Sonntag, 28. März 2010

Fehlkauf

Waren es die ansprechende Verpackung -
oder die bunten Regenbogenfarben -
oder das Versprechen auf der Rückseite, das mich anzog?

Oder vielleicht der geringe Preis (etwa 3 Euro)?

Ich weiß es nicht mehr. Aber wenn wir schon mal dabei sind: Diese Stoffmalkreiden entpuppten sich als Fehlkauf für mich.

Tatsächlich erinnern sie an Wachsmalkreiden, und wie Wachsmalkreide auf Stoff sehen auch die Malergebnisse aus, jedenfalls wenn ich male. Durch Übermalen von hell nach dunkel lassen sich ein Mischtöne erzielen. Präzise Linien sind schwierig. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass ich seit der Grundschule keine Wachsmalkreide mehr in der Hand hatte und meine Fertigkeiten in diesem Medium daher auf den Grundschulstand eingefroren wurden.

Das Grün blutet beim Einbügeln etwas aus.

Ganz klar: gescheitert. Aber diesmal bin ich sogar ratlos, wie dieses Scheitern zu verschönern wäre, denn mir fällt nichts, wirklich kein Projekt ein, bei dem dieser Wachskreiden-Look nicht völlig fehl am Platze wäre.
Kennt ihr diese Stifte, und wenn ja, wie verwendet ihr sie? Virtuosinnen der Stoffwachsmalkreide, gebt euch zu erkennen! Oder habt ihr auch Kreativ-Fehlkäufe? Dann zeigt doch mal, vielleicht hat ja jemand anderes Ideen!

Freitag, 26. März 2010

Ein Hase mit vielen Gesichtern

Gesichter anprobieren

"Hallo, ich bin Lucy und mein Hase ist nicht niedlich." Bei einer Selbsthilfegruppe für Herstellerinnen verunglückter Stofftiere wäre ich ja sofort dabei.

Dieser Hase sollte ein kleines Willkommengeschenk für das Kind einer sehr lieben, aber leider selten besuchten Bekannten werden. Das Mädchen ist inzwischen längst geboren, die Hasen aber, mittlerweile in Version 2. 2, schauen mich immer noch ernst, etwas verbittert und dezidiert nicht-niedlich an.

Hasengesichter auf Papier sind einfach

Das Hasenschnittmuster stammt aus dem Burda-Heft 10/2007, Schnitt 136. Dort wurde neben Kindersachen des Pariser Labels Petit Pan auch ein sehr niedlicher kleiner Cordhase gezeigt, Maskottchen des Unternehmens, und mit Schnittmuster im Heft. Der Schnitt hatte aber nur ungefähre Ähnlichkeit mit dem abgebildeten Tier, jedenfalls was den Kopf betrifft. Hase 1. 0 mit aufgestickten Gesichtszügen nach Schnittmusterbogen (beim obersten Bild der mittlere in der unteren Reihe) sieht aus wie ein trauriger Hund und hatte viel zu kurze Ohren.

Dünne Beinchen und Schlappohren: niedlich

Hase 2. 0 mit drei Zentimeter verlängerten Ohren, wies durch mehr Sorgfalt beim Zusammennähen meinerseits schon eher den nagetiertypischen Überbiß auf. Viel niedlicher machte ihn das nicht. In den Versionen 2. 1. 1 und höher stickte ich verschiedene Augen- und Nasenpositionen. Es ist doch seltsam, dass sich mit wenigen Strichen ein herziges Hasengesicht auf Papier malen lässt, mit Garn und Nadel auf einem Hasenkopf aber nicht.

Karopuschelschwänze: niedlich

Eine schonungslose Analyse durch den Lebensgefährten ergab: Es ist die Kopfform, diese Kreuzung aus Alienschädel und Kastenweißbrot, die das Tierchen wenig sympathisch erscheinen lässt. Für Hase 2. 2 (nicht abgebildet) trennte ich also die Schnauze wieder auf und ließ sie vorne spitzer zulaufen - ein Schritt in die richtige Richtung, etwas schief jetzt, aber mehr Hase und weniger Bernd das Brot. Für Version 3. 0 sollte ich nun die Änderungen auf den Schnitt übertragen und einen neuen Körper zuschneiden. Hasenarme, -beine und -ohren liegen hier noch genug herum.

Insgesamt: naja

Aber ehrlich gesagt habe ich Zweifel, dass der Hase eines Tages wirklich so herzzerschmelzend niedlich wird, wie ich mir das vorstelle. Und wahrscheinlich nicht vor Version 7. 0, und dann geht das Kind womöglich schon in den Kindergarten. Möglicherweise nähe ich am Wochenende einfach etwas ganz anderes, getreu dem Motto "schöner scheitern" - einen Hund, oder eine Katze.

Mittwoch, 24. März 2010

Schöner Scheitern

Funktioniert nicht: Stempeln auf Wolle
Beileibe nicht alles, was ich anfange, kommt auch zu dem Ende, das ursprünglich geplant war - oder überhaupt zu einem Ende. Nur falls jemand dachte, im Hause Nahtzugabe gelänge immer alles auf Anhieb.

Zum Beispiel mein Taschenplan. Die Herrenhandtasche ist ja nun schon eine Weile getestet und hat sich als praktisch erwiesen, daher wollte ich auch eine Tasche für mich mit dem gleichen Schnitt. Zufällig kam eine dunkelgraue Anzughose mit Loch dazu, und die Idee, diesen feinen dunkelgrauen Wollstoff für die Taschenklappe und die Vorderseite in Grüntönen zu bestempeln und mit grünen Paspeln abzusetzen.

Guter Plan, nur lässt sich der Stoff nicht bestempeln, jedenfalls nicht mit Stoffarbe auf Acrylbasis. Die Farbe soll zwar ausdrücklich auch für dunkle Stoffe geeignet sein, sie wird aber von der Ex-Hose derartig aufgesaugt, dass die Motive kaum zu erkennen sind. Aha, und nun?

Zuerst fand ich die unkooperative Farbe ärgerlich – mein schöner Plan! - und dachte über Applikation oder Stickerei nach, um doch noch Motive auf den Stoff zu bringen - verschiedene grün gemusterte Stoffe in Blattformen, oder gestickte Blatttumrisse. In der zweiten Runde dachte ich dann über Faltungen, Raffungen und Waffelsmok nach. In der dritten Runde bin ich nun bei einer Patchwork-Falttechnik angekommen, habe mit andauerndem Bügeln, an das ich nicht gerne zurückdenke, das Grundgerüst hergestellt und muss mich nur noch für eine Füllung der Felder entscheiden.


Im Rennen waren schon Wollstoffe (schwarz-weiß-grau-rot) oder Seide (Grüntöne), oder gemusterte Baumwolle (dunkelblau-grau-braun, etwas japanisch). Es wird jetzt wohl erst einmal der selbstgemalte Stoff mit Pinselstrichen vom Foto oben, auch wenn die Farbkombination schwarz-weiß-rot vielleicht schon ein wenig ausgelutscht ist. Nebenher fiel mir noch eine Sommerversion ein (helles Leinen und gemusterte Baumwolle in verblichenen Pastelltönen), dann müsste die Taschenform aber eine andere sein, etwas runder, - oder dünner dunkelblauer Jeansstoff und bunte Patchworkstoffe.
Kurz gesagt: Ideen für ein halbes Dutzend weitere Taschen, und all das wäre nicht passiert, wenn die ursprüngliche Idee funktioniert hätte. So macht Scheitern Spaß.

Freitag, 19. März 2010

Stoff mit Häkelkante


Wie verbindet man am besten Stoff und Gehäkeltes? Wie angekündigt kommt hier eine kleine Anleitung, Ergebnis meiner Versuche zum Umhäkeln eines Stoffstreifens, neuerdings bekannt als Schal. Jetzt wo ich Nikis zauberhaften blumigen Frühlingsschal gesehen habe, fühle ich mich zu weiteren Häkeltaten geradezu herausgefordert. Häkelkanten an Rock-, Ärmel-, Taschensäumen, an Stulpen, Haarbändern oder Tüchern, das ist es doch, was man jetzt braucht. Oder wie Susanne so schön sagte "könnt mir diese Häkelspitzen grad an allem vorstellen". Genau.

Aber jetzt zu den Bildern, sie lassen sich durch Anklicken größer anzeigen - die Garnfarben sind so gewählt, dass man möglichst viel erkennt.

1. Klassisch: Schlingstich/ Langettenstich/ Festonstich* per Hand

geeignet für: alle Stoffe, auch feste, dicht gewebte und feine, empfindliche, auch für verstürzte Kanten, z. B. an einem Kissenbezug.
man braucht: Garn zum Umstechen, z. B. Sticktwist, dünnes Perlgarn oder auch Wolle und eine dazu passende Nadel, eventuell ein Lineal.

*) Dieser Stich hat viele Namen - statt Langettenstich wird manchmal auch "Languettenstich" geschrieben. Englisch heißt er buttonhole stitch oder blanket stitch, zwischen beidem gibt es anscheinend keinen Unterschied. Wobei es auf Deutsch auch noch den Knopflochstich gibt, der ist aber nicht mit diesem Schlingstich identisch. Ziemlich verwirrend also, ich habe mich hier für die Bezeichnung "Schlingstich" entschieden.

Ausstechen...
Faden mit einem kleinen Rückstich sichern...
so geht der erste Schlingstich....
... und so gehts weiter.
Direkt an der Saumkante ausstechen und den Faden mit einem kleinen Rückstich in die Kante sichern. Von vorne ein Stück unter der Kante einstechen, Nadel nach oben führen, der Faden liegt hinter der Nadel, Faden durchziehen. Dabei bildet sich eine Schlinge, die vom Arbeitsfaden gehalten wird. Für den nächsten Stich ein Stück daneben einstechen, im gleichen Abstand zur Kante wie beim ersten Mal, Faden unter die Nadel legen, durchziehen. Das Ablauf als Zeichnung und aus anderer Perspektive sieht man auch hier.
Ich finde es schwierig, die Abstände zwischen den Stichen möglichst gleichmäßig zu halten und markiere mir daher Punkte für die Einstichstellen mit Bleistift und Lineal. Fräulein Schick hat sich für ihre schicken Kissenhüllen eine ganz clevere Methode ausgedacht: sie steppt die Hülle am Rand ab und orientiert sich dann an der Maschinennaht. Ihre Anleitung findet sich hier.


Häkeln: In die Schlingen des Schlingstichs häkelt man eine Reihe feste Maschen oder abwechselnd eine feste Masche – eine Luftmasche, wenn die Schlingstiche etwas weiter auseinander sind. Das hängt von den gestickten Abständen und der Häkelgarnstärke ab, probiert aus, was besser passt.
In der nächsten Reihe oder Runde kann man dann mit dem eigentlichen Muster anfangen.

2. Schnell: Pseudo-Schlingstich mit der Maschine

geeignet für: alle Stoffe, auch feste, dicht gewebte, auch für verstürzte Kanten.
man braucht: Nähgarn passend zum Stoff oder passend zum Häkelgarn, Nähmaschine.


Selbst einfachere Nähmaschinen haben in der Stretchstich-Abteilung einen Kastenstich oder einen Stich für das Befestigen von Kanten oder das Applizieren, der aus einem breiten, schmalen Zickzack oder einem Querstich und einem kurzen geraden Verbindungsstich besteht. Wichtig ist, dass der Stich, der quer zur Kante liegt so lang ist, dass man das Häkelgarn dort bequem durchziehen kann. Der Stich, den ich für das Foto verwendet habe, heißt bei meiner Nähmaschine „Overlock-Kantenstich“, Stichwahl G.

Häkeln: Bei meiner Probe sind die Querstiche zum Einhäkeln etwa 3mm auseinander, genau passend für eine Reihe feste Maschen.

3. Brutal: Kante direkt umhäkeln

geeignet für: locker gewebte Stoffe in einfacher Lage, z. B. Leinen oder grobfädige Wollstoffe.
Man braucht: Häkelgarn und eine passende Häkelnadel, die mit etwas Druck auch durch den Stoff geht – hier und bei dem Schal vom letzten Mal war es eine Nadel in Stärke 1,5 und passendes Baumwollhäkelgarn. Bei ganz lockerem Wollbouclé könnte man aber auch Wolle und eine dickere Häkelnadel verwenden.



Bei dieser Methode den Stoff zuerst mit einem ganz schmalen Saum befestigen: an der Kante umbügeln, nahe am Bruch eine gerade Naht nähen, die Zugabe dicht an der Naht abschneiden. Ein Rollsaum oder eine Overlocknaht geht sicher auch. Bei einem dicken, fransenden Wollstoff würde ich Zickzack nähen, nachschneiden, den Zickzack nach links bügeln und mit Geradstich festnähen.

Häkeln: Die Häkelnadel vorsichtig (vorsichtig für den Stoff, aber auch für die eigenen Finger!) durch den Stoff neben dem Saum bohren und abwechselnd eine feste Masche – eine Luftmasche direkt um den Saum häkeln. Der gleichmäßige Abstand der Einstiche wird durch die Häkelei schon vorgegeben, zumindest fiel mir das hier leichter als bei Methode 1.

An den Ecken (und das gilt auch für Methode 1 und 2), zwei Mal an der gleichen Stelle einstechen, dazwischen drei Luftmaschen.

Häkelmuster:
Das deutschsprachige Internet hält nicht sonderlich viele Anleitungen für Häkelbordüren bereit, aber bei Yarn crazy girl habe ich einige (englische) Anleitungen für schöne Häkelkanten gefunden. Eine Tabelle mit der Übersetzung englischer Häkelbegriffe gibt es z. B. hier unten auf der Seite. Ansonsten empfehle ich für die Mustersuche die örtliche Stadtbücherei – meistens fristet dort sehr interessante ältere Häkelfachliteratur ein ödes Dasein, die sich freut, wenn sie auch einmal ausgeliehen wird.

Noch Fragen? Habe ich etwas vergessen? Wenn nicht, dann auf zum Häkeln, ansonsten: bitte fragen, ich bemühe mich, Antworten zu geben.

Dienstag, 16. März 2010

Schalomanie


Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung sagt ja ein Sprichwort. Meine Selbsterkenntnis der letzten Tage: Objektiv betrachtet habe ich zu viele Schals. Ich besitze auf jeden Fall mehr Schals als Pullover, vermutlich sogar mehr Schals als Socken, so genau habe ich das nicht gezählt. Und während Pullover und Socken über Jahre getragen werden - bis sie kaputtgehen nämlich - ist bei den Schals der neueste auch immer der schönste. Die älteren wandern nach unten in den Stapel und sind irgendwie nicht mehr so interessant.


Daher muss ich wohl nicht betonen, welchen Schal ich zur Zeit ununterbrochen trage - der Frühlingsschal ist natürlich von den wunderbaren pastellig-frühlingshaften spitzenumhäkelten Kissenhüllen der kanadischen Bloggerin Beata/ rose hip inspiriert. Angehäkelt in netter Gesellschaft, während etwas Frühlingsschnee vom Himmel fiel, hat mir der Schal nun schon eine Weile gute Dienste geleistet.


Das Häkelgarn (mittelstarke Baumwolle) stammt immer noch aus meinem ertauschten Garnfundus, der auch noch etwas 80er-Jahre-Pink und Lila bereithält. Daher suche ich derzeit nach weiteren umhäkelbaren Objekten jenseits von Kissenhüllen - hm, noch mehr Schals vielleicht? Wie auch immer, demnächst wollte ich noch zeigen, wie die Häkelei an den Stoff kommt, da gibt es nämlich verschiedene Methoden. Das demnächst, denn dazu brauche ich erst einmal Fotolicht, und hier siehts mal wieder aus, als wollte es gleich schneien. Da wickele ich mich doch lieber gleich mal in meinen Schal...

Sonntag, 14. März 2010

Die Berliner Modepolizei empfiehlt


Achten Sie auf die Länge ihrer Ärmel!

(Plakat im U-Bahnhof Möckernbrücke - hinter den Schienen.)

Freitag, 12. März 2010

Aus dem Winterschlaf (IV)


Vor zwei oder drei Wochenenden entstand dieses Quadrat mit der vierten Aufgabe der Stickchallenge auf der soliden Grundlage einer gewissen Übellaunigkeit und Lustlosigkeit. Nach acht Wochen Schnee fällt mir auch nichts mehr ein, außerdem erlebe ich nichts, weil ich nur noch rausgehe, wenn es unbedingt sein muss.


Heute morgen: schon wieder Schnee, und ich glaube ich schalte mich gleich wieder in den Winterschlafmodus. Neuer Stich diesmal: der Rückstichstern, oder Whipped Spiders Wheel, hier in verschiedenen Rosa- und Pinktönen.

Übrigens: Ich mag ja die liebevoll geschriebenen Wettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes. Aussichten für das Wochenende und den Anfang der nächsten Woche:

"Bevor ich zu dem Thema Frühling komme, müssen wir noch gemeinsam das Wochenende überstehen. [...] Man kann es mit dem einen Wort "nasskalt" beschreiben. Aus Nordwesten strömt feuchte und recht kalte polare Meeresluft nach Deutschland. Die Folge sind viele Wolken, in den Niederungen im Norden und im Westen mehr Regen, nach Osten und Süden hin und im Bergland mehr Schnee. [...]
Dann kommen wir endlich zur nächsten Woche und zu den zarten Frühlingshoffnungen. Nun, den Montag überspringen wir mal, da tut sich noch nichts in Sachen Frühling. Am Dienstag streckt er dann von Frankreich seine Fühler in den Südwesten Deutschlands aus." (Quelle: www.dwd.de)

Aber so richtig möchte sich Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich doch noch nicht festlegen - Ende der Woche eventuell bis zu 15 Grad in Süddeutschland. Und was ist mit uns?

Mittwoch, 10. März 2010

Herrenhandtasche


Seit der Sache mit der Cordjacke bekomme ich häufiger kleine, versteckte Hinweise, die Defizite der aktuellen Herrenmode betreffend („Früher hatte ich ja mal ein.... Warum gibt es sowas denn nicht mehr?“). Da ich nicht Superwoman an der fliegenden Nähmaschine bin, kann ich in den meisten Fällen auch nichts daran ändern und überhöre solche Andeutungen, aber einen klar geäußerten Weihnachtswunsch konnte ich erfüllen: den nach einer großen, aber nicht zu großen Umhängetasche. Geeignet für Din A4, aber nicht im Aktentaschenformat. Ohne die geschwürartigen Auswüchse der üblichen „sportlichen“ Herrentaschenmode mit ihren tausend Zippern, Schnallen, Klappen, Kordeln, Klettverschlüssen und Netzeinsätzen in hellgrau-dunkelgrau-schwarz – ihr wisst, was ich meine.


Der Schnitt, den ich mir daraufhin ausdachte, konzentriert sich daher ganz aufs Wesentliche: Ein großes Fach mit Reißverschlusstasche, ein kleineres Fach, eine Reißverschlusstasche auf der Rückseite, ein langer Träger, eine Klappe, ein Knopf, weiter nichts.


Genauer gesagt entstand der Schnitt um den Knopf herum – der ist nämlich ein raffinierter magnetisch-mechanischer Verschluss namens Fidlock mini turn (kaufen kann man ihn bei Funfabric.com, die sogar in der Vorweihnachtszeit innerhalb von zwei Tagen lieferten). Durch die Anziehung der Magnete verschränken sich die Innenteile des Verschlusses mit einem satten >Klick!<, so dass er sich durch einfaches Ziehen nicht mehr lösen lässt – dazu muss man außen am Knopf drehen, woraufhin die Abstoßungskräfte der Magnete wirksam werden und sozusagen das Öffnen unterstützen.

Dieses Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst rief beim Beschenkten große Begeisterung hervor und wurde auch allen anderen verfügbaren Personen vorgeführt, die sich angemessen beeindruckt zeigten - die intuitive Benutzung versagte nur bei einer Verwandten älteren Jahrgangs, die an der geschlossenen Klappe zog, dass ich Angst um die Tasche bekam. Nicht um den Knopf, wohlgemerkt, denn der scheint mir so solide, dass er vermutlich auch dann noch intakt ist, wenn die Tasche schon längst aufgegeben hat. Allerdings kann ich mir diese Kunstoffversion des Verschlusses - die einzige, die man momentan als Einzelhandelskunde bekommen kann - nur an recht wenigen Taschenmodellen vorstellen. Hier passt er, bei den Taschen, die ich für mich nähen würde, wären ja die schlichten Aluminiumknöpfe wesentlich interessanter, die auf der Seite des Herstellers gezeigt werden.

Ergänzung 12. 3. 2010: Ha, stimmt nicht! Eine Aluversion und türkise bzw. grüne Knöpfe mit Blümchen gibt es bei Kunterbuntdesign.
Danke für den Hinweis, Sonja!


Die Tasche selbst ist aus einem kräftigen Baumwollköper in Bitterschokoladenbraun und aus blauem Drachenstoff, einem dünnen Nylongewebe, aus dem normalerweise Lenkdrachen genäht werden.

Der Drachenstoff lässt sich traumhaft leicht verarbeiten und ist dabei äußerst reißfest und undehnbar. Der Träger ist ebenfalls mit einem Streifen Drachenstoff verstärkt, das ist besser als jedes Gurtband, aber im Ergebnis wesentlich dünner und viel einfacher zu nähen. Auch superleichte, dünne und dabei unglaublich stabile Einkaufsbeutel könnte man daraus herstellen, oder schicke bunte Taschen und Beutel für Waschzeug und Badesachen füttern. Eine Bekannte vom Nähtreffen, die mich überhaupt erst auf den Drachenstoff brachte, bezog damit ein klappbares Dach für ein Spielhäuschen und weiß von Leuten, die daraus Kinderwagendächer und Regenponchos fürs Fahrrad nähten.

Ich verwendete die dickere Sorte, die sich sogar ohne Probleme bügeln ließ, der Laden hatte aber auch noch eine dünnere Qualität, die vom Griff her an Seidenpapier erinnerte, aber vermutlich ebenso stabil ist wie das dickere Tuch. Das einzige Manko aus meiner Sicht ist das Knistern – je niedriger die Temperaturen, desto mehr knistert das Nylon, daher bekam die Tasche dann doch ein Baumwollfutter, und, wenn schon indidviduell dann richtig, ein eingenähtes Namensetikett mit Kontaktmöglichkeit, falls sie verloren gehen sollte.

Mittwoch, 3. März 2010

"Mach' ihn fleischiger!" (III)


Den Döner. Gut gemeinter Tipp meines Liebsten angesichts dieser Stickerei - ja, es handelt sich um einen Döner, ich sage das lieber gleich, sonst schreibt glatt jemand "Oh, so ein niedlicher Blumenkorb" und dann kommen wir in eine ganz, ganz peinliche Situation.

Wenn in unserer Straße ein Dönerimbiss aufmacht - und zwar genau an der Stelle, an der vor einem halben Jahr schon jemand mit der gleichen Idee scheiterte - dann verdient das, in Stickerei festgehalten zu werden, denn ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass der Laden das Jahr 2011 erleben wird.

Der Döner ist ja, mehr noch als die Currywurst, so eine Art Berliner Nationalessen. Oder zumindest die Geschäftsidee für Leute, die eigentlich keine Geschäftsidee haben und glauben, so mit möglichst wenig Aufwand Geld zu verdienen. Viele, wenn nicht die meisten Berliner Buden erscheinen mir ziemlich obskur - seit ich in der Stadt bin, pflege ich eine Gammelfleisch-Paranoia und halte mich von diesen Läden mit ihren Schaumfleischspießen fern. Wobei es hier sicherlich auch gute Dönerläden gibt - Tipps von Berliner Leserinnen willkommen!


Der Döner wird hier von der dritten Aufgabe der Stickamazonen umrahmt, eine Stichkombination, die mir diesmal besonders gut gefallen hat, weil sie so ornamental ist. Erinnert mich an orientalische Fliesen, und das passt ja.

Für mich neuer Stich diesmal: Der Bouillonstich oder auch Wickelstich, quasi ein auf die Seite gelegter Knötchenstich, hier in gelb.


Na dann, guten Appetit!