratmuster und die ich damals an ihr schon sehr klasse fand (ohne jede Kolchos-Assoziation übrigens). Sie war auch so nett, mir den Schnitt zu leihen - vielen Dank!! Der Schnitt ist wirklich ein Hit, viel raffinierter als meine Burda-Culotte. In der vorderen und hinteren Mitte gibt es eine große Kellerfalte, die den Hosenschritt ein Stück überdeckt, Girl Friday wirkt daher eher wie ein Rock als wie eine Hose. Der Reißverschluss ist in der Seitennaht, und wenn man nicht wie ich die Anleitung zuhause vergisst (das hat Tradition bei mir) und dann beim Nähkränzchen fünfmal trennen muss, bekommt man das sicher beim ersten Anlauf hin. Ich hatte die Tasche zuerst hinter den Reißverschluss genäht, da hätte man den Taschenbeutel dann Richtung Po klappen müssen.    


Der Stoff ist ein mittelfester Chambray vom Markt, also ein gewebter Stoff aus blauen und weißen Fäden, die dann zusammen ein strukturiertes Jeansblau ergeben. Ein absoluter Glücksgriff: Reine Baumwolle, leicht, glatt, kühl, knittert nur wenig, mit leichtem Glanz.


Um den Jeans-Anmutung zu betonen, steppte ich den Saum und die meisten Nähte mit dickem kupferfarbenen Garn ab. (Absteppgarn nur als Oberfaden, in der Unterfadenspule normales Nähgarn).

Die Größentabelle bei Liesl+Co fand ich ein bißchen irreführend: Meine Körpermaße entsprechen ziemlich genau Größe 10, aber ich sah glücklicherweise noch rechtzeitig in der Tabelle der Fertigmaße, dass der Taillenbund 1,5 inches, also knapp 4 cm weiter als der Taillenumfang werden würde. Das halte ich für Quatsch bei einem Kleidungsstück, das wirklich in der Taille sitzen muss, und so kopierte ich gleich Größe 8 heraus, da hatte ich zwischen Taillenumfang und Bundweite etwa 1,2 cm Unterschied, das passt genau richtig. Den Hüftumfang kann man bei diesem Schnitt bei der Größenwahl außer Acht lassen.

Der Bund schien dann beim Annähen zuerst einen Tick zu kurz für die Oberkante der Culotte, aber die Weite kann man sehr gut über die Falten regulieren und außerdem soll die Oberkante des Hosenrocks beim Annähen leicht eingehalten werden (das las ich dann später zuhause in der Anleitung). Alles in allem ein guter Schnitt, dass ich mit den integrierten Nahtzugaben nicht gut zurecht komme, dafür kann ja das Schnittmuster nichts, ich bin begeistert und gehe gedanklich schon mein Stofflager durch, ob ich eine ausreichende Menge eines leichten Wollstoffs im Vorrat habe, für Nummer 2.

Beim MeMadeMittwoch zeigt Karin heute ein schon etwas herbstliches Übergangskleid aus Jersey, und auch das MeMadeMittwoch-Blog hat sich etwas Neues angezogen!

Details zu Schnitt und Material (das tl; dr der Nähnerds):

Schnittmuster: Girl Friday Culottes, Liesl+Co
Größe 8 ohne Änderungen (eine Größe kleiner als laut Tabelle passend)
Stoff: Etwa 1,80m Baumwollchambray vom Markt, der Stoff lag aber 1,60 m breit (angegeben ist ein Stoffverbrauch von etwa 2,05 m bei 1,47 m Stoffbreite)

27 Kommentare:

  1. Also an Suffragette habe ich bei Deinem Rock wirklich nicht gedacht, Suffragetten haben für mich so einen negativen Beigeschmack (ist sicher ein Vorurteil). Dann lieber die schicke Radfahrerin, mit der kann man sich doch gerne identifizieren. Aber im Ernst: Dein Rock ist doch einfach toll, schick und gut tragbar, ich denke, Du wirst Dich sehr wohl darin fühlen! Der Stoff ist ein Traum, und die Jeansoptik macht den Rock gleich um vieles sportlicher(also nichts mit Amish!). Ich zeige heute auf dem MMM übrigens auch einen Hosenrock, der ist allerdings lange nicht so aufwendig geschnitten wie Dein Exemplar :-(, dafür aber selbst konstruiert..
    LG Barbara

    AntwortenLöschen
  2. Mir geht es ähnlich, dass ich damit sehr gemischte Gefühle habe und merke, dass dieses Teil mit jeder Trägerin wirklich anders wirkt. Unheimlich praktisch finde ich es, aber..Ein Schnitt aus der Victor liegt hier und hat es noch nicht unters Messer geschafft.
    Ich sehe eindeutig die sportliche Radfahrerin, schon weil die Sufragetten kein Bein zeigten.
    VG karen

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Trau' dich! Vielleicht nicht gleich den allerliebsten Stoff anschneiden. Die Schnittmuster aus Maison Victor scheinen durchgängig sehr gut gemacht zu sein - habe noch nicht mitbekommen, dass es Totalausfälle gibt.

      Löschen
  3. Cooles Schnittmuster für eine tolle Coulotte! Musste ich mir gleich notieren. Ich finde, sie wirkt mehr wie ein Rock denn eine Hose. Das gefällt mir am Schnitt. Und es hat wirklich nix von Kolchosebäuerin. Raffiniert die Jeans-Verarbeitung, tolle Idee! Ich finde sie klasse! Liebe Grüße von Mrs Go

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke! Das Rockartige gefällt mir auch sehr - schön luftig, und nochmal anders als mein anderer Hosenrock.

      Löschen
  4. Neulich auf der Post habe ich (zum ersten Mal außerhalb des Internets übrigens ...) eine Frau in einer Culotte gesehen. Ich war begeistert und dachte sofort "Wie praktisch im Herbst auf dem Fahrrad!". Seitdem geht sie (die Culotte) mir nicht mehr aus dem Sinn. Schön, noch einmal eine bei dir zu sehen. Der Schnitt gefällt mir mit den Kellerfalten ausgesprochen gut. Mal schaun, was der Herbst so bringt.
    LG, Kirstin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, praktisch und bequem sind sie außerdem auch noch. Und bei der Formenvielfalt kann man sich ja das Passende aussuchen: es gibt ja auch knielange Hosenröcke.

      Löschen
  5. Eine elegante Länge-mittlerweile mag ich diese Länge wieder-; die Hose ist auf deinem Bild eher zu erahnen, man sieht mehr den Rock, was mir gut gefällt. Und der Stoff, sowie die Absteppungen sind ganz mein Geschmack.
    LG von Susanne

    AntwortenLöschen
  6. Ich finde, es sieht klasse aus! Langsam überlege ich auch, ob ich eine Culotte brauche. Noch vor einer Weile hab ich das kategorisch abgelehnt.
    GlG Dana

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Warum nicht? Allerdings trägst du ja fast ausschließlich Kleider, sagtest du nicht mal, dass du bei Röcken immer ein Oberteilproblem hast? Das wäre hier ja auch nicht anders.

      Löschen
  7. Bei mir liegt schon Cord für eine Herbstculotte allerdings nach dem Tania Schnitt. Dieser sieht aber auch sehr gut aus! Und der Stoff scheint wundervoll zu fallen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Cord! Du bringst mich auf Ideen! Wenn der Cord weich fällt, wird das bestimmt gut.

      Löschen
  8. Nachdem ich nun Culotte Nummer Zwei genäht habe und diese paar Male getragen habe, brauchte ich am Tag darauf definitiv was eng anliegendes. Die Culotte mit einem engen Top kombiniert, gefällt mir wiederum ziemlich gut. Aber unschlagbar bequem sind sie auf alle Fälle!
    viele Grüße, Birgit
    PS: die Tasche plus RV habe ich nun auch bezwungen ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Uch trage meine beiden zur Zeit mehr oder weniger im Wechsel... aber das liegt auch am wechselhaften Wetter in der letzten Zeit, mit einer Culotte ist man für alles gerüstet.

      Löschen
  9. Du wirkst wirklich wie diese coole Radlerin. Selbstbewußt und schick.
    Ich liebe den Schnitt ja sehr! Meine Wollversion hat sich leider nicht im Alltag bewährt, der viele "anhaftende" Stoff zwischen den Beinen (das flauschige eben) blockiert sich da gegenseitig. Aber meine schwarze Version aus dem zuerst ungeliebten Poly trage ich sehr sehr gerne.
    Lieber Gruß
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh Danke, das ist ein sehr guter Hinweis. Dann werde ich statt nach Wollstoff lieber nach dickerem Viskosekrepp oder sowas suchen, also nach einem Stoff, der glatter ist als Wolle.
      Danke nochmal für den Schnitt!

      Löschen
  10. Du hast den Culotte- Code einfach geknackt,auch diese finde ich an dir sehr kleidsam. Die Stoffwahl finde ich auch sehr geschickt, sieht aus wie Jeans, fällt aber viel schöner.
    Ich habe gerade die neue Burda durchgeblättert und da nennen sich die Teile auf einmal wieder Hosenrock, wobei das Modell aus der neuen Burda mir so gar nicht gefällt, mit diesem vorgeknöpften Schwenker.
    Liebe Grüße
    Sylvia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Den Schnitt aus der Oktober-Burda habe ich mir vorhin auch gerade angeguckt und finde ihn merkwürdig. Dass das nur ein extra angenähtes Rockteil ist, gefällt mir auch nicht - vor einiger Zeit gab es in einem Blog nämlich mal einen ähnlich aussehenden Hosenrock nach einem 70er-Jahre-Originalschnitt, da war das anders konstruiert. Irgendwelche extra angeknöpften so-als-ob-Teile möchte ich an meiner Kleidung auch nicht haben.

      Löschen
  11. Ich hab den Schnitt schon sooo lange. Immer hab ich mich dann doch nicht getraut. Aber jetzt! Denn Du siehst super darin aus, nix Kolchos, nix Clown und nix Amish. Steht Dir sehr gut, und hmm... allenfalls die Sufragette könnte ich zugestehen, denn die haben bei mir nur ein positives Image :)
    liebe Grüße Dodo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Probier' den mal aus, Dodo - kann ich mir sehr gut an dir vorstellen, und das ist ja genau "deine" Länge.

      Löschen
  12. Diese Coulotte sieht total schick aus. Sie hat eine achöne Länge und fällt eher schmal. Mir gefällt sie, egal, welche Assotiationen man haben kann. LG Carola

    AntwortenLöschen
  13. Als im letzten Jahr die ersten Culotte sah, war ich mir nicht sicher, ob ich das mag. Obwohl ich als Teenager sehr gern meinen Jeans (!)-Hosenrock trug. Aber so langsam habe ich den Eindruck, dass das auch für mich was wäre. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am Bauch schön flach ist. Und das scheint mir bei diesem Schnitt gegeben zu sein. Kellerfalten sind einfach klasse.
    LG, Luise

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, die sitzt an der Hüfte eher schmal bzw. fällt durch die Kellerfalte schmal. Und zum Ausprobieren könntest du ja auch einen Schnitt nehmen, der bis zum Knie geht - das ähnelt dann von den Proportionen her mehr dem, was du normalerweise trägst. Die Länge so wie hier ist eigentlich das Schwierige an dem Kleidungsstück, nicht der Schnitt an sich.

      Löschen
  14. Ich finde Deine Culottes auch richtig schön! Vor allem die raffinierten Kellerfalten und die dadurch entstehende rockartige Weite sehen gefallen mir sehr. Von Culottes war ich dieses Jahr richtig begeistert und habe meine oft getragen (allerdings die etwas weniger weite Form)- jetzt, wo ich Deine sehe, bekomme ich richtig Lust mir für den Herbst auch welche mit Kellerfalten zu nähen!

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.